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Psychologen sehen Depressionen auf dem Vormarsch2 min read

25 Aprile 2014 2 min read

Psychologen sehen Depressionen auf dem Vormarsch2 min read

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In Industrieländern wird eine “dramatische Zunahme der behandelten Fälle im Bereich der emotionalen Störungen beobachtet”, erklärte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Jürgen Margraf, heute bei einer Pressekonferenz in Wien. Depression und Angststörungen sind “auf dem Vormarsch”, was auch stark mit veränderten gesellschaftlichen Zielvorstellungen zusammenhängt, südtirolnews.

Der Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bochum, der die Tagung mit einem Vortrag zum Thema “Positive Emotionen als Schutzfaktor unserer psychischen Gesundheit” eröffnete, weist anlässlich der beginnenden 11. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie (ÖGP) auf “spektakuläre Daten” hin, die nicht nur in Nordamerika starke Zuwächse bescheinigen. Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahrzehnten wachsender Narzissmus zu beobachten.

Zunehmende Ichbezogenheit lässt sich abseits der klinischen Forschung etwa auch in Popsongs nachweisen, in denen Wörter wie “I, me, mine” (englisch für “ich”, “mich”, “mein”; Anm.) heute häufiger vorkommen als noch vor 20 Jahren. Das ist gesamtgesellschaftlich eingebettet in eine “Verschiebung von internalen zu externalen Zielen”, so Margraf. Der Anspruch, sich über Status und Geld zu definieren und weniger über Beziehungen und Suche nach Sinnhaftigkeit rückt in den Vordergrund. Dazu kommt, dass Menschen bei der Orientierung an externen Zielen auch falsche Vorstellungen haben. Margraf: “Der Durchschnittsmensch überschätzt das durchschnittliche Einkommen, die Durchschnittskörpergröße, sogar die Durchschnittsoberweite oder -penislänge. Es ist unglaublich, was alles überschätzt wird.” Die größere wahrgenommene Diskrepanz zwischen all dem und der persönlichen Realität verstärkt das Risiko an einer emotionalen Störung zu leiden.

Die starke Zunahme bei der Einnahme von Psychopharmaka kann hier nicht nachhaltig gegensteuern. “Obwohl die Industrie behauptet, dass sie tolle Erfolge hat”, scheint es, als ob mehr Psychopharmaka auch zu mehr Problemen führen, so der Experte. Es gibt Hinweise, dass Medikamente oft allenfalls kurzfristige Effekte haben und auf lange Sicht sogar negative Effekte überwiegen.

 “Wir sind an einem Punkt, wo wir etwas tun müssen. Es kann so nicht einfach weitergehen”, erklärte Margraf.