In Bozen haben sich gestern Nachmittag, Mittwoch, 27. Oktober insgesamt 40 Vertreterinnen und Vertreter sozialer Organisationen, sowie Politik, Behörden, Gewerkschaften und Wirtschaft getroffen, um über die Armut in Südtirol zu sprechen. Die große Teilnahme zeigte deutlich: Das Thema ist von großer Aktualität. Das Interesse und die Beteiligung an der Diskussion waren jedenfalls sehr rege.

Vor genau einem Jahr hatte der Dachverband mit Caritas, KVW, der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft und dem Verein Volontarius eine Armutstagung abgehalten. Inzwischen wurden weitere Studien vorangetrieben und gestern ebenso vorgestellt wie das neue Informationsportal zum Thema www.poor.bz.it. Dort sollen alle Informationen rund um die Thematik künftig zusammengefasst werden, denn Armut ist eine vielschichtige Problematik, betonte Dachverband-Präsident Wolfgang Obwexer.

Im reichen Südtirol, inmitten unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es Armut und soziale Ausgrenzung. Die Pandemie hat vielen zusätzlich bewusst gemacht, wie schnell Menschen von einem Tag auf den anderen in Schwierigkeiten geraten können. Deshalb ist auch das Bewusstsein gestiegen, dass Armutsbekämpfung nicht nur eine Sache der „zuständigen Stellen“ ist, sondern vielmehr in der Verantwortung aller liegt. „Armutsbekämpfung ist eine Aufgabe der Gemeinschaft“, sagte Wolfgang Obwexer. Die erklärte Absicht des Dachverbands ist, nach dem Vorbild der österreichischen Armutskonferenzen, auch in Südtirol ein ähnliches Netzwerk gegen Armut aufzubauen.

Die Initiative des Dachverbandes wurde von der anwesenden Landesrätin Waltraud Deeg und anderen Teilnehmern gelobt. Die Landesrätin betonte die Absicht, das Thema dauerhaft in der politischen Agenda zu verankern. Man müsse längerfristig auch in die Erforschung der Problematik investieren, damit die fundierten Erkenntnisse dann in Planungen und Entscheidungen einfließen können.

Unisono betonten viele Wortmeldungen die Wichtigkeit der aufsuchenden Sozialarbeit. Anders gesagt: Weg vom Schreibtisch, hin zum Menschen und seine Nöte erfahren. Die Augen offenhalten, erkennen, wenn jemand in Not gerät, in der Nachbarschaft, in den Dörfern und Städten. Zum Glück gibt es hierzulande viele Menschen und Organisationen, die sofort helfen, die ganz schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen können.

Unsere Gesellschaft tendiert dazu, Armut sprichwörtlich an den Rand zu drängen, also dorthin, wo man sie nicht sieht und nicht damit konfrontiert wird. Armut bedeutet auch, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, nicht teilhaben zu können, am Leben, das die Mehrheit führt. Für ein Kind vielleicht, nicht an einer Klassenfahrt teilnehmen zu können, weil es sich die Eltern nicht leisten können. Ein großes Problem ist auch die Scham. Niemand gibt gern zu, arm zu sein. Armut ist gerade bei der deutschsprachigen Südtiroler Bevölkerung mit großer Scham behaftet. Weil man sich schämt, sagt man es nicht, dass man in Schwierigkeiten ist und nimmt auch die bestehenden Hilfen nicht in Anspruch.

Es gibt also viel zu tun. Nicht nur die öffentliche Hand steht in der Verantwortung. Wer aus den vermeintlich sicheren Bahnen der Wohlstandgesellschaft geworfen wird, braucht vor allem Zuwendung und Ermutigung, die eigenen Ressourcen zu mobilisieren, um die missliche Lage zu überwinden.

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