45 Jahre Gustav Mahler Musikwochen – Ein Fest für die Sinne

Die 45. Ausgabe der Gustav Mahler Musikwochen in Toblach verspricht vom 12. Juli bis zum 5. August ein außergewöhnliches Fest der Musik zu werden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1981, die anlässlich des 70. Todesjahres Mahlers ins Leben gerufen wurde, sind die Musikwochen zu einer internationalen Institution herangewachsen.

Einzigartig weltweit: Die Gustav Mahler Musikwochen bleiben das einzige Musikfestival, das Gustav Mahler mit unvergleichlicher Beständigkeit und eindrucksvoller Intensität in den Mittelpunkt stellt.
 

Die diesjährigen Musikwochen in der Dolomitenregion 3 Zinnen bieten ein Programm, das an Vielfalt kaum zu wünschen übriglässt. Von etablierten Orchestern wie der Jenaer Philharmonie über junge Nachwuchstalente wie die Junge Philharmonie Wien oder die Gustav Mahler Academy bis hin zum regionalen Mahler Orchestra Toblach ist das symphonische Repertoire für diesen Sommer breitgefächert und divers.

Weltbekannte Namen der klassischen Musik wie John Eliot Gardiner und Mario Brunello werden neben aufstrebenden jungen Talenten wie Benjamin Appl und Francesco Tropea Toblach mit Orchesterkonzerten, Ensemblekonzerten und hochkarätiger Kammermusik zu einer einzigartigen Fusion von Musik und Naturlandschaft aufblühen lassen.

Dass Mahlers Kompositionen menschliche Emotionen in einer Weise verdichten, die ein Spektrum von Zerbrechlichkeit bis Euphorie decken, ist bekannt. Doch dass die Ausdruckskraft seiner Musik im laufenden Jahrhundert genauso zeitgenössisch erscheint wie im vorigen, blieb bislang unterbeleuchtet.

Gerade in Toblach, wo Mahler seine letzten Sommer verbrachte und wo er „in wahnsinniger Eile und Hetze” – recht zeitgenössisch also – eines seiner wichtigsten Werke komponierte, findet seine Musik unter den Dolomiten den Resonanzraum, der ihr gerecht wird.

Mahler ist dabei nicht nur ein Komponist für Eingeweihte, sondern ein Künstler, der Generationen verbindet. Seine Musik spricht gerade junge Menschen an, weil sie von existenziellen Erfahrungen erzählt: von Sehnsucht und Einsamkeit, von Ekstase und Absturz. In Zeiten, in denen Gefühle stärker in den Vordergrund rücken, ist Mahlers kompromisslose Emotionalität eine Offenbarung.

In diesem Geiste eröffnet die Junge Philharmonie Wien unter der Leitung von Michael Lessky am 12. Juli das Festival mit Mahlers wohl umfangreichstem und vielleicht auch komplexesten Werk, der 3. Symphonie.

Am Folgetag bringt das Wiener Ensemble Divinerinnen, dem die Wiener Philharmonikerin Andrea Götsch angehört, mit Schrammelmusik die Klänge Wiens nach Südtirol, wie einst Mahler selbst. Außerdem feiert die Camerata Vienna-Milano in Toblach ihre Premiere. Das 2024 gegründete Spitzenensemble vereint Musiker der Wiener Philharmoniker und des Orchestra del Teatro alla Scala unter der Leitung von Jurek Dybal.

„Die Gustav Mahler Wochen sind ein Sehnsuchtsort”, meint Sybille Werner, Dirigentin des Mahler Orchestra Toblach. „Jeder Mahlerfan träumt davon, einmal die Neunte an dem Ort zu hören, an dem sie geschrieben worden ist.”

1909 in Toblach komponiert, kehrt die 9. Symphonie am 18. Juli mit der Jenaer Philharmonie unter Simon Gaudenz an ihren Entstehungsort zurück. Ein Moment tiefer Verbindung von Landschaft und Klang, wie er nur hier erfahrbar ist.

Wer Mahlers Spätwerke verstehen will, muss die Landschaften sehen, die ihn inspirierten: die weiten Almwiesen, die schroffen Felswände der Dolomiten, die tiefen Wälder. Nirgendwo sonst kann man tagsüber auf seinen Spuren wandeln, die Stille der Berge in sich aufnehmen und abends in seine Klangwelten eintauchen.

Wien mag seine Konzerttradition haben, Berlin seine intellektuelle Schärfe – aber nur in Toblach verschmelzen die Naturerfahrung und die Musik auf diese Weise zu einem Gesamtkunstwerk.
 

Neben den musikalischen Höhepunkten wird die wissenschaftliche Konferenz des Gustav Mahler Research Centre Innsbruck/Toblach einen Schwerpunkt der neuen Mahlerforschung präsentieren: Den Humor in Mahlers Werk als kompositorisches und rhetorisches Mittel.

Vorträge international anerkannter Musikwissenschaftler:innen, etwa Federico CelestiniMorten Solvik sowie der Organisatorinnen Anna Stoll KnechtAlice Verti und andere, werden groteske, satirische und selbstreflektierende Aspekte seines Schaffens näher beleuchten.

Nicht zuletzt wird der Philosoph und ehemalige Bürgermeister Venedigs, Massimo Cacciari, über Karl Kraus’ Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg in seinem Klassiker „Die letzten Tage der Menschheit” referieren.

20. Juli: Eine Wanderung zum Komponierhäuschen führt zu einem besonderen Highlight, wo Isabel Goller in Zusammenarbeit mit der Südtirol Filarmonica ein Harfenkonzert geben wird.

21. Juli: Den jüngsten Mahlerfans (8–12 Jahre) wird ein Erlebnistag angeboten, bei welchem sie mit einer Klang-Entdeckungsreise in der Natur mit dem Naturforscher Josef Hackhofer sowie mit einem kreativen Musikworkshop mit dem Musikvermittler Max Calanducci Mahlers Toblach erfahren können.

Im Bild: Mahler Orchestra Toblach/© Max Verdoes