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Südtiroler Vinzenzgemeinschaft: 30.000 freiwillige Stunden für Bedürftige

15 Aprile 2019

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Südtiroler Vinzenzgemeinschaft: 30.000 freiwillige Stunden für Bedürftige

Enormer freiwilliger Einsatz, solide Bilanz, neues Statut, Rückhalt in der Bevölkerung: Damit kann das Tätigkeitsjahr 2018 der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft umschrieben werden. Präsident Josef Andreas Haspinger verwies am Samstag bei der Jahresvollversammlung im Bozner Pastoralzentrum auf einen zwölfprozentigen Spendenanstieg im Vergleich zum Jahr 2017. An Unterstützungen für Menschen in Not wurden im Vergleich zum Vorjahr 31% mehr ausgegeben insgesamt 1.426 Mio..
Der Zentralratspräsident betonte vor den mehr als 100 Freiwilligen aus dem ganzen Land, dass zwar die Not in Südtirol nicht weniger werde, aber auch die Hilfsbereitschaft der 520 Südtiroler Vinzenzschwestern und -brüder konstant sei: Mehr als 30.000 Stunden lang haben sie sich in 54 Südtiroler Vinzenzkonferenzen für Menschen in schwierigen Situationen eingesetzt, haben zugehört, Hausbesuche gemacht, Lebensmittelgutscheine verteilt, Stromrechnungen bezahlt und Kosten für Heizmaterial übernommen. Applaus erhielt die Jugendgruppe der „VinziBuddys“, die im vergangenen Jahr gegründet wurde. Ehrenpräsident Josef Plankensteiner, Bruno Bertoldi und Karl Fink wurden für ihren langjährigen engagierten Einsatz ausgezeichnet.

Häufig unsichtbar, aber unverzichtbar sind die 520 Helferinnen und Helfer der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft im ganzen Land: Tagaus, tagein stehen sie Menschen in Not zur Seite – freiwillig und in 54 eigenständigen Vinzenzkonferenzen organisiert. Sie werden jeweils von einem oder einer Vorsitzenden koordiniert, sind in sechs Bezirken zusammengefasst und werden von einem Zentralrat geleitet. Dessen Präsident Josef Andreas Haspinger verglich die Vinzenzgemeinschaft mit einem Acker: Darauf müsse wachsen, was Menschen bräuchten. Auch die Freiwilligen in den Vinzenkonferenzen täten, was Bedürftige am meisten brauchen: Sie schenken Zeit und Geduld, hören zu, erteilen Rat, verteilen Lebensmittel, Essen und Kleider, begleiten zum Arzt, helfen bei Hausaufgaben oder beim Erlernen einer Sprache. Sie tun das ehrenamtlich. Die Jugend sei für langfristige ehrenamtlich Arbeit heute nicht mehr so leicht zu animieren, sagte Haspinger. Umso mehr freue er sich über den Zuwachs der Gruppe der jungen VinziBuddies im vergangenen Jahr, die Menschen in schwierigen Situationen begleiten.

Die Freiwilligen der Vinzenzgemeinschaft sehen, dass sich Armut verstecke, sagte der Zentralratspräsident. Man wolle mithalten, auch wenn das gar nicht möglich sei. Wohlhabende hingegen zeigten ihren Reichtum gerne. Dass so Missgunst und Neid gezüchtet werden und Armut beschämt werde, scheine kaum zu stören. Umso wichtiger sei es, für Menschen da zu sein, die aus dem gesellschaftlichen Raster fallen und an den Rand gedrängt werden. Als Ursache für die Armut macht Haspinger prekäre Arbeitsplatze, unterbezahlte Arbeit, mangelnde Qualifikation, Schicksalsschläge und Pech im Leben aus. Jede sechste Südtiroler Arbeitnehmerfamilie lebe an der Armutsgrenze. Das müsse aufhorchen lassen, betonte er. Dass niemand wirklich Hunger leiden müsse, habe unter anderem mit der Vinzenzgemeinschaft zu tun.

Im vergangenen Jahr beging der VinziBus in Bozen sein 15-jähriges Jubiläum. Mehr als 100.000 Essen haben dessen 43 Freiwillige in eineinhalb Jahrzehnten in Bozen abends 3 mal in der Woche ausgegeben. Seit 20 Jahren führt die Vinzenzgemeinschaft in Bozen die Ozanam-Wohnung für Haftentlassene. Dutzende Männer fanden dort nach einem Gefängnisaufenthalt Unterkunft und konnten sich auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorbereiten.

Ausgezeichnet wurde der frühere Präsident der Vinzenzgemeinschaft Josef Plankensteiner für seinen 65-jährigen Einsatz für die Hilfsorganisation. Vor mehr als 40 Jahren baute er außerdem die Hilfsaktion „Hunger in der Welt“ auf, im Rahmen dessen er in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Georg Pan in Simbabwe, Sudan, Rumänien, Ukraine, Afghanistan, Indien, Bolivien und Syrien gegen den Hunger helfen konnte. Mehrere Jahrzehnte betreute er zudem gemeinsam mit Georg Hörwarther aus Meran die „Vinzenzbriefe“, die seit Herbst nicht mehr gedruckt werden und deren Inhalte in einen periodischen Newsletter fließen. Bruno Bertoldi und Karl Fink wurde für ihren freiwilligen Einsatz im Bozner Gefängnis gedankt. Bertoldi hat dort 47 Jahre lang Gefangene begleitet, Fink 25 Jahre lang.

Den Spendenanstieg um mehr als 100.000 Euro im Vergleich zum Jahr 2017 führt Josef Haspinger auf den konstanten Einsatz der vielen Ehrenamtlichen hin und verwies auf innovative Projekte wie die Tafeln, auf die von viel Sympathie begleiteten Essen für und mit Obdachlosen und auf das durchwegs freiwillige Engagement der Vinzenzgemeinschaft. Viele Kleinspenden machten die Möglichkeiten groß, betonte Josef Haspinger. Ohne Vinzenzgemeinschaft wäre das Leben von mehr als 1.000 Einzelpersonen und Familien in Südtirol dunkler und kälter, sagte er. Zum Abschluss bedankte er sich bei Frau Dr. Karoline Senn und Herrn Dr. Christoph Wötzer von der Vinzenzgemeinschaft Nordtirol und bei Herrn Stefan Prokop aus München für ihr Dabeisein. Neben ihnen richtete auch Caritas-Direktor Paolo Valente Grußworte an die Vollversammlung.

Im Bild von links: Vizezentralratsvorsitzende Greti Demetz, Ausgezeichnete Karl Fink und Bruno Bertoldi und Zentralratspräsident Josef Haspinger.