Die traditionelle Gebietsversammlung der fünf Bauernbund Ortsgruppen des Gadertales ist die letzten Jahre wegen der Pandemie ausgefallen. Mit Auflagen konnte sie heuer wieder stattfinden.
Gebietsversammlung Gadertal bedeutet ein Fest für die ladinischen Bauern. Diesen Rahmen nutzte man, um an die Familie Pietro Flöss – Hof d`Anvi– in St. Martin in Thurn den Erbhof zu verleihen. Dies ist eine Ehrung für eine bäuerliche Familie, die mit ihren Vorgängergenerationen über 200 Jahre Eigentümer des Hofes ist und ihn bewirtschaftet. Das ein dermaßen steiler Hof noch bewirtschaftet wird, ist ein besonderer Verdienst der Familie und erfordert auch heute noch Zusammenhalt. Der beste Beweis hierfür ist, dass die fünf Töchter, auch wenn sie teilweiße nicht mehr am Hof wohnen, weiterhin fleißig bei der Feld- und Waldarbeit mithelfen. Dem Dank des Landesrates für diese Leistungen folgte auch sein Versprechen alles Mögliche unternehmen zu wollen, dass auch von politischer Seite her, der Erhalt solcher Höfe nach Möglichkeit garantiert wird. Dies auch im Sinne des Erhalts unserer Kulturlandschaft und als Pfeiler unserer Gesellschaft sowie für den Tourismus.
Gebietsobmann des Gadertales und Landtagsabgeordneter Manfred Vallazza gratuliert der Familie Flöss für die Auszeichnung des Erbhofes. „Es ist wichtig, dass Familien für den Erhalt der Erbhofurkunde ansuchen. Südtirols Erbhöfe sind das stille Wahrzeichen der bäuerlichen Kultur und Lebenswelt, die um ihr Weiterbestehen kämpft“, sagt Vallazza.
Manfred Vallazza betont, dass alles getan werden müsse, damit Bauernfamilien auf ihren Höfen bleiben und diese bewirtschaften. Die Menschen, die am Hof arbeiten sollen Freude an der Arbeit finden und diese mit Leidenschaft ausführen. Die Lebensmittel, die vor Ort auf den Höfen produziert werden, sollen eine Wertschätzung erhalten, die sich im Preis niederschlägt. Die kleinen, regionalen Kreisläufe tragen dazu bei, dass die kleinteilige und bäuerliche Struktur in Südtirol und mit ihr die Vielfalt des Landes auch für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Letztlich sind die Höfe auch Heimat und Lebenswelt vieler Familien.
Viele Informationen lieferten die Vorträge von Landesrat Arnold Schuler und des EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann:
Landesrat Schuler behandelte insbesondere die Themen Hilfen für die krisengeschüttelte Milchwirtschaft, wo er die kurzfristige Prämie von 300,00€ pro Milchkuh nur als schnelle Soforthilfe ankündigte, der weitere Maßnahmen folgen müssen, denn Ziel der Landesregierung sei es flächendeckende Landwirtschaft zu erhalten und zwar auch möglichst als Milchwirtschaft. Dies angesichts der Ukrainekriese auch im Sinne der Versorgungssicherheit mit Lebensmittel.
Zum Thema Wolf konnte der Landesrat positiv berichten, dass sich nun auch die anderen Regionen des Staates zu Wort melden und ein „piano lupo“, der auch Abschussmöglichkeiten enthalten muss, welche in naher Zukunft neu aufgerollt werden soll.
Ein großes Thema war natürlich die Waldwirtschaft, wo gerade im Gadertal, sei es den Wind Vaja, wie auch die 2 Schneedruckkatastrophen und nun auch der Borkenkäfer betrifft, eine besondere Herausforderung bedeutet. Herr Sottara von der Forstbehörde erinnerte diesbezüglich, dass für die Nutzung des Schadholzes Vaja noch bis zum Herbst angesucht werden kann und bezüglich Schadholz, Schneedruck und Borkenkäfer bis Ende Juli die Möglichkeit ein Beitragsgesuch einzureichen, ausläuft.
Einen viel beachteten Vortrag lieferte auch der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann, der einmal feststellte, dass in der EU die Lebensmittelsicherheit ein wichtiges Thema geworden ist. Nachdem Ukraine und Russland weltweit für den Export von fast 80% von Sonnenblumenöl, oder die Ukraine alleine für den Export von 13% Gerste, 17% Mais und 50% Sonnenblumenöl zuständig sind, hat der Krieg natürlich enorme Auswirkungen auf unsere Lebens- und Futtermittelversorgung und natürlich bringt es große Kostensteigerungen. Ziel der EU sei es deshalb wieder mehr selbst zu produzieren, aber kurzfristig auch alles zu unternehmen, dass die Getreidetransporte aus der Ukraine heraus ermöglicht werden und vor allem, dass auch im heurigen Jahr rechtzeitig wiederum die Kultivierung der Felder erfolgen kann.
Auch zum Thema neues EU-Förderungsprogramm hat Dorfmann wichtige Aussagen insofern getätigt, dass er die Berglandwirtschaft als Gewinner darstellte. Bezüglich Alpungsprämie gibt es eine Umstrukturierung, so dass die Gelder weniger den Almeigentümern und noch weniger den Spekulanten, sondern den Bauern, die das Vieh auftreiben, zu Gute kommen werden. Auch bei der Betriebsprämie werden 80,00€ pro ha bis zu einem Ausmaß von 14 ha umgeschichtet auf Betriebe, die unter 50 ha Fläche vorweißen.
Die Versammlung im Gadertal wurde weiters für die Fortführung des Projekts „Pustertaler Männer-Tracht“ genutzt. Frau Agnes Egger Andergassen von der Arbeitsgemeinschaft für lebendige Tracht stellte das Projekt des Bezirksbauernrates Pustertal-Gadertal vor und beschrieb zusammen mit anwesenden Trachtenschneidern und Federstielstickern, die für das Pustertal und Gadertal typische traditionelle Tracht. Für den Bezirksbauernrat Pustertal-Gadertal unterstrich Vize-Obmann Weitlaner Lampert, die Bedeutung des Trachtenprojekts für die Förderung von Identität und Zusammenhalt der ländlichen Bevölkerung. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Bauernschaft, sich am Beispiel neue Milchkuhprämie nicht auseinanderdividieren zu lassen und er übte heftige Kritik an der Presse und an den unqualifizierten Aussagen von Gewerkschaftsvertretern zu diesem Thema.