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Tätigkeitsbericht des Südtiroler Heimatbundes 2018

26 Dicembre 2018

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Tätigkeitsbericht des Südtiroler Heimatbundes 2018

Auch das Jahr 2018 war für den Südtiroler Heimatbund ein Jahr mit Trauer, Einsatz und Freude. Unser Einsatz galt auch 2018 der Selbstbestimmung, die wir auch außerhalb unseres Landes unterstützten. Viel Nachdenken erzeugte unter den Teilnehmern bei unserer Kulturfahrt in das Kanal Tal die dort verlorene Identität des ehemaligen österreichischen Gebietes.Mit der Teilnahme bei volkstumspolitischen Veranstaltungen und mit zahlreichen Stellungsnahmen war der SHB auch 2018 präsent.

Abschied nehmen mussten wir 2018 von 5 Freiheitskämpfern:Konrad Matuella geb. in Neumarkt, verstorben in Bad Hindelang in Deutschland im März; Karl Thaler, Tramin, im April; Georg Lanz, Terlan, im Mai; Johann Auer, Ahrntal im Juni und Johann Barbieri, Terlan, begleiteten wir im November 2018 zur letzten Ruhe. Im April verstarb auch die Frau unseres Ehrenobmannes und Freiheitskämpfers Sepp Mitterhofer, Maria (Moidi) Mitterhofer, die ihrem Mann immer selbstlos zur Seite gestanden ist. Euch allen danke für euren Einsatz für ein freies Tirol!
Die Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an die österreichische Minderheit in Italien ist ein souveräner Akt Österreichs, stellte der SHB im Februar 2018 in einer Aussendung klar. Italien habe darüber nicht zu befinden, auch wenn nationalistische Äußerungen einiger lokaler italienischer Politiker oder nationaler Zeitungsschreiber dies gerne haben möchten. Dies erklärte der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, in einer Aussendung.
Am 22. Februar nahm eine Delegation des SHB auf Einladung des Bürgermeisters von Bozen am Gedenken für die Geschwister Scholl an der Stele für die Widerstandsgruppe in Bozen/ Gries- Quirein teil.
Am Samstag, den 7. April fand in Terlan die 44. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes statt.
Diese Jahrhundertchance, das österreichische Angebot der Staatsbürgerschaft, ist der SVP nur lästig. Man will es vertagen und dann begraben. Natürlich wird das scheinheilig geleugnet. Aber damit kann der letzte Südtiroler von der Illusion Abschied nehmen, dass die SVP noch volkstumspolitische Anliegen vertritt. Sie geht seit Beginn der Amtsübernahme des LH den Weg der feigen, billigen Anbiederung an italienische Interessen.
Kein Wunder, dass sie auch im Fall Katalonien kein Wort der Verteidigung gefunden hat, ganz im Gegenteil. Auch die horrende Verfolgungspolitik der spanischen Regierung findet sie ganz in Ordnung. In Spanien gibt es heute viele politische Häftlinge, die nichts anderes getan haben, als mit demokratischen Mitteln den Volkswillen in einem Referendum zu erkunden und folgerichtig im katalanischen Parlament die Unabhängigkeit Kataloniens zu beschließen. Was wir heute in Europa ohne jeden Widerspruch irgendeiner Regierung erleben, ist die Wiederkehr des Nationalismus und der feigen Anbiederung ganz Europas. Das Europa der Gegenwart verrät alle angeblichen europäischen Werte. Es macht sich zum billigen Handlanger der spanischen Nationalisten.
Die Haltung des Südtiroler Heimatbundes ist klar: Wir kritisieren das scharf. Spanien ist nur noch eine Scheindemokratie, und Europa eine Gemeinschaft mit verratenen Werten.
Es ist unverständlich, dass es in Europa wieder politische Häftlinge gibt, die wegen ihres Einsatzes für die Selbstbestimmung verfolgt und eingesperrt werden. Jeder europäische Staat, der sich zum Handlanger nationalistischer Staatsanwälte und Regierungen macht, handelt gegen jede Rechtsstaatlichkeit und gegen den Gedanken eines freien Europas der Völker und Regionen, so der SHB-Obmann in seiner Ansprache.
Mit der Begrüßung „Viil gaheerte Hèeren und Vraun, liabata Khsellen, ich bolüstiga-mich möganten prèchtan bon Kånåltol“ begann Luis Thomas Prader, Sekretär des Sprachinselkomitees, im dort gebräuchlichen Kärntnerdeutsch sein Referat über das Kanaltal. Wenn in Südtirol das Wort Kanal Tal fällt, hört man fast immer die Frage „wo ist das?
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit Bernhard Zimmerhofer berichtete über die aktuelle politische Lage in Südtirol. Die Landesversammlung endete mit der Landeshymne.
