Antisemitismus ist immer noch in allen Bevölkerungsgruppen präsent und wird auch offen gezeigt, so Zeitonline.
Judenfeindliche Klischees gehören mittlerweile zum Alltag. Vor 75 Jahren brannten Synagogen. Organisierte nationalsozialistische Schlägertrupps zerstörten im gesamten Deutschen Reich jüdische Geschäfte, plünderten und misshandelten, verhafteten oder töteten Tausende Juden. Die “Reichspogromnacht” vom 9. November 1938 steht bis heute für den Antisemitismus in Deutschland. Sie markiert den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden seit 1933 zu ihrer systematischen Verfolgung.
Trotzdem gehört Antisemitismus in Deutschland nicht zur Vergangenheit, so die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, “Wir erleben derzeit einen starken Anstieg beim Antisemitismus, und niemanden scheint es wirklich zu stören.” Auch die aktuelle EU-weite Studie zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der in der EU lebenden Juden mit zunehmendem Antisemitismus konfrontiert werden. Laut Innenministerium hat sich die Zahl “antisemitischer Straftaten” tatsächlich erhöht, darunter fallen Delikte wie Pöbeleien gegen Jüdinnen und Juden, Brandanschläge auf Synagogen, Schändungen jüdischer Friedhöfe oder die Zerstörung von Stolpersteinen. Die Zahl der “antisemitischen Gewalttaten” hat sich demnach sogar um 41,3 Prozent erhöht. Deutschland hat ein Antisemitismus-Problem, so Ralf Melzer von der Friedrich-Ebert-Stiftung: “Judenfeindliche Einstellungen werden immer offener, dreister und weniger versteckt gezeigt.” Man muss von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, da es immer von der Polizeibehörde abhängt, ob ein Delikt als judenfeindlich eingestuft wird. “Große Sorge bereitet uns deshalb vor allem jener Antisemitismus, der in der Mitte der Gesellschaft stattfindet.“Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft geht davon aus, dass judenfeindliche Argumentationen und Stereotype mittlerweile in Gesellschaftskreisen als akzeptabel gelten, in denen sie noch vor einigen Jahren abgelehnt wurden.