Im Bild: v.l.n.r. Walter Steinmair, Otto Saurer, Arno Kompatscher und Christoph Perathoner
Am Montag ist in Bozen der Tagungsband zur internationalen Tagung „Regionen in Europa – Europa der Regionen“, die 2014 auf Schloss Prösels stattgefunden hatte, vorgestellt worden. Herausgegeben wurde das Werk von Peter Hilpold, Walter Steinmair und Christoph Perathoner.
Das Südtiroler Bildungszentrum hatte gemeinsam mit der Südtiroler Landesregierung und in Zusammenarbeit mit den Universitäten Innsbruck, Bozen und Trient im Juli 2014 zu einer internationalen Fachtagung zum Thema der Rolle der Regionen in Europa auf Schloss Prösels eingeladen. Nach den viel beachteten Vorträgen namhafter Referenten trafen beim politischen Teil der Tagung auf Einladung von Landeshauptmann Arno Kompatscher der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi in Prösels zusammen. „Bei diesem ersten Treffen der Regierungschefs von Österreich und Italien auf Südtiroler Boden, ist es gelungen, die internationale Absicherung des Finanzabkommens zwischen Südtirol und der Regierung anzubahnen“, resümiert der Landeshauptmann.
Der Präsident des Südtiroler Bildungszentrums (SBZ) Otto Saurer erinnerte am Montag im Hotel Laurin an die Fachtagung vom Juli 2014 auf Schloss Prösels und führte durch die Buchvorstellung. Dabei erklärte Saurer, dass das SBZ die eigene Aufgabe auch darin sehe, wissenschaftliche Veröffentlichungen zu fördern, die eine Stärkung der Europa-Idee in Südtirol zum Ziel haben.
Arno Kompatscher ließ keinen Zweifel daran, dass die Zukunft Südtirols in einem starken Europa liege. Der Landeshauptmann wies darauf hin, dass mit gewissem Stolz festgestellt werden dürfe, dass Südtirol heute im europäischen Integrationsprozess vielfach eine beispielhafte Rolle spielt und nunmehr – angesichts eines insgesamt gelungenen Autonomiemodells – eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem deutschsprachigen und dem italienischsprachigen Raum wahrnimmt. „Gerade deshalb ist es mir ein großes Anliegen, Südtirol in Europa optimal zu vernetzen. Nur so kann sich Südtirol als Region im europäischen Geiste und nicht in einem nationalstaatlichen Kontext entfalten“, so Landeshauptmann Kompatscher
Walter Steinmair ging dann konkret auf das Buch ein. Er führte aus, dass der Tagungsband klar herausarbeite, dass ein „Europa der Regionen“ weit mehr als nur ein Schlagwort sei. Die Europa-Idee gründet auf dem Gedanken, den Nationalismus zu überwinden, der diesem Kontinent großes Unheil brachte. In diesem Sinne dürfe der Regionalismus als eine wichtige Stütze der Europa-Idee und ein unerlässliches Instrument zur Überwindung des Nationalismus gesehen werden. Für Walter Steinmair sei ein Europa ohne Berücksichtigung der regionalen Fundierung der europäischen Identität nicht denkbar. Eine Integration, die diese Tatsache unberücksichtigt lasse, könne nur scheitern.
Für Christoph Perathoner stecken die Nationalstaaten in einer Krise, weil sie einerseits zu weit weg vom Bürger seien und andererseits die großen Probleme der Zeit, wie beispielsweise die Migration, nicht mehr zu lösen vermögen. In dieser Krise seien die Regionen geradezu prädestiniert, die neuen emerging powers des europäischen Integrationsprozesses zu werden. Obwohl sie in den Anfängen der EU bedeutungslos waren und es bis heute im EU-Recht keinen einheitlichen Regionen-Begriff gibt, sind die Regionen zu einer Realität avanciert, ohne die eine tiefergehende Integration der EU, die auch die Bürger erreiche, nicht mehr machbar sei.
Das Buch ist im renommierten Springer-Verlag in Heidelberg erschienen und enthält Beiträge von Peter Hilpold, Walter Steinmair, Christoph Perathoner, Robert Menasse, Sergio Fabbrini, Josef Isensee, Werner Weidenfeld, Francesco Salerno, Matthias Siller, Thomas Schatzer und Gottfried Tappeiner.