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„Keine Panik vor dem Referendum“ Italiener hoffen auf gute Nachrichten

1 Dicembre 2016

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„Keine Panik vor dem Referendum“ Italiener hoffen auf gute Nachrichten

von Claudia von Dzerzawa

Egal, wer beim Referendum gewinnt, für die ausländische Presse steht das Land schon vor dem Ruin. Die Italiener aber dagegen hoffen auf gute Nachrichten – und geben sich ein wenig fatalistisch, so ntv.de.

Die Italiener haben sich daran gewöhnt, für Aufregung an den internationalen Finanzmärkten zu sorgen. Und an negative Schlagzeilen.

Die britische Presse scheint aber jede Bodenhaftung verloren zu haben. Die Zeitschrift „The Economist“ erklärte den Italienern in ihrer jüngsten Ausgabe wieder einmal, was sie wählen sollen: auf keinen Fall die Verfassungsreform unterstützen, denn diese könnte die Demokratie in Gefahr bringen. Die „Financial Times“ wiederum meint, bei einem Sieg der Nein-Stimmen wären acht italienische Banken in finanzieller Gefahr. Und dann ist da noch der Verbleib Italiens in der Eurozone: Bei einem Sieg der Reformgegner wäre dieser nicht mehr sicher. Die Staatsschulden würden das Land überwältigen.

Auch die Italiener fragen sich langsam, was nach dem Referendum passiert. Aber ganz so schwarz sehen sie ihre Zukunft nun doch nicht. Mögliche wirtschaftliche Folgen sind eher ein Randthema, auch weil die Finanzmärkte als absolut unberechenbar gelten. Was die Reaktionen auf den Brexit und auf Donald Trumps Sieg ja auch bewiesen haben. „Warum sollte Italien am 3. Dezember keine Gefahr für die Eurozone darstellen, aber am 5. Dezember für den Untergang der Eurozone und der EU verantwortlich sein?“, fragt sich Massimo Mucchetti, Abgeordneter der Regierungspartei Partito Democratico, der gegen die Verfassungsreform stimmen wird. „In 72 Stunden ändern sich doch die Eckzahlen nicht.“ Mucchetti war bis 2012 Wirtschaftsjournalist beim „Corriere della Sera“, er weiß wohl, wovon er spricht.

Wirtschaftsexperte Marco Fortis bedauert dagegen, dass die Berichterstattung über Italien eine falsche Einschätzung der wirtschaftlichen Lage transportiere. Es stimme zwar, dass ein robustes Wachstum weiter auf sich warten lasse – dieses Jahr soll es 0,8 Prozent betragen, nächstes Jahr 0,9 Prozent, bei der Produktivität ist Italien in Europa Schlusslicht, während die Staatsschulden trotz Sparpolitik auf 133 Prozent des BIP geklettert sind. Aber: „Wir sind aber endlich auf dem richtigen Weg. Die Zahlen, die das statistische Amt am 1. Dezember verkünden wird, beweisen es“, sagte Fortis. „Im letzten Quartal sind die Staatsschulden im Vergleich zum BIP, zum ersten Mal nach acht Jahren, um 0,8 Prozent gesunken, verglichen mit den Zahlen aus dem im Dritten Quartal 2015.“ Renzis Wirtschaftspolitik, die nicht nur aufs Sparen ausgerichtet ist, ist also die richtige, meinte Fortis. Abgesehen davon weise Italien seit 20 Jahren einen Primärsaldo auf.

Auch das würde aber noch immer nicht den Bankrott der italienischen Staatskassen nach sich ziehen. „Um diesen zu erzeugen, muss ein Spekulations-Tsunami von den Märkten losgetreten werden. Zum Beispiel, indem man Gerüchte über eine bevorstehende Zahlungsunfähigkeit verbreitet“, so sagte der Wirtschaftsexperte Maurizio Ferrera. „Und auch dann, müsste die EU tatenlos zusehen.“ Und so weit wird es schon nicht kommen.

Quelle: https://claudia2902.wordpress.com/2016/11/29/keine-panik-vor-dem-referendum-italiener-hoffen-auf-gute-nachrichten/