Die Young Greens bringen Over-Tourismus im Alpenraum auf die europäische Agenda

Vom 21. bis 25. Mai fand in Paris die jährliche Generalversammlung der Federation of Young European Greens (FYEG) statt, der europaweiten politischen Dachorganisation grüner Jugendbewegungen. Rund 130 Delegierte aus mehr als 30 Ländern nahmen an der Konferenz teil.

Südtirol wurde durch die Delegierten Camilla Cristofoletti und Gabriel Prenner sowie durch die Beobachterin Juliane Wild vertreten. „Wir sind stolz, die Stimme junger Südtirolerinnen in dieses größte europäische grüne Jugend-Gremium eingebracht zu haben“, sagt Camilla Cristofoletti. Sie hebt besonders den starken Austausch zwischen den Organisationen hervor: „Die Veranstaltungen sind politisch sehr inspirierend und ideal, um europäische Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedsorganisationen und den Young Greens Southtyrol aufzubauen.“

Ein besonderer Erfolg: Erstmals brachte die Südtiroler Delegation eine eigene Resolution in die Generalversammlung. Die Youngs bringen den in Südtirol kontrovers diskutierten Over-Tourismus im Alpenraum auf die Tagesordnung der Versammlung. In der entsprechenden Resolution wird auf die ökologischen und sozialen Belastungen durch Massentourismus hingewiesen. Gefordert werden konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige touristische Entwicklung der Alpenregionen sowie ein länderübergreifender Wissensaustausch dazu. Die Resolution wurde von allen Delegationen einstimmig angenommen. „Damit ist es uns gelungen, ein zentrales Anliegen aus Südtirol auf europäischer Ebene sichtbarer zu machen und den Grundstein für eine vertiefte Zusammenarbeit im Alpine Network zu legen“, so Gabriel Prenner. Dieses Netzwerk umfasst die grünen Jugendorganisationen aus Südtirol, der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien.

Neben der Wahl eines neuen Vorstands (Executive Committee und Co-Spokespersons) und den Berichten der Arbeitsgruppen stand vor allem der inhaltliche Austausch im Mittelpunkt. In Workshops und Diskussionen beschäftigten sich junge, politisch aktive Menschen mit den Themen Geopolitik, Demokratie, sozialer Wandel und Klimagerechtigkeit. Beschlossen wurden unter anderem mehrere Resolutionen mit konkreten politischen Forderungen:

So fordert die FYEG in ihrer Resolution zum Nahostkonflikt einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza, den Schutz der Zivilbevölkerung sowie eine politische Lösung auf Basis eines gerechten Friedens.

Ein weiteres Papier setzt sich unter dem Titel „Bans off our Bodies“ für die Wahrung körperlicher Selbstbestimmung ein: Gefordert werden ein europaweit legaler, sicherer und kostenloser Zugang zu Abtreibung, umfassende sexuelle Bildung, sowie Schutz vor medizinischer Diskriminierung.

Auch zur europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wurde eine gemeinsame Position erarbeitet: Die FYEG fordert darin eine europäische, (von den USA) unabhängige Sicherheitsarchitektur.

Besonders intensiv wurde über die Israel-Palästina Resolution diskutiert. Es wurde bis spät in die Nacht verhandelt, um ein gemeinsames Papier zu verabschieden, das von allen Mitgliedsorganisationen mitgetragen wird. „Diese Generalversammlung war ein echtes Lehrstück darin, wie Politik funktioniert“, resümiert Juliane Wild. „Es ging nicht nur darum, Positionen zu vertreten, sondern in langen Sitzungen und zähen Verhandlungsrunden Kompromisse zu erarbeiten, die von allen getragen werden können. Bis spät in die Nacht wurde gestritten, aber auch zugehört – und am Ende stand ein gemeinsamer Beschluss. Diese Erfahrung nehme ich als wertvolle politische Lehre mit zurück nach Südtirol.“

Im Bild: v.l.n.r. Juliane Wild, Camilla Cristofoletti und Gabriel Prenner