Besondere Buchvorstellung in der St.-Peter-Kirche in Lana

Am 16. Mai 2024 stellte Francesco Comina in der St.-Peter-Kirche in Lana sein neuestes Werk über Nazi-Märtyrer, mit dem Titel „La Lama e la Croce“ vor. Der Ort war nicht von ungefähr gewählt, darauf verwiesen auch die beiden Hausherren Dekan Peter Unterhofer und Altdekan Peter Lantschner bei ihren Einführungen. Letzterer hatte in den 1980er Jahren verfügt, eine Gedenktafel (1986) für den gebürtigen Lananer Märtyrer-Priester Heinrich Dalla Rosa in dieser Kirche anbringen zu lassen und ihm den Stationenweg entlang des alten Wallfahrtsweges von der Kreuzkirche nach St. Agatha in der Wiese zu widmen. Gleichzeitig wurde damals der Priester und Publizist Josef Innerhofer gebeten, über diese bemerkenswerte Persönlichkeit zu recherchieren, weshalb ein Büchlein samt wertvollen Quellenzitaten, unter dem Titel „Treu bis in den Tod“, im Athesia-Verlag gedruckt und verteilt werden konnte.
Zu den zahlreichen Zuhörern in der St.-Peter-Kirche zählten auch Ermanno Allegri, ehemaliger Präsident der European Committee for the Prevention of Torture and Inhuman or Degrading Treatment or Punishment (CPT) und seit über 50 Jahren Missionar in Brasilien, Harald Stauder, LA und Altbürgermeister von Lana, Albert Innerhofer, Obmann des HSV Lana und Historiker Leopold Steurer. 

