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Eine Oase in der Grauzone der Stricher-Szene – Alles außer Küssen

Homosexualität hat es schon immer gegeben. Die Geschichte der Homosexuellen ist aber mit wenigen Ausnahmen eine Geschichte der Unterdrückung, Ausgrenzung und Verfolgung. Erst im Zuge der Aufklärung begannen sich im 19. Jahrhundert die ersten Schwulen und Lesben für ihr Recht zu wehren.

Bei den alten Griechen galt die zeitweise Beziehung zwischen Mann und Jüngling als reinste Form der Sexualität. Beziehungen unter erwachsenen Männern aber war sehr verpönt. Die römische Kultur kannte dagegen offen gelebte gleichgeschlechtliche Beziehungen.

Heute nennen sie sich Jungs.

Es gibt sie in jeder europäischen Großstadt. Sie bieten ihre Dienste in Bahnhofsnähe, in Sexkinos und Kneipen an: männliche Stricher im Jugendalter. Die deutsche Sprache kennt kein eigenes Wort für sie. Während es für weibliche Prostituierte ungemein viele Bezeichnungen gibt – Hure, Bordsteinschwalbe, Dirne – kennt die deutsche Sprache keinen eigenen Begriff für männliche Prostituierte. ‚Stricher’ würden sie sich niemals nennen. ‚Jungs’ nennen sie sich. Den Stricher gibt es ebenso wenig wie die Hure: Das Spektrum reicht vom 13jährigen Wegläufer, der auf der Straße überleben muss, bis zum selbstbewussten Callboy, der das Geld im eigenen Appartement verdient.

Die Jungs schlafen mal bei Freiern, mal draußen oder sie machen die Nacht durch. In der Beratungsstelle werden sie nicht nur aufgeklärt, sie können sich auch ausschlafen, ihre Wäsche waschen oder Hilfe bekommen, wenn sie aussteigen wollen.

Prostitution ist in Deutschland zwar grundsätzlich erlaubt und seit 2001 gesetzlich geregelt. In München ist jedoch der größte und rigideste Sperrbezirk Deutschlands. In der gesamten Innenstadt ist Prostitution verboten. Viele weibliche Prostituierte arbeiten deshalb außerhalb der Stadt. Doch die schwule Szene trifft sich rund um den Hauptbahnhof oder im Glockenbachviertel. Deshalb sind auch die Stricher dort und laufen ständig Gefahr, aufzufliegen.

Jedenfalls ist die männliche Prostitution viel gefährlicher für die Gesellschaft als die weibliche, und der größte Schandfleck in der Geschichte der Menschheit“, sagte 1886 der wohl einflussreichste Gerichtsmediziner und Sexualwissenschaftler seiner Zeit, Richard von Krafft-Ebing. Diese Meinung scheint sich bis heute zu halten.

Hier zwei Beispiele:

Es ist kurz vor zehn Uhr morgens. Zwei Jungs kommen gerade von ihrer nächtlichen Arbeit. Geschafft streifen sie ihre Klamotten ab und duschen erst einmal ausgiebig. Sie essen noch ein verspätetes Frühstück, reden beiläufig über ihre Nachtschicht und ihre Freier, bevor sie sich im Gemeinschaftsschlafraum niederlegen.

„Im Leben, im Leben geht mancher Schuss daneben“, trällern sie den Song von Katja Ebstein. Eine gehörige Portion Selbstironie schwingt mit. Denn einige der jungen Männer sind eben erst aus dem Auto eines Kunden gestiegen, wo sie diesen sexuell befriedigt haben.

SozialarbeiterInnen schätzen, dass bis zu 3.000 Jugendliche im Laufe eines Jahres in Berlin anschaffen. Viele Jungendliche und junge Männer verkaufen sich nur für eine relativ kurze Episode in ihrem Leben, etwa um finanzielle Notlagen zu überbrücken. Der Strich spielt auch als Coming-Out-Instanz für bestimmte Jungs eine wichtige Rolle. Das hat mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Homosexualität zu tun. Harte Drogen spielen in der Berliner Stricherszene nur eine untergeordnete Rolle.

Die Lebenslagen der jungen Männer sind sehr komplex. Dabei bestimmen nicht nur die Risiken, die mit der Prostitution verbunden sind, deren Leben. Die Stricher brauchen auch Unterstützung bei der Bewältigung von Suchtverhalten.“

Zum Schluss ein paar Worte zur Toleranz. Deutschland ist weltoffen und tolerant

Die deutsche Gesetzgebung zur Homosexualität ist eine der fortschrittlichsten in Europa: Hier sind gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften mit Adoptionsrecht erlaubt – und jegliche Diskriminierung schwuler oder lesbischer Paare ist per Gesetz verboten.

Claudia von Dzerzawa

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