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Bergsteiger-Legende Messner wird 70 “Halte wenig von einem gelungenen Leben”

1 Settembre 2014

Bergsteiger-Legende Messner wird 70 “Halte wenig von einem gelungenen Leben”

Er hat Bergsteiger-Geschichte geschrieben und für alle Ewigkeit Weltruhm erlangt, so südtirolnews.Er stand als erster ohne künstlichen Sauerstoff auf dem Mount Everest und hat als Erster alle 14 Achttausender bestiegen. Die Berge waren seine Welt, aber selbst dieses war ihm nie genug. Den Abstieg vom Gipfel kennt er nur vom Bergsteigen, seine Weltkarriere hält er bis heute ganz oben. Er bleibt streitbar, eigenwillig, egoistisch, querdenkend, unkonventionell, einzelgängerisch, charismatisch. Am 17. September wird Reinhold Messner 70 Jahre alt. Im Gespräch mit der APA bekannte er, kein Grenzgänger mehr zu sein und erklärte, wenig von einem “gelungenen Leben” zu halten. Für seine “siebente Lebensphase” hat er einen Traum: Filmemacher.
Von Geburtstagen hält der Mann, der nach eigenen Angaben 30-mal die 8.000 Meter-Schallmauer durchbrochen hat und zwei- bis dreimal um die Erde gegangen ist, nicht viel. “Die 70 ist nur eine Zahl. Es ändert sich nix”, so meinte der Südtiroler. Deshalb wird es “zum Runden” auch nur ein “rein privates Fest” mit seinen engsten Freunden geben. Dabei biwakiere man in den Dolomiten. “Ich hoffe, ich kann in den Sternenhimmel schauen”, zeigte sich der Noch-69-Jährige voller Vorfreude. Doch Messner wäre nicht Messner, wenn auch sein 70. Geburtstag nicht ganz ohne Medien über die Bühne gehen würde, auf deren Klaviatur er zeitlebens virtuos zu spielen wusste. Servus-TV lädt am 17. September nach einer “Messner-Doku” zu einer Live-Talkrunde aus Südtirol, inklusive dem Geburtstagskind klarerweise ein. Auch der ORF bereitet eine TV-Dokumentation mit dem Titel “überlebt” vor.
“Selbstbestimmung”, das ist ihm “das Heiligste”, antwortete Reinhold Messner im Gespräch mit der APA anlässlich seines bevorstehenden Geburtstages wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, welche Wörter ihn perfekt beschreiben würden. Vielen Menschen fehlt heutzutage der Mut, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Da war er wieder, der ewig Streitbare, der Anecker. Der mitunter gnadenlose Kritiker, der auch vor seiner ureigensten “Profession” nicht Halt macht. In Regelmäßigkeit geißelte er in den vergangenen Jahren den “Bergsteigertourismus”, der immer mehr zunimmt und der die Alpinisten auf “präparierten Pisten” zu den höchsten Gipfel der Welt führe.
Der große Abenteurer sieht das Ende des Abenteuers. Nach dem schweren Lawinenunglück mit 16 toten Nepalesen im April am Mount Everest sprach Messner von einem “Arbeits- nicht einen Bergsteigerunfall”. “Die Menschen, die es getroffen hat, waren Straßenarbeiter, die die Laufpisten für Reiseveranstalter präparieren”, meinte die Extrembergsteiger-Ikone. Zu internationaler Berühmtheit gelangte der 1944 geborene Villnösser Lehrersohn im Mai 1970, als er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Günther den Himalaya-Riesen Nanga Parbat (8.125 m) nicht nur erstmals über die gefürchtete Rupal-Wand bezwang, sondern auch eine Überschreitung schaffte, indem er auf der Diamir-Flanke abstieg. Bei dieser riskanten Unternehmung kam Günther unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen ums Leben. Lange schwelte ein Streit, was damals am Nanga Parbat geschah. Messner sagte, sein Bruder ist beim gemeinsamen Notabstieg von einer Lawine verschüttet worden. Seine Ex-Kameraden zweifelten das an und brachten dafür Argumente. Gerichtsprozesse über mehrere Instanzen erzeugten weder Klarheit noch Frieden.
In den 1970er und 1980er-Jahren setzte Messner als Extremalpinist Maßstäbe: Als erster Mensch stand er auf dem Gipfel aller 14 Achttausender; auf einigen sogar mehrmals. Bei keiner einzigen Expedition verwendete er Flaschen-Sauerstoff. Eine bemerkenswerte Leistung, die noch 1978, als Messner gemeinsam mit dem Nordtiroler Peter Habeler den Mount Everest (8.850 m) bezwang, für unmöglich gehalten wurde. Nachdem Messner Mitte der achtziger Jahre alle Achttausender erklommen hatte, begab er sich in die Ebene und suchte dort das ultimative Abenteuer. Fortan baute er seinen Ruhm mit Durchquerungen von Eis- und Sandwüsten aus. Mit Arved Fuchs etwa legte er in 92 Tagen 2.800 Kilometer zu Fuß über den Südpol zurück, ohne Hunde- oder Motorschlitten. Expeditionen wie die Grönland-Längsdurchquerung und jene der Wüste Gobi bildeten weitere Highlights in Messners langer Abenteuer-Liste.
In den 1990er Jahren, als der Südtiroler wegen einer Fußverletzung weitere extremalpinistische Ambitionen begraben musste, widmete er sich, dem seine Heimat stets zu eng war, verstärkt der Politik. Höhepunkt seiner Politlaufbahn war die Europawahl 1999, wo er als Parteiloser auf der Liste der Grünen einen Sitz im EU-Parlament errang. Getreu seinem Motto “Den Mut haben, umzusatteln” brach Messner stets zu neuen Ufern auf und blieb doch stets er selbst. Mit dem Projekt “Messner Mountain Museum” mit derzeit fünf Museen in Südtirol und Belluno fügte er seiner Erfolgspalette einen weiteren Baustein hinzu. Im Dezember 2014 wird zudem sein sechstes Museum fertig sein, kündigte Messner gegenüber der APA an. Dieses wird “dem traditionellen Alpinismus” gewidmet sein.
Neue Aufgaben fand Messner nach der Jahrhundertwende auch im sozialen Bereich. So gründete er, der auch einige Bergbauernhöfe sein Eigen nennt, die Messner Mountain Foundation, die sich um notleidende Bergregionen weltweit kümmert. Die Bergsteiger-Legende wusste sich stets zu inszenieren, das Wort Medienprofi scheint für ihn erfunden worden zu sein. Als Vortragender und Autor zahlreicher Bücher fand er im Laufe der Jahre weitere – lukrative – Betätigungsfelder. Die Marke Reinhold Messner leidet auch nach mehreren Jahrzehnten nicht an Abnutzungserscheinungen. Ab Spätherbst geht er mit seinem neuen Live-Vortrag “ÜberLeben”, in Anlehnung an sein neustes Buch, auf große Deutschland Tournee. Eine Karriere als Filmemacher ist anvisiert. Die großen (alpinistischen) Abenteuer hat er hinter sich gelassen, als Grenzgänger sieht er sich nicht mehr, doch “hoch hinaus” will Reinhold Messner wie eh und je. Privat ist Messner seit 2009 mit der Wienerin Sabine Stehle verheiratet. Mit ihr hat er drei Kinder, eine weitere Tochter stammt aus einer vorangegangenen, nicht ehelichen Beziehung. Die Familie lebt auf Schloss Juval im Vinschgau und in Meran.