Ein Kommentar von Claudia von Dzerzawa
Politiker sollen Probleme benennen, in den Griff kriegen, und nicht schnappatmend auch noch Panik verbreiten. In Berlin misslingt das leider zurzeit.
Wenn jene Menschen, die regieren wollen, jedes Gefühl für Verhältnismäßigkeit verlieren, kann es gefährlich werden. Es gibt genug Probleme, und Politiker von der Linken bis zur CDU haben die Pflicht, sie auch zu benennen und in den Griff zu bekommen. Von besonnener Analyse kann aber in den vergangenen Monaten keine Rede sein.
Sich zu empören ist menschlich, und Politiker sind Menschen. Doch warum muss aus einem feigen Angriff mit Steinen gleich ein Terrorakt gemacht werden, und die Polizei zum Gespött, weil sie am Ende nur Feuerlöscher in dem Haus sicherstellt? Es wäre stattdessen der Moment gewesen, für Wertschätzung von Polizisten zu werben, die jeden Tag auch ohne Häuserstürmungen Risiken eingehen.
Wo von Terror die Rede ist, ist auch ein Anti-Terroreinsatz nicht weit: Als im Januar in der Rigaer wieder ein Polizist verletzt wird, befahl man den Einmarsch in vier Wände, SEK und 500 Polizisten stürmen das besetzte Haus. Zum Vergleich: Bei der IS-Terrorrazzia am Donnerstag waren 450 Beamte im Einsatz.
Man möchte die Politiker in einem ruhigen Moment an die Hand nehmen und sagen: “Redet nicht alles schlimmer als es ist, es ist schon schlimm genug.”