Bürgermeister Luigi Spagnolli über das „Stiefkind Bozen“

Der Bürgermeister Luigi Spagnolli berichtete im Interview über das Stiefkind Bozen, die Ehre, Senator zu werden sowie über Rücktrittsgerüchte, so Tageszeitung Onine.

Herr Bürgermeister, wann treten Sie zurück – so Tageszeitung Online?

Die Bürgermeister vom Burggrafenamt drohten zurückzutreten, sollten sie keinen Tunnel unter dem Küchlberg bekommen. Ich fordere schon seit zehn Jahren mehrere Tunnel rund um Bozen und habe keinen einzigen bekommen. Die Sarner haben eine Reihe von Tunnel Richtung Sarntal bekommen, nach Jenesien wurden fünf und zwei weitere nach Leifers gebaut. Die Bauten auf der MeBo sind im Interesse der Meraner, nicht der Bozner. Bozen ist das Stiefkind des Landes und deshalb sollte, wenn überhaupt jemand, ich als Erster zurücktreten, sagte Spagnolli gegenüber Tageszeitung Online.

Wieso wird Bozen noch wie ein Stiefkind behandelt – Tageszeitung Online?

Man muss auch korrekt sein und sagen, dass Bozen eine eigene Dynamik als Großstadt hat. Wir haben die Möglichkeit, vonseiten des Landes und auch von anderen Quellen andere finanzielle Unterstützungen zu beziehen. Bozen wurde vom Land stiefmütterlich behandelt. Deshalb sind wir in einigen Bereichen etwas zurückgeblieben: nicht nur weil wir uns nicht gewehrt haben, sondern weil uns das Land vernachlässigt hat, sagte Spagnolli.
Es ist modern, mit einer Rücktrittsdrohung Konflikte zu lösen. Wo führt das hin, so Tageszeitung Online?
Südtirol hatte immer bewiesen, dass das Volk einen guten Zusammenhalt hat. Das war ein großer Pluspunkt gegenüber dem Rest Italiens und auch gegenüber Europa. Sollte es nicht mehr möglich sein, dass wir zusammenhalten, dann sind wir gleich wie alle anderen. Ich verstehe, dass man manchmal als Politiker nicht das bekommt, was man sich erhofft hat beziehungsweise dem Volk versprochen hat. Aber zurückzutreten ist definitiv falsch, meinte der Bürgermeister.
Fast jedes Dorf bekam seine eigene Feuerwehrhalle, wenn der Bürgermeister um vier Uhr morgens an die Tür von Luis Durnwalder klopfte und höflich darum bat…Jetzt ist es allerdings nicht mehr so. Spagnolli wollte das auch nie machen, denn in seinen Augen sollte der Bürgermeister der Landeshauptstadt auf gleicher Augenhöhe mit dem Landeshauptmann sprechen können. Die anderen Bürgermeister und deren Leute streben vielmehr die Interessen ihrer Gemeinde an. Die  Bozner hingegen tragen eine Verantwortung für das gesamte Land und deshalb sind wir auch bereit, etwas den anderen zu überlassen. Aufgrund unseres Verantwortungsbewusstseins werden wir aber viel öfter benachteiligt als belohnt, so Spagnolli gegenüber Tageszeitung Online.
Vor 20 Jahren wurde die Eisack-Ufer-Straße errichtet: Löste sie ein großes Verkehrsproblem,  so Tageszeitung Online?
Sicher, die Entlastung war groß. Es waren zehn bis 15 Prozent weniger Verkehr als zuvor in Bozen zu verzeichnen. Aber das merkt man nicht, weil sich der Verkehr morgens von acht bis neun und abends von 17 bis 19 Uhr in bestimmten Bereichen der Stadt konzentriert. Aber hat es wirklich Sinn, wegen dieser kurzen Zeit neue Straßen zu errichten? Zum Beispiel hat der Tunnel von St. Jakob nach Steinmannwald in Leifers dazu beigetragen, dass man schneller nach Bozen kommt. Der Verkehr hat sich seitdem verdoppelt. Denn jeder denkt sich: Wenn ich mit dem Auto viel schneller bin, werde ich nicht die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, so Spagnolli.
Ist Bozen in puncto Urbanistik überfordert? Bozen darf sich nicht mehr vergrößern. Wir müssten die Landeshauptstadt ausbauen, damit mehr Menschen hier leben können. Und wenn mehr Menschen in der Stadt wohnen, dann werden auch die Bedürfnisse der Mobilität größer, meint der Bürgermeister gegenüber der Tageszeitung Online.
Sind Sie froh, Senator zu werden? Finden Sie überhaupt Zeit für dieses Amt – so die Tageszeitung Online?
Es wäre eine große Ehre. Aber ich denke, dass es nicht so schnell gehen und mich nicht mehr betreffen wird. Ich bin Vollzeit-Bürgermeister und habe keine Ahnung, wann ich Zeit finden sollte, um ein guter Senator zu sein, sagte Spagnolli zum Abschluss.

Claudia von Dzerzawa

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