Gedenktafel Heinrich Dalla Rosa

Gebannt lauschten alle den emotionalen Ausführungen des Autors, der unter anderem gestand, dass die Gedenktafel in der St.-Peter-Kirche über einem ihn bisher unbekannten Heinrich Dalla Rosa letztendlich den Impuls lieferte, über diesen und weitere wenig bekannte Männer und Frauen, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlen mussten, zu recherchieren: Max Josef Metzger, Franz Jägerstätter, Franz Reinisch, Josef Mair-Nusser, Maria Angela Autsch, Walter Klingenbeck, Eva-Maria Buch, Maria Terwiel und eben Heinrich Dalla Rosa.
Christus siegt!“ Diese österlichen Worte sind als die letzten von Pfarrer Heinrich Dalla Rosa (1909–1945) überliefert. Auch sehe er „ruhig und gefasst“ seiner Hinrichtung entgegen, schrieb er an seinem Sterbetag. Zuletzt wirkte Dalla Rosa seit 1939 als Seelsorger in St. Georgen bei Obdach, wohin seine sterblichen Überreste im Frühjahr 1946 vom Zentralfriedhof Wien aus und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und des Klerus an der Südseite der Pfarrkirche beigesetzt wurden.
Heinrichs Vater, Giuseppe Dallarosa (der Nachname wurde in den 1940er Jahren von den Nazis in Dalla Rosa abgeändert) kam um 1900 von Levico im Trentino, damals noch k.u.k. Monarchie-Gebiet, mit seinem Bruder nach Lana. Bald verdiente er sich als Maurer in Untermais, wo er 1903 Elisabeth Egger kennengerlernt und geheiratet hatte. Dort wurde 1904 deren älteste Tochter Elisabeth geboren. Bald darauf übersiedelten sie nach Oberlana, wo 1905 Sohn Johann Josef zur Welt kam. Als jüngster der Geschwister wurde dort am 16. Februar 1909 im Plateiderhaus, in der Ländgasse, Heinrich geboren. Von Geburt an kränklich, stand das Kind im zarten Alter von zwei Jahren dem Tod sehr nahe, sodass man bereits an die Verabschiedung denken musste. Doch seine Mutter gab sich ganz den Fürbitten der
Muttergottes hin und wie durch ein Wunder war der Sohn bald darauf genesen. Die erste Schulzeit verbrachte er noch in Lana und von seinen ersten Ministrantendienste in der St. Peterkirche haben Lananer Zeitzeugen berichtet.
1916 wurde sein Vater zum Kriegsdienst eingezogen, worauf die Mutter mit den drei kleinen Kindern zu Verwandten in die Umgebung von Graz und schließlich in seine Primizpfarre Burgau in die Steiermark zog.
In der Donatikapelle neben der dortigen Pfarrkirche erinnert ein Bild von Franz Weiß an ihn. Weiß schuf auch die Gedenktafel und die Stationenbilder in Lana.
Als junger Mann war es Heinrichs Wunsch, sich den Steyler Missionaren in St. Gabriel bei Mödling als Bruderkandidat anzuschließen. Bald aber klärte sich seine geistliche Berufung, denn er verspürte die Neigung, Priester zu werden. Von 1930 bis 1935 besuchte er die Theologische Fakultät in Graz, welche im Gedenken an Dalla Rosa 2007 einen Raum im neuen Universitätszentrum in der Heinrichstraße benannt hat. Am 14. Juli 1935 weihte Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski Dalla Rosa im Dom zum Priester. Der begabte Seelsorger wirkte daraufhin als Kaplan in Paldau, Allerheiligen im Mürztal und Hieflau, bevor er die obersteirische Pfarre St. Georgen übernahm. Mit Gitarre, Harmonium und seiner musikalischen Begabung, gelang es Heinrich bald eine große pädagogische Gemeinschaft zu
entwickeln, die sich traf, um gemeinsam Lieder der Liebe und des Glaubens zu singen, sich in der Zeit des Nazi-Terrors beizustehen und Mut für eine bessere Zukunft zuzusprechen.
Er besuchte auch öfters seinen Geburtsort Lana und gestaltete, wann immer möglich, eine Messfeier in der St.-Peter-Kirche. Gerne wanderte er in der Südtiroler Bergwelt. In den Bergen fühlte er sich wohl, so soll er zu seinen Mithäftlingen in Wien zum Abschied gesagt haben: „Grüßt mir meine Berge!“
Seine Verhaftung erfolgte am 23. August 1944, angeklagt wegen „Wehrkraftszersetzung“. Zwei Begebenheiten wurden dem jungen Pfarrer im Prozess, der mit dem Todesurteil für den Inhaftierten endete, vorgeworfen: die angebliche „staatsgefährdende Äußerung“, in welcher er „Zweifel an einem guten Ausgange des Krieges“ kundgetan hatte, sowie ein Besuch bei einer hochschwangeren Lehrersgattin, den Dalla Rosa selbst als rein religiöser Natur bezeichnete und wozu er sich als „verantwortlicher Seelsorger“ verpflichtet gefühlt hatte. In diesem Gespräch ersuchte er die Frau unter anderem, ihr Ehemann „möge seine Arbeit in der Partei aufgeben.“
Der Angeklagte nahm das Todesurteil gefasst entgegen und verzieh allen, welche die Anklage eingebracht hatten. Die Briefe aus dem Gefängnis an seine Eltern und Schwester zeugen von einer inneren Größe und Gottergebenheit: „Nichts Weltliches, nichts Gehässiges bedrückt mein Gemüt, ich bin innerlich froh, als Zeuge Christi befunden zu sein.“ Der erst 35-jährige Heinrich Dalla Rosa wurde am 24. Jänner 1945 abends, wenige Monate vor dem Ende des nationalsozialistischen Schreckensregie, enthauptet.
Bei der Buchvorstellung war es dem Autor wichtig hervorzuheben, dass gerade solcher Priester, Ordensleute und Laien man immer wieder gedenken und Erinnerungszeichen setzen möge, in Anerkennung und Dankbarkeit für ihr Glaubenszeugnis, für ihren Glaubensmut, ihre Zivilcourage und ihr religiös-politisches Widerstandsverhalten, denn sie waren Lichtgestalten in einer dunklen Zeit.
Die Veranstaltung wurde von Gemeinderat, Gabriele Agosti (Arcipelago Lana), und Elfriede Zöggeler Gabrieli (HSV Lana) organisiert, die sich, gemeinsam mit dem Autor, bei allen für das Interesse und die rege Teilnahme Interesse bedanken.
Zum Leben und Wirken obgenannter Nazi-Märtyrer siehe: Francesco Comina, „La Lama e La Croce“, Vatikanverlag, Città del Vaticano 2024.

Elfriede Zöggeler Gabrieli

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Elfriede Zöggeler Gabrieli

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