Der „Blutsonntag“ von Bozen fordert 2 Tote.
Als erstmals nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wieder in Bozen eine Messe stattfinden konnte und für den 24. April 1921 ein „Südtiroler Trachtenumzug“ als Rahmenveranstaltung geplant war, fassten die Faschisten das öffentliche Tragen der Tracht als Kampfansage auf. Am 16. April 1921 forderte das Zentralkomitee der „Fasci di Combattimento“ („Faschistische Kampftruppen“) in Mailand die „Fasci“ von Brescia und Verona zur Teilnahme an einer Strafexpedition nach Bozen auf. In dem Schreiben hieß es: „Verehrte Freunde des Direktionskomitees der Fasci von Brescia und Verona – Der Fascio di combattimento von Bozen hat beschlossen, am Sonntag, den 24. des laufenden Monats, eine Kundgebung der Italianita zu veranstalten. Sie ist unbedingt nötig, da die Tiroler an diesem Tag in Massen in Tracht auftreten werden, um ihre Ansprüche auf die Stadt zu erheben, den äußersten Wachposten des Vaterlandes.“
In dem Schreiben hieß es weiter, dass das Zentralkomitee hoffe, „dass eine möglichst umfangreiche Squadra am kommenden Sonntagmorgen nach Bozen kommt.“
Es war am 24. April 1921 eine ausreichende Zahl von Faschisten in Bozen anwesend. Zahlreiche aus dem Süden herangekarrte Gewalttäter mischten sich in den anlässlich der Bozner Messe veranstalteten Trachten-Festzug.
Die Faschisten gingen mit Knüppeln, Pistolen und Handgranaten auf die Festteilnehmer los. Als der Schulleiter Franz Innerhofer aus Marling den 8jährigen Buben Hans Theiner aus Marling in einen Hausflur in Sicherheit bringen wollte, schoss ein Faschist ihm in den Rücken und Innerhofer musste verbluten.
Insgesamt gab es noch 48 Verwundete, von denen einer, der Sagschneider Johann Baptist Dapra vom Schloss Ried bei Bozen, einige Tage später ebenfalls verstarb. Die italienischen Sicherheitsorgane hatten den Faschisten freie Hand gelassen und sie zur freien Rückreise noch beschützend bis zum Bahnhof geleitet. Die italienische Presse hetzte mehrheitlich gegen die Südtiroler. Die mit Faschisten durchsetzten Justizbehörden konnten die Täter selbstverständlich nicht ermitteln.
Das Geschehen im April 1921 ließ erahnen, was nach einer Machtergreifung des Faschismus auf die Südtiroler Bevölkerung noch zukommen sollte.
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