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“Bergleben im Vinschgau”

12 Novembre 2020

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“Bergleben im Vinschgau”

Der letzte Teil der Dokureihe über Bergdörfer führt nach Südtirol in den Vinschgau und ins Ridnauntal. Der Film von Alfred Ninaus und Fritz Aigner portraitiert Menschen in Graun, St. Martin am Kofel und Ratschings, die den Herausforderungen des bergbäuerlichen Lebens mit Eifer und Genügsamkeit begegnen.

Das Leben in den Bergdörfern der Gemeinde Graun im Vinschger Oberland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten spürbar gewandelt. Man hat sich dem Tourismus zugewandt, und doch prägt die Arbeit der Bergbauern die Atmosphäre in der Region. Hier lebt der Altbauer Ludwig Wilhalm, der ein Buch über sein Leben als Bergbauer verfasst hat. Darin verarbeitet er seine Kindheit, in der er stets mitanpacken musste am elterlichen Klopairhof. Längst hat sein Sohn Hubert die Landwirtschaft übernommen. Er führt sie im Nebenerwerb, arbeitet als Zimmermann in der Schweiz, 20 Kilometer von Graun entfernt. Anders wäre der Erhalt des Hofes nicht möglich.

Im entlegenen Langtauferer Tal lebt und wirtschaftet die Familie Patscheider am Gruberhof auf ca. 1800 Metern Seehöhe. Während der Altbauer Kassl seinen wohlverdienten Ruhestand genießt, ist Siegfried Patscheider in den Sommermonaten regelmäßig beim Vieh auf der Gemeinschaftsalm hoch über dem Tal, die er im Verbund mit anderen Bauern bewirtschaftet. Er sieht den Erhalt der unvergleichlichen Kulturlandschaft als eine der Kernaufgaben seiner bäuerlichen Tätigkeit. Seine Frau Manuela ist davon überzeugt, dass es in ihrer Verantwortung als Bäuerin liegt, Schulkindern einen achtsamen Umgang mit Nutztieren näher zu bringen und am Hof erlebbar zu machen.

Im mittleren Vinschgau befindet sich auf über 1700 Metern Seehöhe ein Bergdorf, das wohl einzigartig ist – St. Martin am Kofel. Der stark von Abwanderung betroffene Ort ist bequem nur über eine Seilbahn erreichbar. Die Schule für die Kinder der Bergbauern wurde bereits 2005 wegen Schülermangels geschlossen. Die Bauernfamilie Gruber hat nicht vor, von hier wegzugehen. Norbert Gruber fährt täglich mit der Seilbahn ins Tal hinab, um seinem Beruf in der Aufforstung nachzugehen. Wenn er am späten Nachmittag im Sommer nach Hause kommt, wartet noch die Heurarbeit auf ihn. In den extremen Steillagen hier am Sonnenberg ist auch der Arbeitseinsatz der älteren Generation gefragt, um das Heu einzubringen. Die Mutter des jungen Bauern, Margareth Gruber, ist dankbar, dass sie immer noch mitarbeiten kann hier am Hof im Zentrum von St. Martin, auch wenn es ihr mittlerweile alles abverlangt.
Die Bergwiesen von St. Martin am Kofel müssen im Sommer bewässert werden, so trocken ist das Klima auf den südexponierten Hängen. Das gilt ebenso für die Flächen von Daniel Gruber, einem leidenschaftlichen Ziegenbauern. Wenn auch bei ihm die gesamte Familie bei der spätsommerlichen Heueinbringung tätig ist, ist der Seilzug, den einst sein Vater auf einem Steilhang errichtet hat, unerlässlich für den Transport des Heus. Der Jungbauer hat nie daran gezweifelt, die schweißtreibende Arbeit seiner Eltern fortzuführen.

Vom Vinschgau über den eindrucksvollen Jaufenpass gelangt man ins Ridnauntal. Hier befindet sich die Gemeinde Ratschings. Im Talschluss am Schneeberg hat bis in die 1980er Jahre die Arbeit in einem der einst bedeutendsten Erzbergwerke Europas das Leben der Menschen bestimmt. Der ehemalige Bergmann Heinrich Maurmair bedauert es nicht, dass das harte Schuften der Vergangenheit angehört. Und doch besucht er hier regelmäßig das Landesmuseum für Bergbau, das von der stolzen Geschichte der Knappen erzählt.
In der Nähe des Werksgeländes besucht der Film den Bergbauernhof von Sofia Braunhofer. Die Altbäuerin wirft einen kritischen Blick auf die Entwicklung des Tourismus im Ridnauntal. In ihren Augen ist weniger mehr, auch wenn sie selbst in ihrer aktiven Zeit als Bäuerin den notwendigen Zuverdienst der Arbeit in der Tourismusbranche verdankt. Heute führt ihr Sohn Jonas den Hof. Er hat sich spezialisiert auf die Schafszucht.

Der Namensvetter Matthias Braunhofer besucht jetzt im Spätsommer den Senner auf der Prischer-Alm auf knapp 1900 Metern Seehöhe, der sich hier um sein Vieh und die Bewirtschaftung der urigen Hütte kümmert. Im Talboden befindet sich sein Heimathof, der über 300 Jahre alt ist. Der Bauer hat hier Ferienwohnungen eingerichtet. Seiner Meinung nach müssen der Fremdenverkehr und die Bauern, die hier leben, an einem Strang ziehen. Letztere seien es, die dafür sorgen, dass das Land und seine Kultur authentisch bleiben. Und gerade das ist für den Tourismus unverzichtbar.

Buch Fritz Aigner, Kamera Reinhold Ogris, Flugaufnahmen Stefan Pfleger, Richard Mayr, Kameraassistent: Julian Schalk , Sprecher Franz-Robert Wagner, Tonmischung Hubert Weninger, Archivmaterial RANFILM, Produzenten Stephanie Ninaus, Matthias Ninaus, Produktionsassistentin: Sophie-Marie Hasibeder, Sendungsverantwortlicher Otto Schwarz, Kaufmännische Leitung Eva Schindlauer, Gesamtleitung Peter Schöber,

Regie Alfred Ninaus & Fritz Aigner

Im Bild: Kinder vom Gruberhof i. St. Martin a. Kofel bringen die Milch zur Bergbahn