Die Geschichte des Kunstsammelns ist eine Geschichte voller Fehlurteile. Denken wir nur an Monet, Cézanne, Gauguin oder van Gogh. Alle wurden sie zu ihrer Zeit verkannt. Unter den damals von Kunstkennern ausgewählten Werken für die berühmten Pariser Salons des 19. Jahrhunderts findet sich kaum ein, aus heutiger Sicht, bedeutendes Werk. Weder die Realisten noch die Impressionisten fanden Anerkennung.
Die Gefahr, dass auch unsere Gegenwart an den wirklichen Meisterwerken vorbeisammelt, ist nicht zu leugnen. Doch das scheint keinen Galeristen, keinen Sammler zu irritieren. Sie alle glauben, die größten Künstler unserer Zeit erkannt zu haben. Nahe liegt vielmehr der Verdacht, dass auch das Gefühl mitbestimmend ist, den geltenden Geschmackskonventionen genügen zu wollen. Die Kunstgemeinde, die in wenigen Wochen Künstlerinnen und Künstler zu höchst bezahlten Weltstars macht, ist klein und verschworen. Wenn wir von 20 Galeristen sprechen, die bestimmen, was weltweit führend ist, dann ist die Zahl wohl hoch gegriffen. Allein der Zugang eines Künstlers zu einer dieser Galerien zündet die Preisrakete mit der Folge, dass der Galerist für seinen neuen Künstler die Sammler problemlos findet.
Meine These ist: Mangels nachprüfbarer Qualitätskriterien definiert der Markt den Rang der Kunst und nicht die Kunst den Preis der Werke.
Foto: “Die Kartoffelesser” von Vincent van Gogh , 1885, Öl auf Leinwand, 81,5 cm × 114,5 cm, Van Gogh Museum
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