Bozen. Südtiroler Weltläden, Alto Adige Pride Südtirol und Südtiroler HochschülerInnenschaft schließen sich für „queere Kleidertauschparty“ zusammen, um Nachhaltigkeit zu fördern.
Die Idee gewinnt in Europa und weltweit immer mehr an Beliebtheit: Den eigenen Kleiderschrank aktualisieren, und dabei keinen Cent ausgeben. Wie? „Kleidertauschparty“ oder „Swap Party“ nennt sich das innovative Konzept, das entstand, um einen bewussteren und ressourcensparenden Konsum zu fördern. Besucher*innen bringen Kleidung in gutem Zustand mit und nehmen die Kleidung anderer, die ihnen gefällt, mit nach Hause – Geld ist keines involviert. Warum das?
„Wir haben bereits genug Kleidung für die nächsten 6 Generationen produziert und werfen jährlich 92 Millionen Tonnen davon weg, ein Großteil davon in ausgezeichnetem Zustand. Mit unseren Kleidertauschpartys wollen diesen Überfluss erfahrbar machen,“ so Sophie Baumgartner vom Netzwerk der Südtiroler Weltläden. Denn von den Folgen der Klimakrise, für welche die extreme globale Überproduktion von Kleidung maßgeblich mitverantwortlich ist, seien auch die Produzent*innen der Weltläden im Globalen Süden jetzt schon stark betroffen. Problematisch seien in der Textilindustrie alle Schritte, von der Produktion über das Färben – oft mit ätzenden Chemikalien – bis hin zur Entsorgung: Schätzungen zufolge ist sie für 10% aller Treibhausgasemissionen1 und für 20% der weltweiten Verschmutzung von sauberen Gewässern verantwortlich,2 außerdem mit 35% die größte Ursache für Mikroplastik in den Ozeanen.3 Ganz zu schweigen von den menschenunwürdigen Bedingungen in der Produktion, die von gravierenden Risiken und Unterbezahlung bis hin zu Kinderarbeit und Formen von moderner Sklaverei reichen.
Um Konsument*innen stylische Alternativen zum Neukauf zu bieten, haben das Netzwerk der Südtiroler Weltläden, Alto Adige Pride Südtirol und die Südtiroler HochschülerInnenschaft eine monatliche Kleidertauschparty ins Leben gerufen. „Swap Party Goes Queer“ nannte sich das erste Event, das den Anstoß für die neue Kleidertauschreihe in Bozen gab: Damit sollen gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gefördert werden. „Wir wollen sichere Räume für queere Personen schaffen, in denen man sich ausprobieren kann, in denen aber auch Dialog mit Menschen außerhalb der Gemeinschaft über die Wichtigkeit des Selbstausdruckes ermöglicht wird,“ so Madu Alber von Alto Adige Pride Südtirol.
Besonders für queere Menschen sei es oft wichtig, mit der eigenen Identität spielen und experimentieren zu können. „Guttun würde es aber sicherlich allen, der eigenen Kreativität zwischendurch freien Lauf zu lassen,“ so Marea Gadotti bei der Podiumsdiskussion der ersten Kleidertauschparty, diesjährige Gewinnerin bei „Italy’s best drag queen“. Mit den Swap Partys soll dies auf nachhaltige und inklusive Weise ermöglicht werden. So könnten etwa junge trans* Menschen den Neukauf von Kleidung im Zuge ihrer Geschlechtsanpassung mit einem einfachen, nachhaltigen Tausch ersetzen.
1 https://www.businesswaste.co.uk/your-waste/textile-recycling/fashion-waste-facts-and-statistics/
3 https://www.nature.com/articles/s41598-019-43023-x