Editoriali

“Unverantwortliche Banker”, “hemmungslose Gier”, Eine ungewisse Zukunft?3 min read

27 Dicembre 2013 2 min read

“Unverantwortliche Banker”, “hemmungslose Gier”, Eine ungewisse Zukunft?3 min read

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Mit seinen Studien über das 19. Jahrhundert wurde der Brite Eric Hobsbawm zu einem der berühmtesten Historiker der Welt.

Er war zugleich Vordenker und Vorbild für mehrere Generationen von Wissenschaftlern. Er hat uns einen düsteren Blick in die Zukunft hinterlassen. Schlimmer noch als die große Depression, die er vor 80 Jahren in Berlin miterlebte, ist der Zusammenbruch heute. Der Historiker hat das Verschwinden von vielen Systemen miterlebt: den Untergang der Weimarer Republik, die Zerschlagung des Faschismus, das Absterben der DDR, den Kollaps des Kommunismus und nun …
Ob es uns passt oder nicht, so Hobsbawm” Es gibt wenig Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken! Im 19. Jahrhundert glaubten die Menschen, es geht stets aufwärts, vorwärts, man wird zivilisierter, man ist gebildeter. Der Mensch lernt lesen, schreiben, sie glauben, es geht nicht nur materiell, sondern gleichzeitig auch moralisch voran. Man könnte optimistisch sein…aber
Materiell hat sich die Welt für viele Menschen verbessert. Man ist größer, lebt länger, man ist gesünder. Aber geistig, politisch, moralisch, da kommt der Mensch nicht hinterher, vielleicht entwickelt er sich sogar im Augenblick noch weiter zurück. Was sind unsere Werte des Lebens? Warum leben wir? Wozu?
Man könnte nun fragen, warum hält der Mensch an einem System fest, das regelmäßig die fürchterlichsten Katastrophen produziert? Das die Umwelt ausbeutet und zerstört?
Denn nun, wo wir es wirklich brauchen, gibt es kein Gegenprojekt für die Menschheit! Das ist fatal.
“Unverantwortliche Banker”, sagt die Kanzlerin, “hemmungslose Gier”, erklärt der Bundespräsident, haben die Grundlagen des Gemeinwesens verzockt. Mich erinnert das an mittelalterliche Deutungsversuche.
Die Politiker müssen so reden, sie können ja schlecht zugeben, dass nicht der Einzelne, sondern das System an sich falsch ist. Der Markt ist nicht moralisch. Die reine Marktwirtschaft ist auf Habgier aufgebaut und auf sonst gar nichts, das ist das System.
Beunruhigend ist: Es herrscht, angesichts der Herausforderungen, eine Dürre des Denkens, eine Art intellektuelle Wortlosigkeit. Es fehlen heute Leute und Denker wie Keynes, der in den Dreißigern so weitsichtig war, dass es ihm gelang, den Kapitalismus zu bändigen. Er wollte den Kapitalismus nicht überwinden, er wollte ihn stabilisieren, er wollte ihn retten. Er sagte ganz offen: “Meine Klasse ist das gebildete Bürgertum, und ich möchte eine Welt, in der es Leuten wie mir gut geht. Aber das heißt, es muss den anderen auch gut gehen.”

Es gibt nur einen Weg aus dem Dilemma, der aber setzt eine fundamentale Bewusstseinsveränderung voraus, er ist ein internationales, ein Riesenprojekt: die Welt gegen die Umweltgefahr sicherer machen. Das würde helfen, die Wirtschaft anzukurbeln, aber es wäre auch ein Projekt, das man gegen die Marktkräfte durchsetzen müsste.

Aber eine große Sache ist es dennoch, dieses Prinzip Hoffnung. Auch wenn die ideale Gesellschaft, wie Max Weber glaubte, jenseits unserer Möglichkeiten liegt, ist nichts Ernsthaftes in der Politik zu erreichen, wenn man nicht an sie glaubt. Der Mensch hat die Anlagen zum Guten wie zum Schlechten und wie er sich benimmt, das kann man wohl ändern! Dass unsere Welt, immer noch oder endlich mal Heimat für alle werden kann: Das ist doch ein schönes Ziel!