Islamistischer Terror hat nichts mit muslimischem Glauben zu tun?

Doch, natürlich, so sagte der Islam-Experte Harry Harun Behr. Denn die Hassprediger missbrauchen bestimmte Stellen aus dem Koran und nicht aus der Bibel. Aber er bezeichnet den Dschihadismus als “Meuterei” einer Splittergruppe innerhalb der Muslime, so berichtete der Experte in den Medien.

“Die Ethik, dass der Koran nicht von allen Menschen verlangt, Muslime zu sein, aber von allen Muslimen verlangt, sich wie Menschen zu verhalten, macht dagegen 60 bis 70 Prozent des Korans aus”, sagte der Professor für Islamische Religionslehre an der Uni Erlangen-Nürnberg.

Schon immer haben politische, militärische und religiöse Führer in den verschiedensten Epochen und Ländern “die religiöse Karte” gespielt, “um durch eine Inanspruchnahme von Heiligkeit Gewalt zu rechtfertigen”. Auch im Koran gibt es problematische Stellen. Als Beispiel nennt Harry Harun Behr eine Gewaltpassage in der fünften Sure: “Der Koran spricht hier von Vergeltung gegen jene, die gegen Gott und seine Gesandten kämpfen.”

Direkt davor heißt es jedoch sinngemäß: “Wer einen Menschen ermordet, ist so, als habe er die ganze Menschheit ermordet.”
Es ist daher wichtig, dass die gemäßigten islamischen Gelehrten widersprüchliche Verse auf ihre Weise deuten, weil sonst “diese Rattenfänger den Koran benutzen, um mit einer Küchentheologie junge Leute zu verführen”.
Junge Menschen, die zwischen 15 und 20 Jahre alt sind, lassen sich mit einfachen Weltbildern wie Schwarz-Weiß, Gut-Böse, Westen-Osten relativ leicht radikalisieren, so findet Behr. Viele junge Muslime haben ein spirituelles Interesse, fühlten sich aber gleichzeitig aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit vom Westen diskriminiert.
Dieses nutzen radikale Islamisten seit einigen Jahrzehnten zunehmend gezielt für ihre Zwecke: “Im Dschihadismus gibt es so etwas wie eine organisierte Struktur, die nun versucht, in dieses Vakuum der Verständnislosigkeit zwischen Muslimen und der westlichen Welt vorzustoßen, um junge Leute abzugreifen.”
Junge Muslime fühlen sich davon deutlich öfter angesprochen als junge Protestanten oder Juden.
Der Islamwissenschaftler betont jedoch:
Der Terror speise sich weder unmittelbar aus der islamischen Theologie noch aus den Aktivitäten der hier ansässigen Moscheen oder dem Alltagsleben der Muslime.
“Das, was gerade stattfindet, stellt so etwas wie eine Meuterei dar. Ein Teil der Gesellschaft sind Muslime, und unter ihnen gibt es eine kleine Splittergruppe, die versucht zu meutern.” Die islamische Theologie hat jetzt die Aufgabe, “den Islam vor der feindlichen Übernahme seiner eigenen Anhänger zu schützen”.

Claudia von Dzerzawa

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