Cronaca

ARBEIT

4 Marzo 2013

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ARBEIT


NEHMEN DIE ÄLTEREN ARBEITNEHMER DEN JUGENDLICHEN WIRKLICH DIE ARBEITSPLÄTZE WEG?

Von Helmuth Renzler 

HelmuthRenzlercomp

 

Die Wirtschaftskrise ist ein globales Phänomen. Jugendliche sowie ältere Mitarbeiter bleiben immer mehr ohne Arbeit. 

 

Die neuen Rentenbestimmungen welche eine drastische Erhöhung des Renteneinstiegsalters für Alle vorsehen habe die Diskussion über die Arbeitsmarktsituation in Südtirol neu entfacht. Die gängigen Argumente welche man durchwegs zu hören bekommt sind einerseits; Ja, wenn man jetzt bis 67 Jahre arbeiten muss bevor man in Rente gehen kann wie sollen dann die Jugendlichen eine Arbeitsstelle bekommen? Und andererseits heißt es dann aber immer wieder: Wenn die Alten nicht endlich in Pension gehen, können wir keine fixe Arbeitsstelle erhalten. Aber ist dem wirklich so? Die Jugendarbeitslosigkeit ist im stetigen Steigen begriffen und stellt ein großes gesellschaftliches Problem dar. Aber auch die Arbeitslosenzahlen der älteren Mitarbeiter mit einem Lebensalter von über 55 Jahren nehmen rasant und besorgniserregend zu. Was also tun: Zwei gänzlich unterschiedliche Kategorie welche dasselbe Problem haben: Die Arbeitslosenzahlen bei den Jugendlichen steigen stetig an und dasselbe gilt auch bei den älteren Mitarbeitern. Die Lösung dieses gravierenden Problems kann somit nicht ein Gegeneinander sondern nur ein Miteinander sein. Wenn die Arbeitslosenzahlen der Jugendlichen reduziert werden können so muss dies gleichzeitig auch für die älteren Mitarbeiter geschehen. Wenn wir die Beschäftigungszahlen des Jahres 2011 in der Privatwirtschaft in Südtirol etwas näher ansehen, so können wir feststellen, dass im Jahr 2011 in Südtirol insgesamt 144.149 lohnabhängige Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft beschäftigt waren. Von diesen 144.149 Arbeitnehmern waren 83.707 Männer und 60.442 Frauen. Im Jahr 2009 hingegen waren in Südtirol nur 139.415 lohnabhängige Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft beschäftigt. Von den 144.149 Lohnabhängigen des Jahres 2011 waren 106.835 Arbeitnehmer (68.009 Männer und 38.827 Frauen) mittels eines zeitlich unbefristeten Arbeitsvertrages tätig. 26.394 lohnabhängige Arbeitnehmer (10.910 Männer und 15.484 Frauen) waren hingegen mittels eines zeitlich befristeten Arbeitsvertrages in diesem Jahr in Südtirol beschäftigt. Zu dieser Anzahl von Lohnabhängigen gesellen sich aber auch noch 11.885 (5.193 Männer und 6.692 Frauen) Saisonsarbeiter hinzu. 117.391 Arbeitnehmer (79.404 Männer und 37.987 Frauen) hatten eine Vollzeitarbeitsstelle und 27.537 (4.603 Männer und 22.934 Frauen) Arbeitnehmer waren mittels Teilzeitarbeitsstellen beschäftigt. Zu dieser Anzahl von Lohnabhängigen müssen aber auch noch 24.130 (davon 15.003 Männer und 9.127 Frauen) Rentner und Pensionisten, welche nach ihrer Pensionierung weiterhin eine Arbeitstätigkeit ausüben hinzu gezählt werden. Dann gibt es noch ca. 3.615 Hausangestellten sowie 9.221 landwirtschaftliche Arbeiter. Aber nicht nur. Zu diesen lohnabhängigen Arbeitnehmern gesellen sich auch noch 14.266 freie Mitarbeiter, also alle jene Arbeitnehmer welche durch Projektarbeiten usw. ihr Auskommen verdienen. Während bei den Vollzeitbeschäftigten der überwiegend größte Anteil den Arbeitnehmern mittleren Alters vorbehalten ist, sind bei