43. Gustav-Mahler-Musikwochen Toblach 2023: Rückblick und Vorschau

Nach dem äußerst erfolgreichen Eröffnungskonzert am letzten Samstag erklang am Sonntag Wiener Schrammelmusik, aufgeführt von den Divinerinnen, einem 7-köpfigen Frauenensemble. Am Vormittag umrahmten sie die Pflanzung einer Lärche am Mahler Komponierhäuschen in Altschluderbach, um den 80. Geburtstag von Marina Mahler, der Enkelin des Komponisten, zu feiern. .Das Bäumchen gesellte sich, laut Herbert Santer, zu den ca. 50 anderen die mittlerweile das Gelände wieder atmosphärisch beleben. Am Abend begeisterten die Divinerinnen dann ein zahlreich erschienenes Publikum im Gustav Mahler Saal des Kulturzentrums. Dort präsentierte auch am Montag der junge, vielfach preisgekrönte Cellist Narek Hakhnazarian ein anspruchsvolles Solo-Cello-Programm auf höchst sensible Weise.

Am Dienstag lag der Fokus auf den Aufenthalten in Toblach nicht nur von Gustav und Alma Mahler, sondern auch von Johannes Brahms, Clara Schumann und Hugo Wolf. In einer sehr aufschlussreichen Einführung gingen Ferruccio Delle Cave und Gerhard Fasolt nicht nur auf deren Wanderungen, Erlebnisse und Aussagen über verschiedene Orte im Landrotal ein, sondern gaben auch Einblicke in die Lieder des anschließenden Konzertes. Der junge Bassbariton Konstantin Ingenpass, einfühlsam am Klavier begleitet von Matthias Alteheld, versetzte sich sowohl in die Welt von Brahms als auch in manche Abgründe des Liedwerks von Wolf. Dazwischen wurden Lieder von Alma Mahler dargeboten, und zum Abschluss erklangen die berühmten “Rückert-Lieder” von Gustav Mahler, die reichlich Applaus erhielten und zwei Zugaben hervorbrachten.

Mahler stand auch am nächsten Tag auf dem Programm: die zweite Symphonie, auch bekannt als “Auferstehungssymphonie”, in einer Bearbeitung für 2 Klaviere und Flügelhorn/Trompete von Bruno Walter. Den Pianisten Gregor Meyer und Walter Zeller gelang es auf bemerkenswerte Weise, die Klangfülle eines ganzen Orchesters darzustellen, und auch die Solisten Johannes Clemens (Trompete), Arnika Steinbach (Sopran) und Henriette Gödde (Alt) brillierten. Der Star des Abends war jedoch der GewandhausChor Leipzig, der Mahlers Auferstehungschoral auf ergreifende Weise vortrug und das Publikum im vollbesetzten Haus zu Jubelstürmen hinriss.

Enthusiastisch applaudiert wurde auch das Busch Trio (Omri Epstein, Klavier, Mathieu van Bellen, Violine, Ori Epstein, Violoncello), das sich sowohl als Trio, als auch zusammen mit Noga Shaham (Viola) und Naomi Shaham (Kontrabass) als Quartet und Quintett präsentierte. Neben Beethovens Trio Opus 1 erklangen so Gustav Mahlers „Quartettsatz”, ein Werk aus seiner Studentenzeit, und Franz Schuberts berühmtes „Forellenquintett”.

Ein junges Ausnahmetalent stand am Freitag auf der Bühne: der Berliner Pianist Julius Asal, der solistisch wie kammermusikalisch bei internationalen Festivals und prestigeträchtigen Konzerthäusern konzertiert. Sein kürzlich erschienenes Debütalbum mit Werken von Sergei Prokofiev wurde vom Melomano Magazin mit „Gold” bewertet und es wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.

So geht es weiter:

Der Film „Wohin ich geh’ – Eine Reise mit Gustav Mahler“ (mit Musicbanda Franui, und dem Chor des Bayerischen Rundfunks) ist am 22. Juli zu sehen, bevor am Sonntag, dem 23. Juli, die musikologische Konferenz beginnt. Zwei Tage lang werden die international renommierten Musikolog:innen Angelo PintoFederico CelestiniCarlo SerraMilijana PavlovićMarcus ZagorskiJulian JohnsonThomas PeattieSherry LeeMathieu SchneiderDaniel GrimleyRaffaele PozziKirsten Paige und Paolo Somigli Vorträge in englischer Sprache rund um das Thema „Nature in Musical Modernism since Mahler” halten.

Am Abend des 23. Juli steht wieder ein großes Orchesterkonzert auf dem Programm: Das deutsche Bundesjugendorchester unter Clemens Schuldt spielt Don Juan von Richard Strauss, eine Uraufführung von Daniel Nelson (Konzert für Akkordeon und Orchester, mit soloist Martynas Levickis), die 7. Symphonie von Sibelius und „Helix” (2005) von Esa-Pekka Salonen.

Neue Kompositionen stehen auch im Mittelpunkt am 25. Juli, wenn nach einer intensiven Probenphase in Toblach sechs junge Komponierende ihre Werke mit dem El Cimarrón Ensemble und den Blechzinnen” unter Clemens Heil und mit der Mezzosopranistin Frances Pappas vorstellen.

Am 27 07 ist das Mahler Orchestra Toblach (Dirigentin: Sybille Werner; Anna Lucia Nardi: Mezzosopran) an der Reihe mit der Ouvertüre “Die Hebriden” und der “Italienischen“ (Nr. 4 in A-Dur op.90) von Mendelssohn, Liedern von Gustav Mahler sowie der Uraufführung „What the Glaciers tell me“ von Michele Cagol. Das Mahler Orchestra Toblach wurde 2019 aus der Idee heraus geboren, Musiker:innen aus der Region die Möglichkeit zu geben, in der von Mahler so geschätzten Umgebung seine Kompositionen aufzuführen. Solistin ist die gebürtige Südtirolerin Anna Lucia Nardi, die sich national und international sowohl auf der Konzertbühne als auch in der Oper etabliert hat. 

Das preisgekrönte Asian Youth Orchestra, das zu “zu den besten Jugendorchestern der Welt” (San Francisco Chronicle) zählt, folgt am 28 07. Im Programm: die Ouvertüre aus Ruslan&Ludmilla von M. Glinka, Strawinskys Feuervogel und die Symphonie Nr. 4 von G. Mahler (Dirigent: Joseph Bastian; Lydia Teuscher, Sopran).

Den Abschluss des Mahler‘schen Konzertreigens in Toblach bildet am 29 07 das Euregio Jugendblasorchester mit Werken von Psaier, Lortzing, Galante, Mahler, Reineke, Marquez. Das gemeinsame Büro der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino organisiert in Zusammenarbeit mit den Blasmusikverbänden von Tirol, Südtirol und Trentino vom 22. Juli bis 30. Juli 2023 eine Sommerwoche für talentierte MusikerInnen, die in Toblach stattfindet. Rund 50 Jugendliche bilden das Euregio-Jugendblasorchester 2023, das nach dem Vorbild der erfolgreichen Aufführungen der Vorjahre wieder in den drei Ländern der Euregio je ein Konzert aufführt. Dirigiert wird das Euregio-Jugendblasorchester 2023 von Wolfgang Kostner, Meinhard Windisch und Franco Puliafito.

Im Bild: Münchner Symphoniker/c-Max Verdoes