„Die Trauer nach dem Verlust durch Suizid ist oft dahingehend geprägt, dass sie mit starken Schuldgefühlen, Ablehnung und Scham einhergeht. Sie ist mit noch tiefer verwurzelten Stigmata und Tabus verbunden als andere Arten von Todesfällen. Dies erhöht das Suizidrisiko bei den sogenannten ‚Hinterbliebenen‘, also jenen, die eine geliebte Person durch Suizid verloren haben – mit weitreichenden psychischen Folgen“, erklärte Guido Osthoff, Verantwortlicher der Caritas im Südtiroler Netzwerk für Suizidprävention.
Das Thema wurde bei der heutigen Tagung im Bozner Rathaus diskutiert, an der Experten aus verschiedenen Regionen Norditaliens teilnahmen: Erwin Steiner, Leiter der Notfallpsychologie in Südtirol, Oscar Tonon, Vertreter der Arbeitsgruppe für die Prävention suizidaler Handlungen in der Provinz Treviso, und Domenico Tosini, Professor an der Universität Trient. „Wir haben konkrete Erfahrungen vorgestellt, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen – insbesondere durch Maßnahmen, die darauf abzielen, Menschen zu unterstützen, die nach einem Suizid zurückbleiben“, erläuterte Osthoff.
Am Nachmittag wurden die Teilnehmenden in interaktive Workshops eingebunden, in denen das Thema Postvention im Zusammenhang mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Lebensbereichen behandelt wurde. An den Workshops nahmen Fachkräfte und Experten aus dem Aostatal, Venetien und Trentino teil.
Das Thema wurde aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Valentina Cappello von der Notfallpsychologie im Aostatal und Vertreter der Arbeitsgruppe für die Prävention suizidaler Handlungen in Treviso beschäftigten sich mit Postvention bei Kindern und Jugendlichen. Roberto Raia, ebenfalls von der Notfallpsychologie im Aostatal, widmete sich der Nachsorge für Erwachsene. Wilma Di Napoli, Leiterin des Zentrums für psychische Gesundheit in Trient, untersuchte Postvention im beruflichen Kontext, insbesondere in Gesundheits- und Hilfsberufen. Monica Seganfreddo von der regionalen Arbeitsgruppe für Suizidprävention im Aostatal vertiefte das Thema Postvention aus einer gemeinschaftlichen Perspektive.
„Die Fürsorge für diejenigen, die zurückbleiben, ist der Schlüssel zu einer guten Bewältigung eines traumatischen Verlusts wie dem durch Suizid. Es handelt sich um eine komplexe Aufgabe, die die gesamte Gemeinschaft einbezieht, aber auch positive Veränderungen anstoßen kann, die das mentale Wohlbefinden aller fördern“, schloss Osthoff.
Begleitende Veranstaltungen
An den Abenden des 23., 24. und 25. Mai wird im Stadttheater Gries in Bozen „Caro Evan“ aufgeführt – eine freie Interpretation des Musicals und Films „Dear Evan Hansen“. Die Aufführung wird von der Kinder- und Jugendanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Musikvereinigung „Voci dal Nord“ organisiert.
Eintrittskarten können online unter folgender Adresse reserviert werden: https://www.vocidalnord.it/caro-evan/
Wichtige Kontakte in Krisenfällen:
800 101 800 Psychologisches Krisentelefon 24/7
112 Bei einem Notfall
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Mailberatung rund um die Uhr und Chatberatung von Montag bis Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, beides unter www.telefonseelsorge.bz.it