den freien Mitarbeitern der größte Teil Jugendliche und ältere Arbeitnehmer. Diese Zahlen könnten auf dem ersten Blick banal und langweilig erscheinen aber sie sind unbedingt notwendig um die reale Arbeitsmarktsituation einschätzen zu können und vernünftige umsetzbare Lösungen anzupeilen. Auffallend an diesen Zahlen ist vor allem der große Unterschied zwischen Mann und Frau bei den Teilzeitbeschäftigten und Arbeitnehmern welche durch einen zeitlich befristeten Arbeitsvertrag beschäftigt sind. Dies bedeutet folglich das die Beschäftigungssituation für beide Geschlechter nicht dieselbe ist sondern das die weiblichen lohnabhängigen Arbeitnehmerinnen weitaus schlechter gestellt sind als ihre männlichen Kollegen. Darum muss in Zukunft die Erwerbstätigkeit der Frauen noch mehr als bisher gefördert werden. Jugendliche und ältere Arbeitnehmer müssen sich ergänzen und nicht gegeneinander um die beschränkte Anzahl von Arbeitsplätze kämpfen. Nur gemeinsam kann das Problem gelöst werden. Wie könnten nun solche Lösungen aussehen: Als erstes ist es wohl vordringliche Aufgabe der Wirtschaft und der öffentlichen Hand neue Arbeitsplätze zu schaffen und dies kann durch Ansiedelung neuer Betriebe oder Unternehmen erfolgen und somit ist die öffentliche Hand gefordert die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Aber dies allein reicht noch bei weitem nicht aus um die Arbeitslosenzahlen wieder zu senken. Angedacht werden sollte auch die Möglichkeit eines stufenweisen Ausstieges aus der aktiven Arbeitswelt älterer Mitarbeiter bei gleichzeitiger verpflichtender Anstellung jüngerer Mitarbeiter. Das würde bedeuten, dass ältere Mitarbeiter welchen noch fünf bis zehn Arbeitsjahre bis zur Pensionierung fehlen ihr Arbeitsverhältnis schrittweise in ein Teilzeitarbeitsverhältnis umwandeln und der Betrieb oder das Unternehmen dadurch gleichzeitig verpflichtet werden einen jungen Arbeitnehmer durch einen zeitlich unbefristeten Vollzeitvertrag anzustellen. Dies könnte durchaus durch einen finanziellen Anreiz seitens der öffentlichen Hand gefördert werden. Andererseits sollte auch die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäftigung älterer Arbeitnehmer bei gleichzeitigem Rentenbezug neu überlegt, durchdacht und ermöglicht werden. Diese Maßnahmen hätten den großen Vorteil dass dadurch neue Arbeitsplätze für junge Arbeitnehmer geschaffen werden könnten ohne dass dabei aber die älteren Arbeitnehmer ihre Arbeitsstelle verlieren würden. Dies ist nur einer der verschiedenen Lösungsvorschläge um das Problem Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen und es wird im Jahr 2013 unbedingt notwendig sein alle Kraft, Wissen und Fähigkeiten der Lösung dieses Problems zu widmen und entsprechende, umsetzbare Vorschläge auszuarbeiten und den Sozialpartnern und der Politik vorzulegen. Gemeinsam kann man es schaffen Jugendlichen wieder eine Perspektive zu geben und somit eine vernünftige, sichere Lebensplanung zu ermöglichen und gleichzeitig älteren Arbeitnehmern den Arbeitsplatz zu erhalten damit sie direkt, trotz Erhöhung des Renteneinstiegsalters, von der aktiven Arbeitszeit in die Rente überwechseln können. Es darf nicht sein, dass es so geschieht wie im Bundesland Wien, dass 30% der zukünftigen Rentner aus der Arbeitslosigkeit in die Rente überwechseln. Eine solche Entwicklung gilt es unbedingt zu vermeiden und zu verhindern.

Helmuth Renzler