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„Ein Lob an die Lehrer“3 min read

16 Giugno 2014 2 min read

„Ein Lob an die Lehrer“3 min read

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Die deutschen Lehrer müssen viel besser bezahlt und viel besser ausgebildet werden, so faz.net.

Wir reden hier von der wichtigsten Berufsgruppe überhaupt. Wie kaum eine andere entscheidet sie über unser aller Zukunft. Wer diesen Job macht, stellt die Weichen für die Lebenschancen jedes einzelnen Bürgers, für großes individuelles Glück oder tragisches Scheitern – und das nicht nur im materiellen Sinn.In seinen Händen liegt es, ob sozialer Aufstieg in diesem Land möglich ist, ob die Einwanderungsgesellschaft funktioniert, ob unsere Renten später bezahlt werden können.
Natürlich stellt ein derart verantwortungsvoller Beruf hohe Anforderungen an diejenigen, die ihn ausüben. Sie müssen sich fachlich gut auskennen, mit Menschen gut umgehen, entscheidungsfreudig und selbstbewusst sein, sich selbst und andere motivieren können. Das ist vermutlich anspruchsvoller, als Zahnfüllungen zu verabreichen oder sich jahrelang in Archiv und Labor zu vergraben. Womöglich ist es anstrengender, als eine Zeitung zu produzieren, und verdienstvoller, als mit Derivaten zu handeln.
Trotzdem gibt es immer noch viele junge Leute, die Arzt, Wissenschaftler oder Journalist werden wollen, und vergleichsweise wenige, die den Beruf des Lehrers anstreben. Erst diese Woche bestätigte eine Studie, was schon seit Jahren bekannt ist. Wenn überhaupt, dann sind es eher die risikoscheuen, motivationsschwachen und wenig selbstbewussten Abiturienten, die ein Lehramtsstudium aufnehmen. Sie fürchten den Wechsel in ein anderes Milieu und bleiben lieber der Lebenswelt Schule treu, die sie seit 12 oder 13 Jahren kennen. Sie schätzen die Sicherheit einer Beamtenlaufbahn. Oft haben sie für andere Fächer auch zu schlechte Noten.

Mit den Jahren wird es nicht besser, sondern eher schlimmer. Denn jede dieser Studien hat einen paradoxen Effekt: Jedes Mal, wenn die Lehrer wieder mal als Versager dargestellt werden, sinkt die Lust der Begabten und Motivierten auf diesen Beruf. Das führt dazu, dass der Befund in ein paar Jahren noch deprimierender ausfallen wird. Dass die Lehrer selbst ständig jammern, sie wären überfordert, macht es nicht besser. Jammern hilft nie, man muss den Beruf attraktiv machen. Das betrifft zunächst die Bezahlung. Zwar bekommen Lehrer hierzulande mehr Geld als in vielen anderen Ländern der Welt, aber es werden die falschen Anreize gesetzt. So steht der Gymnasiallehrer, der im Deutsch-Leistungskurs seine fachliche Leidenschaft verwirklicht, deutlich besser da als die, meist weibliche Grundschullehrerin, die gesellschaftlich die viel wichtigere Aufgabe hat.
Weiter geht es mit den Aufstiegsmöglichkeiten und dem Arbeitsumfeld. Die meisten Lehrer machen jahrzehntelang dasselbe, bereiten ihren Unterricht meist von zu Hause aus vor. Der einzige echte Karriereposten ist der Job des Schulleiters. Hier ist Professionalisierung nötig: gemeinsames Arbeiten im Team und vor Ort, flachere Hierarchien mit mehr mittleren Führungspositionen, auch eine Aufwertung des Lehrerberufs durch den Einsatz von Assistenten im Unterricht, wie es in vielen anderen Ländern üblich ist. Und schließlich die Ausbildung und Bewerberauswahl: Noch immer stehen viele angehende Lehrer am Ende des Studiums zum ersten Mal vor real existierenden Schülern, fürs Umsatteln auf einen anderen Beruf ist es dann oft zu spät. Hier sind frühe Praktika nötig und Aufnahmeprüfungen an den Universitäten, bei denen nicht nur Fachliches abgefragt wird. An manchen Hochschulen wird das jetzt erprobt, aber immer noch zu zaghaft und zu selten. Umso besser, wenn dabei viele Bewerber durchfallen: Nur knappe Güter gelten als erstrebenswert.
Angesehen und gut bezahlt, stressig und fordernd, dynamisch und abwechslungsreich: Das ist das Bild vom Lehrerberuf, das wir in Zukunft brauchen, und die Realität an den Schulen, die wir schaffen müssen. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, wie geschaffen für den Lehrer neuen Typs. Aber sie ist zu bewältigen, wie das Beispiel des Pisa-Siegers Finnland zeigt: Dort gilt Lehrer als Elitejob, schon vor Jahren kämpften acht Bewerber um einen einzigen Studienplatz. So begehrt ist der Beruf.