Hat der Euro wirklich Unheil über Südtirol und Italien gebracht?

Wäre eine Abkehr vom Euro wirklich sinnvoll?  Expertenmeinungen und zwei Szenarien wurden analysiert. Die Rückkehr zur Lira und die Einführung eines Nord- und Süd-Euros, so Tageszeitung Online.

Seit mittlerweile zwölf Jahren wird in den meisten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mit den Euro bezahlt. Schon vor dessen Einführung gab es zahlreiche Kritiker der einheitlichen Währung. Doch so eine große Euro-Skepsis wie im heutigen Wahlkampf zum EU-Parlament hat es noch nie gegeben.
Besonders italienische Parteien stellen den Euro in Frage und werben für die Wiedereinführung der Lira. Auch die Freiheitlichen sind auf diesen Zug der Euro-Skeptiker aufgesprungen.
Ihr Kandidat für das EU-Parlament, Pius Leitner, spricht sich für zwei verschiedene Währungen innerhalb der EU aus. Einem Nord- und einen Süd-Euro. Je nachdem, ob die Wirtschaftsleistung eines Staates stark oder schwach ist. Der angestrebte Freistaat sollte den stärkeren Nord-Euro bekommen.

Hat der Euro wirklich Unheil über Südtirol und Italien gebracht? Ist er überhaupt Schuld an der schwierigen wirtschaftlichen Situation?
Konrad Palla
, der ehemalige Generaldirektor des Raiffeisenverbandes, glaubt es nicht: „Mein Urteil zum Euro ist absolut positiv.“ Er hat die europäische Gemeinschaft ohne jeden Ausweg noch enger zusammengeführt und ist Teil des europäischen Friedensprozesses. „Umso mehr man wirtschaftlich und finanziell voneinander abhängt, desto unwahrscheinlicher werden Konfliktsituationen“,  so meint Palla.
Den Tendenzen einiger politischer Kräfte zufolge gibt es nun zwei klare Optionen, wohin sich unsere Währung bewegen sollte. Die Rückkehr zur alten Lira wäre eines dieser Szenarien.

Wie würde sich dieses aber auswirken?
Laut Konrad Palla braucht man in einem neuen Währungssystem wieder zahlreiche Strukturen, die „ungemein viel Geld kosten und einen Prozess über das eigene Land hinaus erfordern würden, um der Lira wieder einigermaßen Vertrauen zu geben.“ Für Palla ist es mehr als fraglich, wie lange dies dauern würde.
Die Lira muss wie schon früher von Zeit zu Zeit abgewertet werden, um mit stärkeren Wirtschaftsländern in Verbindung zu bleiben. „Einen solchen Prozess kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, so Palla. Auch der Präsident des Unternehmerverbandes, Stefan Pan, warnt vor diesen Gefahren: „Das hat uns stets ärmer gemacht.“ Konrad Palla macht auch auf den sozialen Aspekt aufmerksam, der mit der Währungsstabilität zusammenhängt. Das gesamte Rentensystem mit den zahlreichen Pensionsfonds baut nämlich darauf auf. „Die Konsequenzen einer einbrechenden Stabilität wären unvorstellbar. Bei einer Rückkehr zur Lira würden vor allem die Sparer konstant verlieren“, betont der Ex-Bankdirektor.
Lob gibt es für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel: „Gott sei Dank haben wir Deutschland, welches der Hüter unserer Währungsstabilität ist. Ansonsten weiß ich nicht, was passieren würde.“

Das Fazit von Konrad Pallas. Die Wiedereinführung der Lira würde nur wirtschaftliche und soziale Nachteile mit sich bringen. Zudem würde das friedliche Zusammenleben in Europa gefährdet. „Irgendwo würden die Auseinandersetzungen wieder beginnen“, so ist er überzeugt.
Zum zweiten Szenario, dem Nord- und Süd-Euro.
Pan und Palla sind sich hier einig, dass auch dies alles andere als sinnvoll wäre. „Neben unterschiedlichen Geldscheinen und Münzen braucht man auch hier separate Währungsbehörden“, so Palla. Zudem ist es in Europa notwendig, die schwächeren Regionen zu unterstützen und zu fördern. Er vergleicht dabei  Italien und gar mit Südtirol, wo es stärkere und schwächere Gemeinden gibt. „Eine gegenseitige Unterstützung wird überall und immer notwendig sein“, so schließt Palla.

 

Claudia von Dzerzawa

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Claudia von Dzerzawa

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