Der Angelina Jolie-Effekt „Vermehrt Brustamputationen“

 

Es gibt ihn jetzt auch in Südtirol, den Angelina Jolie-Effekt, so Tageszeitung Online. Immer mehr Frauenziehen eine Brustamputation in Erwägung, um so Krebs vorzubeugen. An die zehn Patientinnen haben sich im vergangenen Jahr effektiv einer prophylaktischen Mastektomie unterzogen.

Die Entscheidung von Angelina Jolie hat eingeschlagen wie eine Bombe“, so schildert es Alexander Gardetto. „Viele Frauen haben sich bei den Primaren Herbert Heidegger und Arthur Scherer als auch bei mir über einen derartigen Eingriff informiert“, berichtet der plastische Chirurg am Brustgesundheitszentrum Brixen-Meran.
Anfang vergangenen Jahres hat sich die
US-Schauspielerin Angelina Jolie beide Brüste operativ entfernen lassen; weil sie wegen eines Gendefekts anfällig für eine Krebserkrankung ist. Ihre Mutter und Tante waren bereits an den Folgen eines Mammakarzinoms verstorben.
Diese Nachricht hat auch hierzulande die Frauen aufgeschreckt. Nachdem weltweit über die Operation der 37-Jährigen berichtet wurde, steigt nun auch in Südtirol die Nachfrage nach einer prophylaktischen Mastektomie.
Häufig taucht die Frage nach einer vorsorglichen Abnahme des Busens besonders bei Frauen nahe des 40. Lebensjahres auf.
Arthur Scherer, Primar der Gynäkologie am Krankenhaus Brixen, bestätigt dieses. „Fast jede Patientin mit Diagnose Brustkrebs und deren weiblichen Angehörigen informieren sich mittlerweile über diese Methode.“ „Und immer mehr Frauen, die das Mammakarzinom bei einer Brust bekämpft haben, ziehen in Erwägung, auch die gesunde Seite operieren zu lassen“, so fügt Gardetto hinzu.
So einfach, wie es nun klingen mag, wird eine Brustamputation an Südtiroler Patientinnen aber nicht durchgeführt. Scherer räumt auch sogleich mit einem Trugschluss auf. „Für eine Frau, deren Brust bereits erkrankt ist, ist das keine Option und diese Methode wird auch in Zukunft nicht als alternative Krebstherapie angewandt werden.“
Nur Frauen, bei denen die genetische Veranlagung nachgewiesen wird, können sich für diese Option entscheiden. „Dem Eingriff geht ein kompliziertes Verfahren voraus“, schildert Scherer.
Eine der Hauptaufgaben der Ärzte ist die Aufklärung. „Allem voran muss informiert werden, unter welchen Voraussetzungen ein solcher Test gemacht werden sollte. Rund fünf Prozent aller Brustkrebserkrankungen hat eine genetische Ursache. Sobald ein positives Ergebnis vorliegt, muss ich über die Konsequenzen und die Alternativen wie intensive Kontrollen und Screenings aufklären“, so berichtet Heidegger.
Nur Frauen unter 50 Jahren, in deren Familie entweder Mutter, Oma, Schwester oder Tante an Brustkrebs erkrankt sind, werden zu einem Bluttest zugelassen.
Die Proben werden in das
Zentralkrankenhaus in die Landeshauptstadt geschickt werden. Dort werden die Ergebnisse von einem Genetiker ausgewertet. Über den Tisch von Franco Stanzial gehen fast alle derartigen Proben, die bei Südtiroler Patientinnen gemacht werden. 22 Personen wurden im vergangenen Jahr auf eine Familienanamnese getestet, bei vier wurde die Veranlagung tatsächlich festgestellt. „Einige Untersuchungen werden aber auch in Innsbruck gemacht, weil mit der Uni-Klinik eine intensive Zusammenarbeit besteht“, schildert der Arzt im Genetischen Beratungsdienst am Krankenhaus Bozen.
Die nachfolgenden Untersuchungen werden im Laboratorium des Onkologischen Institutes der Uniklinik Padua durchgeführt. Die Indikatoren: BRCA1 und BRCA2 müssen positiv sein. (Als BRCA-Gene werden Tumorsuppressorgene bezeichnet, deren Mutationen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für das Mammakarzinom einhergehen.) Die Kosten in Höhe von 5.000 Euro für die Analysen werden noch von der Sanitätseinheit übernommen. Danach muss die Patientin den Weg zum Psychologen beschreiten. „Sie muss sich nämlich genau im Klaren sein, was diese Amputation für den Alltag und die Partnerschaft bedeutet“, kommentiert Heidegger.
Denn einfach nur die Brüste entfernen geht nicht“, kommentiert Gardetto. „Denn es ist auch eine ethnische Frage. Die Frau muss sich schon davor mit den eventuellen Konsequenzen abgefunden haben.“ Alle diese Vorkehrungen nehmen rund ein Jahr in Anspruch.
In Südtirol wurden bislang solche Eingriffe nicht vorgenommen. Im September letzten Jahres wagte man aber im Krankenhaus Brixen erstmals diesen Schritt und operierte eine 27-jährige Mutter.

 

Claudia von Dzerzawa

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Claudia von Dzerzawa

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