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„Trash Mysticism“, kritische Videoinstallationen von Karin Ferrari im Innsbrucker Ferdinandeum

17 Giugno 2019

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„Trash Mysticism“, kritische Videoinstallationen von Karin Ferrari im Innsbrucker Ferdinandeum

Karin Ferrari, Trägerin des Kunstpreises der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG 2018, zeigt in der Sonderausstellung „Trash Mysticism“ bis zum 25.8.2019 zwei kritische Videoinstallationen rund um digitale Verschwörungstheorien und übersinnliche Erscheinungen. Sie analysiert damit unter anderem, wie das Internet die Wirklichkeit abbildet und konstruiert. Teil des künstlerischen Werkes ist die imposante Ausstellungsarchitektur. 

Karin Ferrari analysiert Videos auf Youtube und in anderen sozialen Medien, um zu zeigen, was sich hinter den scheinbar unverfänglichen Pop-Videos verbirgt: versteckte Botschaften und übernatürliche Phänomene. Das iPhone enttarnt sie etwa als Portal in überirdische Dimensionen. In Taylor Swifts Musikvideo „Look What You Made Me Do“ erkennt sie einen Zusammenhang zu einer schwarzmagischen Geheimgesellschaft. „Mit ihrer künstlerischen Arbeit versucht Karin Ferrari, auf die verborgenen Nachrichten hinter scheinbar leichter Unterhaltung aufmerksam zu machen. Sie kommentiert unterschiedliche Phänomene und nimmt dadurch auch selbst an ihnen teil“, so PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen. Mag. Rosanna Dematté, Kuratorin der Ausstellung, erklärt: „Karin Ferrari untersucht beispielsweise Musikvideos, Werbekampagnen und Nachrichtenintros auf okkulte Symbole und versucht, diese zu entschlüsseln. Sie verbindet künstlerisch Fakten mit Fiktion und Spekulationen mit wissenschaftlichen Theorien.“
Die Künstlerin setzt sich intensiv mit Symbolen der Pop- und Alltagskultur auseinander, um die Gegenwart zu untersuchen. Ihre Werke können als aktuelle und fesselnde Zeitgeistanalyse sowie als Beitrag zur aktuellen Debatte rund um manipulative Nachrichten und Fake News gesehen werden.

In experimentellen Dokufiktionen verarbeitet Karin Ferrari ein breites Spektrum von Verschwörungstheorien – wie zum Beispiel über Geheimgesellschaften wie den Illuminati – bis hin zu esoterischen Utopien. Durch die Umgestaltung des Werbeclips für das iPhone XS macht sie Symbole und versteckte Nachrichten in einem vermeintlich unbedenklichen Video sichtbar: Das Logo des Apple-Konzerns wird etwa mit dem biblischen Apfel aus dem Garten Eden verglichen, den Verkaufspreis stellt sie mit der Zahl des Tieres, also dem Symbol für den Antichristen, gleich. Die Künstlerin geht bei ihrer Analyse davon aus, dass außerirdische und übernatürliche Kräfte hinter den Entwicklungen der gegenwärtigen, zeitgenössischen Kultur und Politik stehen. Auch die Telekommunikation wird von ihr kritisch betrachtet und analysiert.

Speziell für die Ausstellung entwickelte Karin Ferrari das Video „DECODING Taylor Swift’s Look What You Made Me Do“, um das Musikvideo des prominenten US-Popstars Taylor Swift zu entschlüsseln. Sie findet darin einen Code des Ursprungsmythos einer schwarzmagischen Geheimgesellschaft, deren Mitglieder sich selbst als Nachfahren Luzifers sehen.

Ausstellungsarchitektur: Candi Bentar
Die Architektur der Sonderausstellung ist von Recherchereisen der Künstlerin nach Südostasien beeinflusst. Karin Ferrari fiel dort auf, wie sakrale Bauelemente in Freizeitarchitektur und Hotelanlagen verwendet werden. Sie analysierte diese im Spektrum des Phänomens „Trash Mysticism“. Die Installation im ersten Raum der Ausstellung ist nach dem Vorbild eines sogenannten Candi Bentar, einem „gespaltenen Tor“, konzipiert. Tore dieser Art stehen für den Übergang in einen sakralen Bereich und sind vor allem in der Tempelarchitektur in Java und Bali zu finden. In der Sonderausstellung dient das Candi Bentar als Eingangspforte zu Ferraris Videoinstallationen.

Karin Ferrari wurde 1982 in Meran geboren und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in New York, Paris, Hong Kong und Amsterdam. 2018 erhielt sie den Hauptpreis des RLB Kunstpreises und 2019 den benno barth award. Seit 2011 arbeitet die Künstlerin an der Serie „DECODING (THE WHOLE TRUTH)“, von welcher zwei Arbeiten in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen sind. Karin Ferrari befindet sich seit zwei Jahren auf Recherchereisen und künstlerischen Arbeitsaufenthalten in den USA, Europa und Asien. Ihre Arbeiten veröffentlicht sie auf ihrem YouTube-Kanal „TR4SH M4GIC TV“.

Die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG gründete 2004 den RLB Kunstpreis zur Förderung der jüngeren Tiroler Künstlergeneration. Dieser Preis für bildende Kunst wird alle zwei Jahre von einer wechselnden Fachjury vergeben. Er richtet sich an alle im Bundesland Tirol geborenen oder lebenden KünstlerInnen bis zum vierzigsten Lebensjahr. Vergeben werden ein Hauptpreis zu € 10.000 und zwei Förderpreise zu jeweils € 4.000. Mit dem Hauptpreis verbunden ist eine Ausstellung im Ferdinandeum. Annelies Senfter und Anja Manfredi gewannen 2018 die Förderpreise. Die bisher gezeigten KünstlerInnen im Ferdinandeum waren Thomas Feuerstein (2006), Christoph Hinterhuber (2008), Annja Krautgasser (2010), Christoph Raitmayr (2012), Michael Strasser (2014) und Stefan Klampfer (2016).

Im Bild: Künstlerin Karin Ferrari (links) und Kuratorin Rosanna Dematté (rechts) beim Eingang zur Ausstellung “Karin Ferrari. Trash Mysticism”/© Wolfgang Lackner.