Das Erbe Mussolinis „Mein Kampf auf Italienisch“

In Predappio in den Hügeln der Romagna wird der „Duce“ wieder zum Leben erweckt. Touristen, Pilger und Faschisten strömen hierher. Die linke Stadtregierung hat kein Problem damit.

In Italien ist die Glorifizierung des Faschismus verboten, aber seine Verharmlosung nicht. Predappio in der Provinz Forli-Cesena lebt davon. Zufällig besucht wohl niemand den abgelegenen Ort in den Hügeln der Romagna. Es gibt berühmte Weinorte in der Lambrusco-Region, Predappio gehört aber nicht dazu. Die Touristen und Pilger in diesem Ort lockt das Erbe von Benito Mussolini. Nicht nur Geburtshaus und Mausoleum. Das gesamte neue Predappio im Tal unter dem mittelalterlichen Dorf am Hang ist Schöpfung von Mussolinis Architekten.

Dort können Faschisten in ihre Geschichte eintauchen, dem „Vater der Heimat“ huldigen und sich vom Faschismus inspirieren lassen, „denn der ist bis heute gültig, er muss nur aktualisiert werden“, so sagt Mauro Antonini, der Vizepräsident der „Casapound“ in Rom. Nicht in Predappio, aber in 60 Orten Italiens gibt es die „Kultur- und Sozialzentren der Rechten“, die nach dem amerikanischen Lyriker und Mussolini-Fan Ezra Pound benannt sind. Sie finden mit Rap-Musik und ihren Rufen nach „Revolution und Tat“ vor allem bei der arbeitslosen Jugend Zuspruch. Man hört sie bei Fußballspielen gegen Ausländer grölen. Bisweilen gibt es Prügeleien mit den linken „Autonomen“. In manchen Kommunen, wie in Rom, nehmen sie politisch Einfluss. In der nationalen Politik aber spielen die Neofaschisten keine Rolle.

Der Duce hatte sein Volk verachtet, am Ende wurde er aber selbst gehasst. Nach seiner Hinrichtung traten Mailänder Bürger wie wild auf den leblosen Körper ein. Anschließend wurde der Leichnam von Benito Mussolini zur Schau gestellt.
Mussolinis Ende war schockierend, ganz und gar öffentlich und für die verzweifelten, aufgebrachten Italiener wie ein befreiender Racheakt. Dennoch: In Italien ist er noch allseits präsent, und zwar nicht nur durch die bis heute existierenden monumentalen Bauwerke, die unter seinem Regime entstanden sind, sondern auch in den Köpfen der Menschen.

Mittlerweile bezeichnen viele Italiener den Duce allerdings als ein Opfer Hitlers, nicht als dessen Komplizen. Einige faschistische Denkmäler in Südtirol, ein Erbe von Benito Mussolini, sorgen auch nach wie vor für heftige Konflikte.

Claudia von Dzerzawa

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