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Le Corbusier – Weltarchitekt oder Faschist?2 min read

21 Agosto 2015 2 min read

Le Corbusier – Weltarchitekt oder Faschist?2 min read

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50 Jahre nach seinem Tod wird er in Ausstellungen, Kolloquien und neuen Biographien gefeiert, und so heftig kritisiert wie selten zuvor. Der 50. Todestag von Le Corbusier gibt in Frankreich Anlass zur großen Enthüllung seiner Beziehungen zum Vichy-Regime. Drei Bücher werfen ein grelles Licht auf den schweizerisch-französischen Architekten, während das Pariser Centre Pompidou in einer Schau darauf verzichtet, dessen dunkle Seiten auszuleuchten.

Die Polemik hat in den letzten Wochen ein derartiges Ausmaß angenommen, dass gewisse französische Medien bewusst die von Charles-Edouard Jeanneret, so Le Corbusiers bürgerlicher Name, 1930 erworbene französische Nationalität auslassen, um ihn allein als “Schweizer Architekten” darzustellen.

Seine Schriften legen davon Zeugnis ab. “Die militärische Niederlage erscheint mir wie ein wunderbarer französischer Sieg”, so schreibt er seiner Mutter im Sommer 1940, nur wenige Monate nachdem sich die Franzosen gegenüber den Truppen Hitlers geschlagen geben mussten. Noch schlimmer, in seiner Privatkorrespondenz finden sich auch antisemitische Aussagen: “Das Geld, die Juden (teils verantwortlich), die Freimaurerei, alles wird dem gerechten Gesetz unterworfen werden. Diese schändlichen Festungen werden geschleift. Sie beherrschten alles”, so schreibt er.

Einige Zeit später, in den ersten Monaten der Nazi-Okkupation, räumt er ein, dass “die Juden einen schwierigen Moment durchleben”, fügt jedoch auch an, es scheine, dass “ihr blinder Hunger nach Geld das Land verdorben hatte”. Aussagen, die der Autor Xavier de Jarcy in seinem Buch aufführt.

Irgendwie hat es Le Corbusier trotzdem geschafft, zur Lichtgestalt der Moderne zu werden.

Einerseits das Meer, andererseits das Massif de Marseilleveyre: Nur selten steht eines der 300 Appartements des Gebäuderiegels von Architekt Le Corbusier auf dem Boulevard Michelet von Marseille zum Verkauf. Corbusiers Wirken begeistert jedoch nicht jeden.

Le Corbusier wurde 1887 als Charles-Édouard Jeanneret-Gris im Schweizerischen La Chaux-de-Fonds geboren. Von Paris aus hat der Verherrlicher des Stahlbetons die Welt erobert und seine Ikonen der Moderne unter anderem in Berlin und dem indischen Chandigarh hinterlassen. In Frankreich, das ihn nicht zuletzt wegen einer offiziellen Trauerfeier im Carrée-Hof des Louvre zu einem Star stilisiert hat, wird aus dem Jubiläumsjahr ein posthumer Prozess. Denn neben Ausstellungen und Kolloquien wurden vor wenigen Wochen gleich drei Bücher veröffentlicht, die sein Verhältnis zum Faschismus beleuchten.

Mit der dunklen Seite des Weltarchitekten haben sich nun auch die drei Franzosen Francois Chaslin („Un Corbusier“), Xavier de Jarcy („Le Corbusier. Un fascisme francais“) und Marc Perelman („Le Corbusier. Une froide vision du monde“) beschäftigt.

Die Ausstellung im Centre Pompidou spricht die umstrittene Vergangenheit des Architekten nicht an. Die Organisatoren riefen in Erinnerung, dass seine Aktivitäten unter dem Vichy-Regime in der umfassenden Retrospektive von 1987 thematisiert worden seien. In der aktuellen Ausstellung wird ein anderer Aspekt ausgeleuchtet. Unter dem Titel “Mesures de l’homme” (Menschliches Mass) umfasst die Schau Gemälde, Skulpturen, Modelle, Möbel, Architektur-Zeichnungen und Plastiken.