Menschen mit Messie-Syndrom sammeln zwanghaft Gegenstände, auch nutzlose. Sie horten diese in enormen Mengen und können das Gesammelte nicht mehr loslassen. Eine junge Frau aus Lana wuchs in einem Messie-Haushalt auf und hat jetzt eine Selbsthilfegruppe gegründet.
Ein Mensch, der vom Messie-Syndrom betroffen ist, hat den zwanghaften Drang, Dinge zu sammeln und zu horten. Kleider, Strümpfe, Bettwäsche, Zeitungen, alte Blumentöpfe, Kinderspielzeug, Einweckgläser…, alles „muss“ aufbewahrt werden.
Berta Pircher, 38, ist in einem Messi-Haushalt aufgewachsen. Für sie war die Situation als Kind überfordernd. Niemand konnte ihr erklären, warum ihr Zuhause anders war als in anderen Familien. „Es war ein erdrückendes Gefühl im Alltag und beschämend, etwa wenn Freundinnen zu Besuch waren“, erzählt sie: „Natürlich gab es Versuche, Ordnung ins Chaos zu bringen. Immer wieder haben wir aufgeräumt und versucht, Sachen wegzuschmeißen. Aber es half nichts und hat alles nur noch schlimmer gemacht.“
Durch die Verzweiflung und Ohnmacht dieser Zeit war Berta Pircher traumatischem Stress ausgesetzt. An den Folgen arbeitet sie noch heute. Gleichzeitig hat sie früh gelernt, mit widrigen Umständen umzugehen. Sie hat sich eingehend mit der Problematik auseinandergesetzt und möchte dies nun gemeinsam im Austausch mit anderen tun. Deshalb hat sie jetzt eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige gegründet.
Es haben sich sehr viele Interessierte gemeldet. Zum Gründungstreffen sind schließlich 10 Personen gekommen. Eine bunte Mischung aus Betroffenen, Angehörigen oder von Personen, die im Bekanntenkreis Betroffene kennen. Es waren alles Personen, die aus dem Raum Bozen, Meran und Umgebung und dem Vinschgau kommen. Gruppengründerin Berta Pircher berichtet, dass sich noch eine ganze Reihe von weiteren Personen gemeldet haben, für die es aber zu umständlich ist, nach Lana zu kommen. Dazu ist zu sagen, dass grundsätzlich auch in weiteren Landesteilen Gruppen entstehen könnten, wenn sich genügend Interessierte dafür melden. Zudem wurde bei dem ersten Treffen auch deutlich, dass es für diese spezielle Problematik überall noch an Sensibilität fehlt, besonders auch in gängigen Anlauf- und Beratungsstellen für Familien, Sprengeln etc..
„Häufig wird die prekäre Situation nicht wirklich ernst genommen. Menschen, die am Messie-Syndrom leiden, brauchen niemand, der Ordnung in ihr zuhause bringt, sondern vielmehr fachliche Hilfe und einen sicheren Raum, die tieferliegenden Themen zu betrachten und bearbeiten zu können. Und auch die Angehörigen brauchen einen solchen Raum, weil sie von ihrem Umfeld oft nicht verstanden werden.“
Interessierte an der Thematik können sich gerne melden. Diskretion wird selbstverständlich zugesichert. Weitere Infos unter Tel. 0471 1888110 oder selbsthilfe@dsg.bz.it oder Tel. 333 3837555, bzw. E-Mail an selbsthilfe@happy-bee.org.
Im Bild: Messie/© Jimmy Liao