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Wald statt Kindergarten – verrückte Idee oder Vision mit Zukunft?

16 Luglio 2019

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Wald statt Kindergarten – verrückte Idee oder Vision mit Zukunft?

Immer mehr Eltern entscheiden sich bewusst gegen den Regelkindergarten und ermöglichen ihren Kindern viel Freiraum und Naturerfahrungen. Der Südtiroler Verein FAUNUS startet im September schon sein zweites Waldprojekt für Drei- bis Sechsjährige und bittet um Unterstützung über eine Crowdfunding-Kampagne.
Die Natur ist für Kinder der ideale Entwicklungsraum. Natur verbessert das Wohlbefinden und reduziert Stress. In der Natur können Kinder ihrem Bewegungsdrang nachgehen. Bewegung ist wiederum ganz eng mit dem Denken und den Emotionen verbunden. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass Herumtoben auch etwas mit Mathematik & Co. zu tun hat. Bewegung ist die Grundlage für das Lernen und die Entwicklung der Kinder. Fehlt dem Kind die Bewegung, zeigt es später Schwierigkeiten in der Schule.
In der heutigen Zeit halten sich die Kinder zu viel in geschlossenen Räumen auf, wo Reizüberflutung, ein hoher Lärmpegel und eine Überdosis an Konsumspielzeug herrschen. Viel zu oft fehlt es den Kindern an Bewegung, Anreize für die Sinne und viel Freiraum, wo die Kinder ihrer Neugier folgen können. Sie sollen wieder mehr raus an die frische Luft, bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit sich bewegen, spielen, erkunden, bauen, matschen, basteln und singen.
Aus dieser Überzeugung heraus startet der Verein Faunus ab September eine neue Waldgruppe, dieses Mal in Brixen. Die erste Gruppe ist bereits vor einem Jahr in Sterzing gegründet worden, mit viel Erfolg. Die Kinder kommen morgens in den Wald, wo ausgebildete Pädagogen auf sie warten. Das Freispiel steht im Mittelpunkt. Gespielt wird das, was alle Kinder gerne spielen: Ritter, Kochen oder Mama und Kind. An Spielzeug gibt es das, was die Natur zu bieten hat. „Trotzdem haben wir einen geregelten Tagesablauf“, erklärt Evi Villscheider, Pädagogin der Walderlebnisgruppe Brixen „Er gibt den Kindern Sicherheit und Orientierung. Es gibt einen Morgen- und einen Abschlusskreis, ein gemeinsames Jausen und immer wieder Angebote für angeleitete Aktivitäten.“
In Südtirol gibt es bereits mehrere solcher Projekte. Und es werden immer mehr. Doch nach wie vor sind viele Vorurteile verbreitet: Es lauern so viele Gefahren im Wald! Die Kinder haben bestimmt zu kalt bei Minusgraden! Und dann werden die Kinder immer wilder! Aber nichts von all dem hat die Praxis bestätigt. Waldkinder lernen bald die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und mit Gefahren umzugehen. Mit Kälte und Nässe haben die Kinder kein Problem, das gehört einfach dazu zum Draußensein. Außerdem wird ihr Immunsystem gestärkt. Die Natur mit ihrer Stille und das Fehlen von Reizüberflutung wirken auf sie beruhigend und ausgleichend. Der Wald ist gut für ihre körperliche und für ihre geistige Fitness.
Eine Sorge der Eltern hält sich ganz besonders hartnäckig: Werden die Waldkinder genügend auf die Schule vorbereitet? Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass der tägliche Aufenthalt in der Natur in der Vorschulzeit einen positiven Einfluss auf die Schulleistungsfähigkeit der Kinder hat. Waldkinder sind sehr selbständig und interessiert, können sich gut konzentrieren und halten auch bei schwierigen Aufgaben lange durch. Außerdem sind sie emotional ausgeglichen und sozial kompetent. Wenn Kinder toben, klettern, balancieren, laufen und springen wird ihre Psychomotorik geschult, wodurch die Sprachentwicklung gefördert wird. Die feinmotorischen Fähigkeiten können auch im Wald gefördert werden, z.B. indem sich die Kinder mit Naturmaterialien (Blättern, Tannennadeln, Steinen usw.) beschäftigen oder durch angeleitete Bastelarbeiten.
„Es gibt sehr viel, das für eine Waldgruppe im Vorschulalter spricht“, sagt Deborah Stuflesser, Vorsitzende des Vereins Faunus. “Der Wald ist nicht nur der tollste Spielplatz, sondern wertvoller Lern- und Bildungsort. In unserer sich rasant ändernden Welt werden unsere Kinder in Zukunft andere Kompetenzen brauchen, als jene die für uns jetzt wichtig sind. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Kompetenz, Visionen zu entwickeln und den Mut zu haben, diese umzusetzen – das sind Qualitäten, die den Kindern in die Wiege gelegt wurden und die bei regelmäßigem Aufenthalt in der Natur gestärkt werden. Damit werden unsere Kinder den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein.“
Die Waldgruppen des Faunus werden von den Eltern finanziert. Von der öffentlichen Hand gibt‘s dafür nichts. Deshalb bittet der Verein jetzt um Unterstützung über eine Crowdfunding-Kampagne auf www.startnext.com mit dem Projekttitel „Ein Zelt für die Walderlebnisgruppe Brixen“.