Stalin: Der Vater des Großen Terrors

Wer war dieser Mann, der für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich ist und der heute ungeahnte Popularität erlebt?

Dieser absolut zweifelhafte Ruhm gebührt ihm: Josef Stalin gehört zu den größten Diktatoren, die die Welt gesehen hat.
Dabei konnte der Terror jeden treffen: Bauern, ehemalige Anhänger des Zaren, Angehörige der Sicherheitskräfte und verschiedener Nationalitäten wie etwa ethnische Polen, Deutsche, Litauer oder Tschetschenen.
Oft reichte ein Witz oder eine kritische Bemerkung, um denunziert zu werden. Die Folgen des allgegenwärtigen Unterdrückungsapparates sind katastrophal. Mehr als 20 Millionen Sowjetbürger kommen in Arbeitslager, mehr als 6 Millionen Angehörige von Nationalitäten werden kollektiv verbannt.
Allein auf dem Höhepunkt des Terrors 1937/38 richten Angehörige der Sicherheitsorgane 700.000 Menschen hin.

Selbst gegen Ende seines Lebens, als Stalin längst alle Konkurrenten ausgeschaltet hatte und unangefochten an der Spitze des Staates stand, blieb der Terror das konstituierende Element seiner Herrschaft. Auch wenn ihn mehr als 300 Sicherheitsleute beschützten, bangte er ständig um sein Leben. Misstrauisch spielte er seine engsten Vertrauten gegeneinander aus, kontrollierte die Geheimpolizei und mobilisierte die Gesellschaft gegen innere und äußere Feinde. Kurz vor seinem Tod traute er nicht mal mehr seinen Ärzten und ließ viele von ihnen verhaften und foltern.

Umso erstaunlicher mag es sein, dass trotz des allgegenwärtigen Terrors und des Elends heute wieder viele Russen die Stalinära glorifizieren. “Wir erleben eine Zeit”, so schreibt es Chlewnjuk, “in der der Verstand vernebelt wird von Mythen eines ‘alternativen’ Stalin, dessen effiziente Führung als nachahmenswertes Vorbild gepriesen wird.”
Das falsche und vielfach überhöhte Bild des Diktators und seiner Leistungen habe ihn überlebt, so schreibt der Autor. Auf die Gründe dafür geht er leider nicht näher ein. Und bedauerlicherweise bleibt er auch die Antwort auf die Frage schuldig, mit der er seine grandios erzählte Biografie schließt: “Kann es sein, dass Russland im 21. Jahrhundert in Gefahr schwebt, die Fehler des 20. Jahrhunderts zu wiederholen?”

Claudia von Dzerzawa

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