Cronaca

Blutigster Tag in der jüngeren Geschichte Ägyptens2 min read

15 Agosto 2013 2 min read

Blutigster Tag in der jüngeren Geschichte Ägyptens2 min read

Reading Time: 2 minutes Krieg

Der Horror von Kairo 

Entsetzlich zugerichtete Leichen, mehr als 1000 Verletzte: Mit der Räumung der Mursi-Lager wollte die Regierung Ruhe in Kairo schaffen doch jetzt herrscht Ausnahmezustand im ganzen Land. Die Menschen befürchten “Krieg zwischen den zwei Ägypten”.
Die Ärzte wollen, dass man sich die Toten ganz genau anschaut. Den Mann, dem ein Kopfschuss die Augen aus dem Gesicht hat platzen lassen. Den Mann, dessen Därme sich in roten Schlingen auf seiner Bauchdecke kringeln.“Sie müssen hingucken”, mahnt der Doktor die Ausländerin, die das alles lieber nicht sehen will. “Sie sind Zeugin. Sie müssen der Welt sagen, was hier geschieht. Uns glaubt doch keiner”, sagt der Arzt in seinem blutverschmierten T-Shirt.

Ob sich je herausstellen wird, wie viele Menschen an diesem blutigsten Tag in der jüngeren Geschichte Ägyptens ihr Leben verloren, darf bezweifelt werden: Schon im Laufe des Tages zeichnete sich ab, dass die beiden verfeindeten Lager in Ägypten zwei diametral widersprechende Versionen der Ereignisse verbreiteten. Nach Angaben der Armee, der von ihr eingesetzten Regierung und den von ihr kontrollierten Medien waren es die Muslimbrüder, die sich der Räumung ihrer Camps mit Waffengewalt widersetzten und so das Blutvergießen auslösten.

Nach Aussagen der Muslimbrüder hingegen walzten die Sicherheitskräfte ohne Rücksicht auf Verluste zwei friedliche Sit-ins nieder, während Soldaten Tränengas, Schrot und scharfe Munition in die Menge schossen.

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, wobei wohl niemand bezweifelt, dass Armee und Polizei für die meisten Toten verantwortlich sind. Ihr Hinweis auf die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung ist wackelig: Zwar gibt es Bilder von Zivilisten mit Gewehren, doch den Beweis, dass die Muslimbrüder koordiniert und in großem Stil Schusswaffen eingesetzt haben, ist die Armee bislang schuldig geblieben.

Den ägyptischen Medien ist das egal: Sie berichten gleichgeschaltet und unhinterfragt, was die Führung vorgibt. Wenn die Muslimbrüder ihre Version der Ereignisse darstellen wollen, bleiben ihnen nur die ausländischen Medien, deshalb bestehen sie darauf, dass sich Reporter Leichen anschauen.

“Wenn es dunkel wird, werden Armee und Polizei wieder kommen”,,”Heute Nacht beginnt der Krieg zwischen den zwei Ägypten.”