Muhammad Murtaza über den Islam

Muslime sollten mutiger sein, als auf Laien zu hören, so die Meinung des Islamwissenschaftlers Muhammad Murtaza in einem von zeit.de veröffentlichten Interview.
Der Islam ist aber nach dem Christentum die inzwischen größte und noch dazu eine sehr sichtbare Religionsgemeinschaft. Wir sehen in Innenstädten Moscheen, Frauen mit Kopftüchern und erleben, wie Kantinen an Schulen und Universitäten Rücksicht auf muslimische Speisegebote nehmen. Diese europäische Offenheit im Zuge der Religionsfreiheit kann dazu führen, dass Menschen sich im eigenen Land fremd fühlen und sich vor gesellschaftlichen Veränderungen fürchten. Aber eine Gesellschaft, die sich, im Einklang mit ihren Werten, nicht wandelt, ist eine tote Gesellschaft, so erzählte der Wissenschaftler. Die zweite Ursache der Islamophobie ist, dass seit den Anschlägen vom 11. September der Islam als eine gewalttätige Religion auffällt. Menschen muslimischen Glaubens morden im Namen Gottes, im Namen des Propheten, im Namen des Korans. An diesem negativen Bild des Islam sind diese Gewalttäter und Möchtegernmuslime Schuld. Angst vor Terror im Namen des Islam ist also berechtigt, so sagte Murtaza.

Jede Religion und Weltanschauung besitzt ein Friedenspotenzial und ein Gewaltpotenzial. Die Religionsgemeinschaften entscheiden selbst, in welche Richtung sie gehen. Nach 3.000 Jahren Judentum, 2.000 Jahren Christentum und 1.400 Jahren Islam zeigt sich aber, dass die Geschichte der drei abrahamischen Religionen nicht von Mördern und Verbrechern dominiert ist. Aber das Wesen dieser drei Religionen wurde wiederholt pervertiert, so Murtaza.

Die Solidaritätsbekundungen “Je suis Charlie” sind ein guter Anfang, gemeinsam etwas zu tun.

In der arabischen Presse wurde das Attentat allerdings verurteilt. Das ägyptische Blatt Al-Shuruq hat auf der Titelseite die Karikaturen nachgedruckt. Auch in Deutschland haben alle muslimischen Verbände das Attentat verurteilt. Auf Facebook sieht man auf etlichen Profilseiten von Muslimen das Banner “Je suis Charlie”. Immer mehr Muslime sind es leid, dass Außenseiter Gewalt mit ihrer Religion legitimieren und dadurch eine Weltreligion mit über 1,5 Milliarden Anhängern unter Verdacht stellen, sagte der Islamwissenschaftler.
Nach dem Terror in Frankreich stehen wir vor einem Scherbenhaufen. Das Misstrauen gegen Menschen muslimischen Glaubens wird weiter steigen. Wir werden in Zukunft noch mehr Anfeindungen ausgesetzt sein. Und auch die Politik wird notgedrungen eine Sicherheitspolitik auffahren müssen, die die hiesigen Muslime zuerst einmal als Risiko wahrnimmt. Was wir Muslime nun noch tun können? Mehr als jemals zuvor, jeden Tag versuchen, die Menschen damit zu beeindrucken, dass der Islam etwas anderes ist.