Heute, am 6. Mai, markiert Italien den Earth Overshoot Day 2025 – den Tag, an dem die natürlichen Ressourcen für ein Jahr rechnerisch aufgebraucht sind, wenn alle Menschen so leben würden wie in Italien. Seit Jahrzehnten wandert der globale Erdüberlastungstag immer weiter nach vorne: 1971 noch im Dezember, inzwischen längst im Hochsommer. Doch es gibt Bewegung: Mit der weltweiten Kampagne #MoveTheDate ruft das Global Footprint Network dazu auf, den Trend zu stoppen – und gemeinsam den Erdüberlastungstag nach hinten zu verschieben.
Auch in Südtirol heißt es ab heute: aktiv werden statt zusehen! Die OEW – Organisation für Eine solidarische Welt lädt bereits zum fünften Mal zu den Aktionswochen #MoveTheDate ein. Über 50 Südtiroler Vereine, Organisationen, Jugendtreffs, Umweltgruppen, Schulen und Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, und zeigen vom 6. bis 25. Mai mit zahlreichen Aktionen, Workshops und Events: Jeder Schritt zählt. Die Aktionswochen wurden heute Vormittag auf dem Bozner Rathausplatz offiziell eröffnet.
Begleitet von einem kreativen Flashmob stellten die Organisator*innen auf dem Bozner Rathausplatz das Programm und das Motto der Aktionswochen vor: Gemeinsam den Erdüberlastungstag verschieben. Der Flashmob lud Passant*innen ein, sich spielerisch mit Fragen zu Konsum, globaler Verantwortung und gerechter Ressourcenverteilung auseinanderzusetzen – viele blieben stehen, machten spontan mit oder suchten das Gespräch mit den Veranstalter*innen.
„In Italien leben wir so, als hätten wir fast drei Erden zur Verfügung – tatsächlich haben wir nur eine“, betont Verena Dariz, OEW-Bereichsleiterin für Bewussten Konsum. „Wir müssen Ressourcen endlich als das erkennen, was sie sind: wertvoll und begrenzt.“ Ziel der Aktionswochen ist es, Menschen aller Altersgruppen für einen nachhaltigeren Lebensstil zu sensibilisieren und zum Mitmachen zu motivieren. Besonders wichtig sei es, auch private Haushalte zu erreichen, erklärt Dariz: „Als Konsument*innen tragen wir eine große Verantwortung und waren mit unserem Konsumverhalten schon oft Motor für Veränderung. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass Themen rund um Nachhaltigkeit noch stärker in politische Entscheidungen einfließen – sowohl auf Gemeindeebene als auch im Landtag.“
Bis zum 25. Mai finden in ganz Südtirol über 40 Veranstaltungen statt: von Pflanzen- und Kleidertauschbörsen, Upcycling-Workshops und Repair-Cafés bis hin zu Filmvorführungen, Diskussionsrunden und Spielenachmittagen mit eigens entwickelten Nachhaltigkeitsspielen. Zahlreiche Organisationen und viele Ehrenamtliche haben sich wieder tatkräftig eingebracht und zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Alltag.
Ergänzend zu den Präsenzaktionen lädt die OEW erneut zur Impact-Challenge ein: Freundesgruppen, Familien oder Schulklassen können sich zwei Wochen lang freiwilligen Herausforderungen stellen, wie etwa weniger Bildschirmzeit, Verzicht auf Autofahrten oder auf Fleischprodukte – oder sie versuchen, zwei Wochen lang kalt zu duschen. Jede der 15 Challenges spart einen bestimmten CO₂-Anteil ein und regt zum Nachdenken über den eigenen Ressourcenverbrauch an. Wer sich bis zum 11. Mai als Gruppe anmeldet, hat die Chance, einen fairen Preis zu gewinnen. Alle Aktionen sowie das Anmeldeformular zur Challenge gibt es unter: www.oew.org/movethedate.
Der Earth Overshoot Day macht jedes Jahr deutlich: Würden alle Menschen so konsumieren wie die italienische Bevölkerung, bräuchten wir laut dem Global Footprint Network rund 2,8 Erden, um unseren Ressourcenbedarf zu decken. „Unser Überkonsum trägt weltweit zu Umweltzerstörung, Wasserknappheit, Hunger und Flucht bei“, erklärt Monika Thaler, OEW-Bereichsleiterin für Internationale Zusammenarbeit. „Indem wir über unsere Verhältnisse leben, zehren wir nicht nur die Reserven künftiger Generationen auf, sondern verstärken auch globale Ungerechtigkeiten.“ Die gravierendsten Folgen treffen heute vor allem Menschen im Globalen Süden. Und in Zukunft: unsere eigenen Kinder und Kindeskinder.
Das Motto ist klar: It’s time to move the date!
Die Initiative wird vom Amt für Freiwilligenwesen und Solidarität der Autonomen Provinz Bozen sowie von Soroptimist International d’Italia club Merania unterstützt.
Im Bild v.l.: Annamarie Huber (Katholische Frauenbewegung Südtirol), Karolina Stofner (Katholische Frauenbewegung Südtirol), Monika Thaler (OEW), Evi Keifl (OEW), Sophie Baumgartner (Südtiroler Weltläden) und Verena Dariz (OEW)