Cronaca

Plenarsitzung – Gemeinsame Schulstrukturen

13 Febbraio 2014

author:

Plenarsitzung – Gemeinsame Schulstrukturen

LandtagLandtag – Beschlussantrag der Grünen zu sprachgruppenübergreifenden Schulgebäuden angenommen

Die Grünen forderten, beim Neu- oder Umbau von Schulen immer die Bildung von gemeinsamen Schulstrukturen für beide Sprachgruppen anzustreben. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass es einen echten Verwendungskontext brauche, um eine Sprache zu lernen, erklärte Brigitte Foppa. Der Kontakt zur anderen Sprachgruppe sei eine wichtige Motivation, die andere Sprache zu erlernen. Man solle in den Antrag nicht zu viel hineininterpretieren, warnte Foppa, es gehe nur um eine bauliche Erleichterung für den Kontakt zwischen den Sprachgruppen. Es wäre aber auch ein deutliches Zeichen nach außen.
In den Prämissen zu ihrem Antrag gehe Foppa deutlich weiter, stellte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Sie wolle in Mauern statt in Konzepte investieren, sie rede von “immer”, aber eine gemeinsame Schulstruktur werde z.B. in Moos in Passeier kaum sinnvoll sein. Bozen hätte die besten Voraussetzungen für den Kontakt zwischen den Sprachgruppen, und trotzdem seien die Zweitsprachenkenntnisse der Italiener schlechter.
Eindeutig für den Antrag sprach sich Alessandro Urzì (Alto Adige nel cuore) aus, auch wenn er das grundsätzliche Problem nicht löse. Mehr würde man etwa durch gemischtsprachige Kindergärten erreichen. In Sillian in Osttirol werde das praktiziert, diesseits der Grenze sei es verboten. 
Sie könne dem Antrag viel Positives abgewinnen, erklärte Veronika Stirner Brantsch (SVP). Die Zweitsprachenkompetenz sei unbedingt zu verbessern. Bauliche Schritte seien nicht die Lösung, aber ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. In Meran stünden deutsche und italienische Schulen nebeneinander, und das erleichtere den Kontakt. Überall würden sich gemeinsame Strukturen nicht umsetzen lassen, daher sollte man das Wort “immer” streichen.
Auch Elena Artioli (Team Autonomie) unterstützte den Antrag. Damit könnte man auch dem Neid vorbeugen, den es gegenüber den gut ausgestatteten deutschen Schulen gebe.
Wer Italienische lernen wolle, habe in Südtirol 170.000 Gelegenheiten dazu, wer Deutsch lernen wolle, habe 380.000 Gelegenheiten, zitierte Eva Klotz (STF) Hubert Frasnelli. Jede Sprache mehr sei ein Gewinn, aber Infrastrukturen seien nicht der richtige Ansatz dazu. Das Trauma liege nicht in der Entscheidung der gemischtsprachigen Familien vor der Schuleinschreibung, sondern in der Konfrontation mit dem “Siamo in Italia”. Das wahre Problem liege im schlechten Deutschunterricht.
Die geforderte Maßnahme werde nicht zur perfekt zweisprachigen Gesellschaft führen, aber sie stimme dem Antrag zu, weil die Schule auch der Ort der Begegnung sein sollte und weil damit ein richtiger Schritt gesetzt werde, erklärte MagdalenaAmhof (SVP). Es wäre auch ein schönes und wichtiges Signal für das Zusammenleben. In Brixen gebe es bereits ein schönes Beispiel dafür, einen Kindergarten mit deutschen und italienischen Sektionen, wo es viele Gelegenheiten zur Begegnung gebe. 
Pius Leitner (Freiheitliche) bezeichnete den Antrag als nicht ehrlich. Wenn man die Prämissen lese, müsste man eigentlich die gemischtsprachige Schule verlangen. Die mehrsprachige Schule sei bereits Realität, da sich immer mehr Italiener und Ausländer in die deutsche Schule einschreiben würden. Bei bestimmten Strukturen, etwa einer Musikschule, sei eine gemeinsame Nutzung sinnvoll, aber nicht immer, wie im Antrag gefordert.
Die Mehrsprachigkeit sei ein Schatz, den man heben müsse, meinte Dieter Steger (SVP). In einem Land mit mehreren Sprachgruppen bestehe die Pflicht, den Bürgern das Erlernen der anderen Sprache zu ermöglichen, wobei aber die Muttersprache vorrangig bleibe. Gemeinsame Strukturen würden den Kontakt ermöglichen und sollten geschaffen werden, wo es sinnvoll und möglich sei. Auch die räumliche Nähe von zwei Schulen könne schon einiges bewirken.
Es sei ein konkreter Vorschlag, um einen Schritt voran zu kommen, befand Riccardo Dello Sbarba (Grüne) und kritisierte jene, die sich dagegen aussprachen, weil er nicht das Gesamtproblem löse. Er habe erlebt, wie bei zwei benachbarten Oberschulen schon die Eröffnung einer gemeinsamen Bar den Austausch erleichtert und die Sprachenkompetenz verbessert habe.
Der Antrag sei ein Schritt in die richtige Richtung, erklärte Paul Köllensperger (5 Sterne Bewegung). Ihm würde kein Gegenargument dazu einfallen. Die Zukunft der Autonomie hänge auch vom Zusammenleben der Sprachgruppen ab.
In der Kenntnis der Zweitsprache gebe es Mängel, die zu beheben seien, bestätigte LR Philipp Achammer. Es seien bereits in der vergangenen Legislatur Ansätze zur Hebung der Unterrichtsqualität gemacht worden, aber man müsse noch mehr tun, auch, aber nicht nur, mit dem Arbeitsmarkt vor Augen. Laut Kolipsi-Studie sei das Umfeld ausschlaggebend für die Motivation, und da seien auch Familien, Vereine usw. gefordert. Es brauche mehr Gelegenheiten zur Begegnung, im schulischen wie im außerschulischen Bereich. Vorliegender Antrag sei ein positiver Ansatz. Teile der Prämissen seien aber zu ändern, und das Wort “immer” sei aus dem beschließenden Teil zu streichen.
Auch LR Christian Tommasini stimmte dem Antrag zu. Man habe bereits vieles unternommen, um die Zweitsprachenkenntnis zu verbessern, und auf diesem Weg wolle man weitergehen. Gemeinsame Schulstrukturen seien in diesem Sinne hilfreich, das sehe man bereits dort, wo es sie gebe. Die Landesregierung strebe die primäre Zuständigkeit für die Schule an, um die Lehrerausbildung zu verbessern, gerade im Bereich der Zweitsprache. 
Brigitte Foppa ging in ihrer Replik auf verschiedene Einwände der Vorredner ein. Der Antrag wolle nicht neue Strukturen schaffen, sondern wolle ein Prinzip durchsetzen, das im Falle eines Neu- oder Umbaus zu berücksichtigen wäre. Foppa legte schließlich eine neue Fassung des Antrags vor, in der die von den Vorrednern angeregten Änderungen berücksichtigt wurden.

Die Prämissen des so geänderten Antrags wurden schließlich mit 20 Ja, 1 Nein bei 6 Enthaltungen, der beschließende Teil mit 27 bei 1 Enthaltung genehmigt.