Als langjähriger Südtirol-Sprecher der FPÖ liegt mir Südtirol auch nach meinem Ausscheiden aus dem Nationalrat besonders am Herzen. Ich verfolge die politischen Entwicklungen daher nach wie vor mit großem Interesse. Als außenstehender Beobachter muss ich leider feststellen, dass eine zunehmende Fragmentierung der politischen Landschaft stattfindet, die dem Land nicht guttut.
Die jahrzehntelange Regierungspartei Südtiroler Volkspartei ist durch Skandale und der Abspaltung ihres Regierungsmitgliedes Thomas Widmann gebeutelt wie nie zuvor.
Das “Team K“, im Jahr 2018 als Hoffnungsträger angetreten, ist mittlerweile in mehrere Individualisten aufgespalten, die nun ihr Glück ebenfalls in verschiedenen Listen versuchen.
Die einzigen stabilen Faktoren stellen demnach eigentlich nur die Freiheitlichen und das gewachsene Team der Südtiroler Freiheit dar.
Nun hat sich zu dieser ohnehin bereits breiten Palette an politischen Gruppierungen auch noch die JWA hinzugesellt.
Ein interessanter Spitzenkandidat, der meiner Meinung nach aber in der Politik genauso an sich selbst scheitern wird, wie als Landeskommandant bei den Schützen. Fünf Jahre gegen die Politik herzuziehen, um dann selbst in diese Schuhe treten zu wollen, ist unglaubwürdig. Auch wenn das Land in den letzten Jahren durch Skandale geschwächt und die Politik an Vertrauen verlor, kann man auf Vieles, was in den letzten 50 Jahren erreicht wurde, insgesamt doch stolz sein.
Selbstbewusstsein im politischen Alltag an den Tag zu legen, muss kein Fehler sein. Den Menschen aber vorzugaukeln, man sei und habe die Lösung für alle Probleme, ist leider reiner Populismus. Ich habe bis dato jedenfalls zu keinem einzigen Problem, das die Menschen berührt, einen Lösungsansatz der JWA vernommen.
Von einem Quereinsteiger in die Politik wäre zu erwarten, dass er auch mit tatsächlich neuen Ideen die Szene „aufmischt“! Nichts davon ist wahrnehmbar, vielmehr werden in dreister Weise einfach im Wettstreit der besten Ideen die Vorschläge anderer Parteien kopiert, so wie dies die ÖVP in Österreich seit Sebastian Kurz betreibt. Auch in Österreich haben Splittergruppen schon oft versucht, durch ihren Antritt bei einer Wahl andere Parteien zu schwächen. Erfahrungsgemäß verschwinden diese Gruppierungen aber nach kurzer Zeit wieder von der politischen Bühne.
Südtirol braucht daher Politiker mit Herz und Hirn, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihrer politischen Tätigkeit stellen, um das Leben der Menschen zu verbessern und zu erhalten.
Werner Neubauer, BA MA