Bis zum 16. Juli 2023 finden im Rahmen des SOMMER IM HOF-Open Air-Festivals des Münchner Stadtmuseums die Internationalen Stummfilmtage München mit Live-Musikbegleitung statt. In den herausragenden, teilweise neu restaurierten Produktionen der 1920er und 1930er Jahre stehen Frauen – vor und hinter der Kamera – im Fokus: Schauspielerinnen wie Louise Brooks, Marlene Dietrich, Magda Holm und Betty Amann sowie die Regisseurin Karin Swanström sorgen in den kommenden Tagen für Leinwandskandale.
Heute Abend, am 12. Juli, gibt sich der spätere Stummfilm-Star Louise Brooks in einer Nebenrolle in dem romantischen Melodram THE STREET OF FORGOTTEN MEN die Ehre. Der Film von Herbert Brenon über zwei rivalisierende Bettler-Gangs in New York war einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1925. Wir zeigen die 2022 vom San Francisco Silent Film Festival restaurierte Fassung.
Am Donnerstag, den 13. Juli, stellt Marlene Dietrich ihre toxischen Verführungskünste als DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT unter Beweis. Regie führte Kurt Bernhardt, das Drehbuch von Ladislaus Vajda basiert auf Motiven des gleichnamigen Romans von Max Brod. Das Drama erhielt von der deutschen Zensur ein Jugendverbot und erlebte seine Uraufführung am 28. April 1929 in Berlin.
Am Freitag, den 14. Juli, holen wir ein skandalträchtiges Rollenspiel auf die Leinwand: Das feministische Drama FLICKAN I FRACK (Das Mädchen im Frack) der schwedischen Regisseurin Karin Swanström mit Magda Holm in der Hauptrolle. Katja bricht mit allen gesellschaftlichen Regeln, als sie im Frack ihres Bruders auf einem Ball erscheint. Sie tanzt mit Männern und Frauen, trinkt Schnaps, raucht Zigarre und löst einen Skandal aus, der kein Ende zu nehmen scheint. „Heiter und mit Tiefgang erzählt die Regisseurin Karin Swanström von Feminismus, von Widerstand gegen Konformität und dem lustvollen Spiel mit Geschlechterrollen. Der Film, der auf der BFI-Liste von ‚zu Unrecht übersehenen Filmen von Regisseurinnen‘ steht, wurde 2016 vom Svenska Filminstitutet neu restauriert.“ (Bimovie)
Am Samstag, den 15. Juli, steht ein weiterer „Skandal“ auf dem Programm: In ASPHALT wickelt Betty Amann als Diebin Else Kramer den ehrgeizigen Schutzmann Albert Holk um den Finger. Nachdem Albert die „Brillantenelse“ auf frischer Tat ertappt hat, nimmt sie ihn mit nach Hause. Die Badische Regierung stellte Verbotsantrag gegen ASPHALT wegen entsittlichender Wirkung durch die Passage der Verführung. Die Film-Oberprüfstelle erkannte jedoch klar, „dass die Verhaftete aus Angst und nicht aus Lust an der Sünde handelt. (…) Die Verführung ist das letzte Mittel der Frau, um sich vor dem Gefängnis zu bewahren. Unter diesen Umständen kann von einer Anstand und Moral verletzenden Darstellung nicht gesprochen werden, auch ist sie nicht geeignet, Lüsternheit zu erregen.“ (Zensurentscheidung vom 9.8.1930)
Die Filme werden von den Stummfilmmusiker*innen Sabrina Zimmermann & Mark Pogolski, Richard Siedhoff und Neil Brand begleitet.
Filmbeginn ist 21.30 Uhr.
Das ganze Programm mit allen Titeln und Terminen finden Sie im Programmheft 49, das im Filmmuseum und an ausgewählten Orten ausliegt und unter
www.muenchner-stadtmuseum.de/film
Das Stadtcafé betreibt im Hof einen Getränkestand. Bei Starkregen und Gewitter werden die Vorführungen in den trockenen Kinosaal verlegt.
Der Eintritt bei Stummfilmen kostet € 6 / € 5 für Mitglieder des Fördervereins MFZ.
Ein Kartenkauf ist online und an der Abendkasse ab dem 30.6.23 möglich.
Die Kinokasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Reservierungen sind nicht möglich.
Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.
Im Bild: ASPHALT