Gespenstische Maßnahme im Museum: Im Zentrum der italienischen Hauptstadt verschwinden freizügige Skulpturen aus der Antike hinter blickdichten Sichtschutzwänden. Die Vorkehrung soll Präsident Ruhani vor peinlichen Momenten schützen. Die Volksseele kocht.
Aus Respekt vor der iranischen Kultur und dem Glauben des Präsidenten Hassan Ruhani haben die Behörden in Roms Kapitolinischen Museen mehrere nackte Statuen verhüllt. Mehrere Medien veröffentlichten Fotos von schrankähnlichen Konstruktionen, hinter denen einzelne, offenbar besonders anstößige Skulpturen verschwanden.
Das vorauseilende Schamgefühl löste in der italienischen Öffentlichkeit eine hitzige Debatte aus. Kritiker warfen der Regierung in Rom unter anderem vor, in Anbetracht der wirtschaftlichen Chancen im Iran zu wenig Rückgrat gezeigt und das kulturelle Selbstbewusstsein Italiens vernachlässigt zu haben. Ruhanis Besuch in Rom wurde zudem von Protesten exil-iranischer Gruppen begleitet.
Ruhani war zu Wochenbeginn in der italienischen Hauptstadt eingetroffen. Italiens Ministerpräsident Renzi erhofft sich von dem Besuch engere wirtschaftliche Kontakte zwischen Italien und dem Iran. Die Regierung in Teheran sucht seit Aufhebung der Sanktionen nach neuen Geschäftspartnern im Ausland. Es ist der erste offizielle Staatsbesuch aus Teheran in Europa seit fast zwei Jahrzehnten.
Im Bild: Irans Präsident Hassan Ruhani