„Relative Calm“, im Bozner Stadttheater ein außergewöhnliches Theaterereignis

Bob Wilson und Lucinda Childs/© Fondazione Musica Per Roma/Musacchio, Ianniello & Pasqualini

Eine hypnotische Maschine aus Bewegungen, Bildern und Klängen: Von Donnerstag, 2. März bis Sonntag, 5. März (Do. und SA. 20.30 Uhr, Fr. 19.00 Uhr und So. 16.00 Uhr) in der Spielzeit des Teatro Stabile im Stadttheater Bozen und am Dienstag, 7. März im Rahmen des Circuito Danza des CSC-S. Chiara in Trient ersetzt Robert Wilson – einer der wichtigsten Theatermacher und bildenden Künstler der Welt – ausnahmsweise Lucinda Childs in zwei Intermezzi des Tanztheaterstücks Relative Calm mit dem MP3 Dance Project. Es handelt sich dabei um seine jüngste Arbeit, die in Zusammenarbeit mit der Choreographin Lucinda Childs entstanden ist, die 2017 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet worden war. 
Relative Calm ist ein von Change Performing Arts initiiertes internationales Projekt, das vom Teatro Stabile Bozen mit der Fondazione Musica Per Roma und den Theaterinstitutionen Teatro Comunale in Bologna, Théatre Garonne in Toulouse, La Villette in Paris, Lac Lugano Arte E Cultura und Le Parvis / Scène Nationale Pyrénée in Auftrag gegeben und koproduziert wurde. 
Künstler, Bildhauer, und weltweit angesehener Regisseur: Seit mehr als einem halben Jahrhundert überrascht Robert Wilson mit seiner unerschöpflichen Kreativität, die – im Zusammenspiel mit seiner persönlichen stilistischen Strenge – noch heute zeitgenössische Positionen sowohl überschreitet wie auch beeinflusst. Gemeinsam mit der legendären US-amerikanischen Choreographin Lucinda Childs hat Wilson seit den späten 1960er Jahren die Geschichte des Theaters und des Tanzes im 20. Jahrhundert wesentlich mitgeprägt. 40 Jahre nach der Kultoper Einstein on the Beach arbeitet Wilson in dieser Produktion zu Musik von John Adams und Jon Gibson sowie zu Strawinskys Pulcinella-Suite wieder mit Childs zusammen. 
Während Wilson in Relative Calm für das Konzept, die Beleuchtung und die Videoeinspielungen verantwortlich ist, sind es die 12 Performerinnen und Performer des MP3 Dance Projects unter der Leitung von Michele Pogliani, die Childs Choreographie Form und Körperlichkeit verleihen: Agnese Trippa, Giovanni Marino, Irene Venuta, Sara Mignani, Nicolò Troiano, Asia Fabbri, Mariagrazia Avvenire, Mariantonietta Mango, Giulia Maria De Marzi, Xhoaki Hoxha, Cristian Cianciulli und Gerardo Pastore
Anlässlich der römischen Premiere im Parco della Musica im Sommer 2022 fügte Wilson in das Stück zwei Cameo-Auftritte mit Lucinda Childs ein. Aufgrund einer Unpässlichkeit kann die Choreographin allerdings weder in Bozen noch in Trient anwesend sein. Deshalb wird Wilson dort selbst auf der Bühne stehen –die fünf Aufführungen in Bozen und Trient werden damit zu außerordentlichen Theaterevents, die es erlauben, den Altmeister des Gegenwartstheaters in den beiden Intermezzi vor und nach Strawinskys berühmter Pulcinella-Suite live zu erleben. 
Relative Calm folgt dem Rhythmus einer Uhr, die Zeit misst. „Die Zeit ist ein spielendes Kind, das Brettsteine ewig hin- und herschiebt“: Dieses von Heraklit formulierte Sprachbild könnte dieses neue Werk – nach 2.500 Jahren – inspiriert haben.

I Jon Gibson: Rise, Blasinstrumente, Tasteninstrumente, Autoharp, Ambientsound, Sopransaxofon und Perkussion
II. Robert Wilson mit Aleksander Asparuhov: knee play 1
III. Igor Stravinsky: Pulcinella-Suite (1922), Einspielung mit dem PMCE Parco della Musica Contemporanea Ensemble unter der Leitung von Tonino Battista
IV. Robert Wilson mit Aleksander Asparuhov: knee play 2
V. John Adams: Light over water part 3, (1985) Sinfonie für Blechblasinstrumente und Synthesizer

Eintrittskarten sind an den Kassen des Stadttheaters Bozen (Di.-Fr. 11-24 und 17-19 Uhr und Sa. 11-14 Uhr), online auf www.teatro-bolzano.it, über die App des Teatro Stabile Bozen und an den Aufführungstagen ab 19.30 Uhr an den Kassen des Studiotheaters erhältlich.

Im Bild: „Relative Calm“/c-Lucie Jansch