Am Samstag, den 07. Juni hat die Gruppe Extinction Rebellion South Tyrol in Bozen mit einem kreativen Flashmob zum Thema Biodiversität die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Vier Personen sind mit Tiermasken und Plakaten als langsamer Trauerzug vom Naturmuseum in der Bindergasse bis zum Siegesplatz gewandert. An zentralen Orten wie dem Rathausplatz, dem Kornplatz, vor dem Südtiroler Archäologie-Museum und am Siegesplatz haben sie sich kurz aufgehalten und von den schaulustigen Personen fotografieren lassen.
Die Gruppe will mit ihrer Aktion auf die erdrückenden wissenschaftlichen Fakten zum Biodiversitätsverlust aufmerksam machen. Täglich sterben 150 Arten, manche davon sind unwiederbringlich verloren. Durch das Verschwinden einzelner Arten droht das natürliche Gleichgewicht zu kippen. Weltweit gilt inzwischen jede dritte Tier- und Pflanzenart als bedroht (1). Eine immer größer werdende Gefahr für die Lebensgrundlage aller verbleibenden Arten, darunter auch des Menschen.
Der Hauptverursacher für all dies ist nachweislich der Mensch, mit seinem ausbeutenden und konsumorientierten Verhalten. Laut europäischem Parlament sind die zentralen Ursachen für den Verlust der Biodiversität: Landnutzungsänderungen (z.B. Abholzung, intensive Monokulturen, Urbanisierung), direkte Ausbeutung der Ressourcen wie Jagd und Überfischung, Klimawandel, Umweltverschmutzung sowie invasive Fremdarten. (2)
Einer der Effekte der sinkenden Biodiversität, den die Menschen heute bereits häufig selbst bezeugen können, sind die immer weniger werdenden, toten Insekten auf den Frontscheiben von Autos. Dies mögen einige zwar versuchen mit Sprüchen wie “wer braucht die lästigen Viecher schon” zu verharmlosen. Doch das ist zu kurz gedacht, denn Insekten sind die Nahrungsgrundlage für Vögel. Zunehmend werden wir daher feststellen müssen, dass auch das Zwitschern der Vögel weniger wird. Ein großer Verlust, unter anderem weil der Gesang auf den Menschen beruhigend und heilend wirkt.
Auffällig an dem Trauerzug ist das Schild mit der Aufschrift “Tötest du noch oder stirbst du schon?”. Eine Anspielung auf den langjährigen Werbespruch “Wohnst du noch oder lebst du schon” des Billig-Möbelherstellers IKEA. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren zunehmend wegen des skrupellosen Vorgehens bei der Abholzung von Urwäldern Europas und des professionellen Greenwashing in die Kritik geraten (3).
Auch der in Europa so viel diskutierte Wolf darf bei dem Trauerzug durch die Bozner Altstadt nicht fehlen. Die Gruppe spart dabei nicht an Kritik am Südtiroler Bauernbund und dessen Haltung gegenüber dem für das Ökosystem so wichtigen Tier (4). Dabei spielen sie auf Behauptungen aus dem Jahr 2023 an, dass der Wolf die Biodiversität gefährdet (5). Aussagen, die im direkten Widerspruch zur Wissenschaft stehen.
Südtirol verfügt über hochkompetente wissenschaftliche Einrichtungen und motivierte Personen, die helfen wollen, einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region und weit über die Grenzen hinaus zu leisten. Trotz der vielen erdrückenden Fakten bleibt konkretes und mutiges Handeln von Seite der Politik nach wie vor aus. Lobbys nutzen immer häufiger Falschmeldungen und Desinformation, um die Eigeninteressen weiter zu zementieren. Dabei vergessen sie alle, dass die heutigen Machtspiele und das Nicht-Handeln die Probleme verschärfen und alle zukünftigen Generationen hart treffen werden.
Die Gruppe Extinction Rebellion fordert daher von der Südtiroler Landesregierung: Jetzt handeln!
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/biodiversitaet-artensterben-100.html
- https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20200109STO69929/verlust-der-biodiversitat-ursachen-und-folgenschwere-auswirkungen
- https://www.derstandard.de/story/3000000241205/urwald-aktivist-ikea-betreibt-eine-menge-greenwashing
- https://www.nationalgeographic.de/tiere/2025/02/wie-woelfe-das-oekosystem-des-yellowstone-nationalparks-retten
- https://www.sbb.it/de/sbb-news/detail/wolf-gefaehrdet-biodiversitaet