Wo und wie haben Südtiroler bisher Sprachen gelernt?

Forderungen nach „mehr Mehrsprachigkeit“ konzeptlos – Italienisch endlich als Fremdsprache unterrichten!

Der freiheitliche Fraktionssprecher im Landtag, Pius Leitner, bezeichnet die jüngsten Diskussionen um „mehr Mehrsprachigkeit“ als atemberaubende Konzeptlosigkeit. Der Wunsch der Eltern, dass ihre Kinder mehr und besser Sprachen erlernen, sei natürlich verständlich; gleichzeitig fehle bisher jedoch jegliche Antwort seitens der Schul- und Bildungspolitik wie das zu erreichen sei. Der Schule würden zudem immer mehr Aufgabenbereiche übertragen, für die sie eigentlich nicht primär zuständig wäre.

„Ich frage mich mittlerweile, wo und wie die Südtiroler bisher beim beklagten Notstand überhaupt Sprachen gelernt haben. Strömen nicht viele junge Südtiroler aus dem Land, weil sie wegen ihrer Mehrsprachigkeit gegenüber Mitbewerbern einen Vorteil aufweisen? Haben sie die Sprachen nur in der Schule gelernt oder haben sie sich zusätzlich bemüht? Wer erinnert sich noch an die Worte jenes Direktors einer italienischen Berufsschule, der vor Jahren gesagt hat, ein durchschnittlich talentiertes Kind mit so vielen Unterrichtsstunden in einer Sprache (Deutsch bzw. Italienisch) könne auch Chinesisch erlernen? Bisher hat man stets das Wunschergebnis in den Focus gestellt, nämlich perfekt mehrsprachige Kinder; über den besten Weg dahin wird immer noch gerungen. Es ist klar, dass es den Königsweg nicht gibt. Leider hat man aber auch die elementaren Schritte nicht gesetzt bzw. deren Wichtigkeit außer Acht gelassen. Ohne qualifizierte Fremdsprachenlehrer und ohne die richtige Einstellung aller Beteiligten – einschließlich der Eltern – bleibt das Ziel in weiter Ferne. Wie gut kann das Ergebnis sein, wenn die einzige Motivation einer Zweitsprachenlehrerin aus Süditalien jene ist, nach Südtirol wegen des Mietbeitrages zu kommen? Wie sollen Schüler die zweite Landessprache erlernen, wenn es keine didaktische und personelle Kontinuität gibt? So lange in Südtirol die jeweils zweite Sprache nicht als Fremdsprache unterrichtet wird, so lange sich unsere Kinder mit italienischer Literatur von Dante, d‘Annunzio und Manzoni plagen müssen anstatt sich mit den Dingen des täglichen Lebens zu beschäftigen, so lange sind kaum entscheidende Verbesserungen zu erwarten. Die Mängel sind längst bekannt, aber man beschäftigt sich lieber mit theoretischen Wunschvorstellungen und ideologischen Träumen. Sprachen lernen ist eine große Herausforderung und verlangt Mühen und Einsatz, auch außerhalb der Schule. Werden Kinder z. B. angehalten, ab und zu auch italienische Fernsehprogramme anzuschauen? Werden Kinder angeregt, in den Ferien Sprachkurse oder Austauschprogramme zu besuchen? Wer nach mehr Italienischstunden ruft, muss auch sagen, welche Fächer er reduzieren oder streichen möchte. Auf keinen Fall darf an den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache der Deutschunterricht eingeschränkt werden. Ein beachtlicher Teil der finanziellen Mittel wird inzwischen für Integrationsunterricht verwendet, wobei dieser fast ausschließlich ausländischen Kindern vorbehalten ist. Während sonst überall gekürzt und gestreckt wird, fließen die Gelder bei der Integration anscheinend ohne Probleme. Bei Stützlehrern für unsere Kinder ist dann kein Geld mehr vorhanden. Noch einmal: das Erlernen mehrerer Sprachen ist wichtig und zu fördern und zwar von der Schule, vom Elternhaus und von der Gesellschaft insgesamt. Bevor man jedoch einer Wunschvorstellung nachläuft ohne dafür ein klares Konzept zu haben, müssen zuerst die Hausaufgaben erledigt werden. Dabei muss das muttersprachliche Prinzip stets im Mittelpunkt stehen“, so Leitner.

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