Bozen. Die Gegenwart begreifen, zeitgeschichtliche Themen im Unterricht

Zeitgeschichte, Autonomie, aktuelle Geschehnisse: die Didaktik der Gegenwart im Geschichtsunterricht von heute – ein Resümee

Welchen Stellenwert die Zeitgeschichte um Unterricht an Südtirols Schulen einnimmt, war Thema der heutigen (9. Juni) Pressekonferenz mit Bildungslandesrat Philipp Achammer. Bewusst nahm Landesrat Achammer die immer wieder in den Raum gestellten Behauptungen, die Zeitgeschichte – und insbesondere die Südtiroler Zeitgeschichte – werde an Südtirols Oberschulen zu wenig berücksichtigt, zum Anlass, um auf die reichhaltigen didaktischen Angebote und die durchgeführten empirischen Untersuchungen hinzuweisen.

“Die Rahmenrechtlinien zur Reform der Oberstufe sehen ausdrücklich einen Geschichtsunterricht vor, der Vergangenheit und Gegenwart verschränkt sowie gerade durch eine Verstärkung der zeitgeschichtlichen Aspekte Gegenwartsbezüge herstellt”, stellte Achammer fest. Er wies auch darauf hin, dass die Einführung dieser Rahmenrichtlinien mit einer ganzen Reihe von Fortbildungsveranstaltungen durch den Bereich Innovation und Beratung sowie durch einige neue Publikationen begleitet wurde.

Dass die Vorgaben auch tatsächlich der Unterrichtsrealität an den Schulen entspricht, bestätigten auch zwei Studien, die der Landesrat zitierte: Zum einen ist dies eine im Jahr 2014 vom damaligen Inspektor Ferdinand Patscheider durchgeführte Analyse von 137 Klassenberichte aus 27 verschiedenen Oberschulen, die belegt, dass an allen Klassen die Geschichte Südtirols größtenteils bis hin zu den aktuellsten Geschehnissen behandelt wurde. Zum anderen handelt es sich um eine Analyse der Maturaprogramme im Fach Geschichte des Historikers Norbert Parschalk, der zu ähnlichen Ergebnissen kommt.

Landesrat Achammer wies auch auf das Maßnahmenpaket zur Autonomiegeschichte hin. Dieses bietet etwa im Schuljahr 2016/17 einen Autonomie-Workshop, bei dem Persönlichkeiten aus den Bereichen Medien, Kultur und Wirtschaft an den Schulen über die Bedeutung der Südtirolautonomie für ihre Tätigkeit sprechen, oder eine Autonomie-Führung für Schülerinnen und Schüler auf Schloss Tirol.

Auch Schulamtsleiter Peter Höllrigl erklärte, dass der Geschichtsunterricht nicht – wie häufig behauptet – mit dem Zweiten Weltkrieg endet. “Die großen Linien der Weltgeschichte mit der Lebenswelt der Jugendlichen zu verbinden, dazu eignet sich die Zeitgeschichte ganz besonders”, betonte der Schulamtsleiter und führte an, dass bei der staatlichen Abschlussprüfung (Matura) das historische Thema in den letzten Jahren immer einen zeitgeschichtlichen Bezug hatte.

Walter Pichler vom Bereich Innovation und Beratung stellte anschließend die Lernplattform „Historypool“ vor. Es handelt sich dabei um eine Website, auf der die Lehrpersonen über ein Passwort eigene Beiträge hinauf- oder herunterladen können. Neben Materialien des Bereichs Innovation und Beratung finden sich dort somit auch Beiträge, die von den Lehrpersonen selbst erstellt wurden, aber auch verschiedene Links sowie Videos, beispielsweise mit Interviews mit Zeitzeugen aus der Zeit der Option. “Wir verfolgen damit das Sharingprinzip, um gute Materialien zirkulieren zu lassen”, sagte Pichler und wies darauf hin, dass derzeit weitere vier Einheiten mit didaktischen Materialien in Ausarbeitung sind, die den Lehrpersonen im Herbst zur Verfügung gestellt werden.

“Zeitgeschichte bietet sich an, aus den Klassenzimmern hinauszugehen oder aber Erfahrungen in die Klassen hineinzubringen”, stellte der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, fest. Er stellte die Broschüre zum Geschichtsunterricht vor, die vom Bereich Innovation und Beratung jährlich herausgegeben wird und Initiativen von verschiedenen Anbietern beinhaltet. Auch für Lehrerfortbildungen organisiert der Bereich Innovation und Beratung zahlreiche Angeboten zu verschiedenen zeitgeschichtlichen Themen. Die Tatsache, dass beim internationalen Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für Politische Bildung in Bonn in diesem Schuljahr gleich zwei Klassen aus Südtirol einen Hauptpreis in ihrer Kategorie gewinnen konnten, zeige laut Meraner, dass zeitgeschichtliche und politische Themen an Südtirols Schulen eine wichtige Rolle spielen.

“Zeitgeschichte beinhaltet eine Vielzahl an Gegenwartsbezügen”, sagte abschließend Landesrat Achammer, “damit trägt sie bei zu einem bewussten Reflektieren, was Geschichte für die Gegenwart und die Zukunft bedeutet.” Gerade die jüngste Geschichte Südtirols und die Autonomiegeschichte seien daher wichtige Themen im Geschichtsunterricht.

Foto: LPA/Ingo Dejaco – Presseamt Provinz Bozen 

 

 

 

 

 

 

 

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