Wir sitzen alle im selben Sturm, aber nicht im selben Boot

Die Corona Krise ist nach wie vor allgegenwärtig. Welche möglichen Auswirkungen hat diese Krise auf uns persönlich, auf die Jugendarbeit, auf junge Menschen und die Gesellschaft? In fünf Online-Treffen setzten sich die 20 Jugenddienste Südtirols mit dem Thema „Die Pandemie und ihre Auswirkungen“ auf verschiedene Bereiche auseinander. Über 160 Fachkräfte der Jugenddienste aus den verschiedenen Handlungsfeldern nahmen an der Veranstaltungsreihe, zu der die Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) eingeladen hatte, teil. Impulse zu den verschiedenen Themen kamen von Inputgeber*innen, die Fachkräfte der Jugendarbeit diskutierten im Anschluss daran über verschiedene Fragen und Themen, Bedürfnisse und Perspektiven in Krisenzeiten. 

Im März 2020 haben die Corona-Eindämmungsstrategien viele Aktivitäten der Jugendarbeit gestoppt, unsere Welt wurde auf dem Kopf gestellt, die Konzepte der Jugendarbeit, aber auch das persönliche Leben wurde „coronaadaptiert“. Die Auswirkungen der Pandemie auf mich persönlich, auf junge Menschen, auf die Jugendarbeit und auf die Gesellschaft standen im Fokus der Online-Veranstaltungsreihe, welche von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD), dem Zusammenschluss der 20 Jugenddienste, organisiert wurde. Über 160 Teilnehmenden aus allen Landesteilen diskutieren mit verschiedenen Referent*innen über verschiedene Aspekte der pandemischen Lage im Hinblick auf die Jugendarbeit und nutzten die Veranstaltungen als Reflexionsmoment mit Fachkolleg*innen. Der AGJD ist es stets ein Anliegen, Jugendarbeiter*innen verstärkt zusammen zu bringen, um ein gemeinsames kritisches Hinterfragen und Weiterdenken zu fördern, diesmal in einem etwas anderem Format. Die Veranstaltungsreihe wurde gemeinsam mit Katharina Erlacher (blufink) ausgearbeitet und an die derzeitige Situation adaptiert.

Persönlicher Umgang mit der Pandemie

Diese schwerwiegende Krise traf nicht nur die Zielgruppe der Jugenddienste, sondern auch die Jugenddienste und deren Mitarbeitende selbst. Die „Auswirkungen der Pandemie auf mich“ stand deshalb zu Beginn der Veranstaltungsreihe, der Impuls dazu kam von Andreas Conca, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die psychische Gesundheit und die „innere Balance“ setzt sich aus einer Reihe an Puzzlesteinen zusammen, Krisensituationen werden unterschiedlich wahrgenommen und jede*r ist anders betroffen. Die Teilnehmenden der Veranstaltungen wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, immer wieder Energie zu tanken, sogenannte „Kraftquellen“ zu aktivieren, mittels kollegialer Beratung gestützt zu werden, sich bewusst Zeit für den Austausch nehmen und so zum persönlichen Wohlbefinden beizutragen. Dieses ist grundlegend, um auch weiterhin fokussiert und professionell für die Zielgruppen der Jugenddienste Dasein zu können.

Junge Menschen in der Pandemie

Für junge Menschen begann mit dem Beginn im März 2020 eine neue Zeitrechnung. Kontaktverlust, Strukturverlust und Angst waren drei zentrale Begriffe des Referenten Michael Reiner (Jugendberatung Young+Direct | Südtiroler Jugendring). Fanden Online-Angebote der Jugendarbeit zu Beginn der Pandemie noch vermehrt Anklang, um die Beziehungsarbeit aufrecht zu erhalten, zeigte sich bald, dass digitale Kontakte nicht ausreichen. Kontakt lebt vom Gegenüber und Miteinander, so die Rückmeldungen der Jugenddienste. Raum schaffen und zeigen, wir sind für euch da, den Spielraum bestmöglich nutzen, Halt geben, bewusst benennen und transparente Kommunizieren, ein Stück „Normalität“ sein, Selbstwirksamkeit erleben… sind einige der Themen, die in der Veranstaltung angesprochen wurden.

Die Jugendarbeit ist anpassungsfähig, kreativ und konstruktiv 

Aktuelle Studien zeigen, dass Jugendarbeit immer dann erfolgreich ist, wenn Jugendarbeiter*innen die Orte von jungen Menschen aufsuchen, sich für ihre Lebenswelt interessieren und selbstorganisiertes Handeln unterstützen, so Benedikt Sturzenhecker (Professor an der Uni Hamburg für Erziehungswissenschaften) in einem der Online-Treffen. Der Jugendarbeit ist es gut gelungen, schnell auf die Pandemie zu reagieren, vorhandene Netzwerke und digitale Medien trugen dazu bei. In der virtuellen Veranstaltung wurde dann in Kleingruppen über „neue alte“ Kommunikationswege reflektiert, über die Herausforderung der Jugendarbeit unter Corona-Bedienungen mit jungen Menschen in Beziehung zu treten und über dem Anspruch der Jugenddienste, auch weiterhin für Beteiligung, soziales Miteinander, Bildung, Vielfalt und Gemeinsames einzustehen.

Coronapandemie – Chance oder Scheiße?

„Wir sitzen alle im selben Sturm, aber nicht im selben Boot. Das heißt, dass die Corona-Pandemie zwar alle trifft, aber die Krisenverlier*innen sind Kinder und Jugendliche, Frauen, Menschen mit Beeinträchtigung, ältere Personen, Menschen mit Migrationshintergrund und einkommensschwache Menschen“, so Barbara Plagg (Humanbiologin und Dozentin an der Freien Universität Bozen) in ihrem Impuls an die Jugenddienste. Die Frage „Ist Jugendarbeit relevant für das System, aber nicht im System?“ wurde in der Veranstaltung diskutiert. Der hohen Bedeutung der Jugendarbeit in der Gesellschaft steht die unzureichende Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung gegenüber.

Die in den Online-Treffen aufgeworfenen Themen und Fragen zeigen wie wichtig der kontinuierliche Austausch bleibt, wie und in welcher Form dieser auch immer stattfindet. „Es ist immer wieder hilfreich, eine qualitative Auseinandersetzung mit aktuellen Themen zu fördern, Kompetenzen zu erweitern und sich gegenseitig zu unterstützen“, so Karlheinz Malojer, Geschäftsführer der AGJD. Die gemeinsame Reflexion zeigt, dass es Ideen, Vorstellungen, gemeinsame Perspektiven gibt, aber auch die Notwendigkeit, dass die Gesellschaft und die Politik junge Menschen nicht aus dem Blick verliert und auch die Jugendarbeit verstärkt in den Fokus stellt.

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