Im Mai wurde in Bozen die Ausstellung „BAS- Opfer für die Freiheit“ eröffnet. Sie zeigt den Freiheitskampf der Südtiroler in den sechziger Jahren anhand von Dokumenten, Briefen und zahlreichen Exponaten nach. Besonders Ehrenobmann Sepp Mitterhofer hatte jahrzehntelang Gegenstände, Fotos und Unterlagen aus dieser Zeit gesammelt und für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Auch beim Zustandekommen dieser Ausstellung war der SHB maßgeblich dabei.
Auch dieses Jahr war es dem Südtiroler Heimatbund (SHB) ein Anliegen, seinen Mitgliedern ein interessantes und ethnisches Problem betreffende Lehrfahrt anzubieten. Da die Fahrt in das Kanal Tal am Pfingstwochenende vom Sprachinselforscher Luis Thomas Prader organisiert wurde, war es von vornherein klar, dass es verschiedene Treffen mit dem Kanaltaler Kulturverein, Schulpersonen und anderen interessanten Menschen in diesem Tal geben würde. Führungen und eine Kranzniederlegung beim Heldenfriedhof rundeten das Programm ab.
Mehr als 200 Personen nahmen am 8. September an der Einweihung des Gedenksteines für die Internierten des „Campo di concentramento Campo Isarco“ in Blumau und der Buchvorstellung über dieses Lager teil. Dazu eingeladen hatten der Südtiroler Heimatbund, der Heimatschutzverein Karneid, die 3 Schützenkompanien Karneid, Steinegg und Gummer sowie die Gemeinde Karneid.
Dieses italienisch-faschistische Internierungslager geriet bald nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Besonders die italienischen Politiker machten lieber auf das nazideutsche Durchgangslager in der Reschenstraße in Bozen aufmerksam. So wie die vielen italienischen Konzentrationslager in Ost- und Nordafrika, in Griechenland und in Slowenien während des Weltkrieges, passten solche „Einrichtungen“ nicht in das Geschichtsbild über das „Ventennio“, worin der Duce stets brav und nur sein Kumpan Hitler ein Mörder und Verbrecher war.
Zeitweise waren hier an die 3.000 Personen eingesperrt! Daran, dass die Gefangenen ihrer Freiheit beraubt waren, ließen Stacheldraht, 66 Scharfschützen, Schwarzhemden und tägliche Appelle keinen Zweifel aufkommen. Auch für eine vorbereitete Massenerschießung wurden nun Belege gefunden.
Ehrengast der Veranstaltung war die Buchautorin und Historikerin Alessandra Kersevan aus Udine, die in ihrer Stellungnahme erklärte:
„Der Anlass ist wichtig, vor allem im Hinblick auf die Geschichte, denn durch diese Initiative trägt Eure Gemeinschaft dazu bei, einen wichtigen Teil der Vergangenheit Italiens ins Rampenlicht zu stellen, von dem in dieser Nachkriegszeit wenig geredet wurde: ich meine das Vorhandensein im italienischen Staatsgebiet – in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs – eines ausgedehnten Netzes von Konzentrationslagern, die vom Faschismus errichtet worden waren.
Eines von diesen Lagern war hier, in Blumau, in einem Gebiet, das bereits wegen der Unterdrückung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung durch den Faschismus gelitten hatte. Bis vor kurzem war „Prati d’Isarco“ nur ein Name im Verzeichnis der über zweihundert vom Mussolini-Regime geführten Konzentrationslager. Jetzt aber können wir dank der Nachforschungen von Günther Rauch die Geschichte dieses Lagers kennenlernen.“
Im Oktober gratulierte der SHB der kurdischen Freiheitskämpferin Nadia Murad, die sich geweigert hat, zum Islam zu konvertieren, zur Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis.
Die ezidisch-kurdische Familie der Menschenrechtlerin Nadia Murad stammt aus dem Dorf Koço (Kocho) im Şengal. Das etwa 1.700 Einwohner zählende Dorf, in dem 300 Familien lebten, war am 15. August 2014 von der islamischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) überfallen worden. Weil sich die Bewohner weigerten, zum Islam zu konvertieren, wurden 380 Männer und Jugendliche erschossen. 694 Frauen und Kinder wurden entführt und sexuell ausgebeutet beziehungsweise zu Kindersoldaten ausgebildet. Auch die Mutter und sechs Brüder Nadia Murads wurden ermordet.
Der heute 25-Jährigen gelang nach etwa drei Monaten die Flucht aus der IS-Gefangenschaft.
Das ezidimische-kurdische Volk kämpft für sein Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Darum wurde es in seiner Geschichte dutzende Male zum Ziel von Angriffen und Massakern. Tausende Frauen und Männer sind immer noch in den Händen der Dschihadisten. Die mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnete Aktivistin lebt heute in Deutschland, wo sie sich gegen den islamischen Terror einsetzt.
Der SHB wollte zur doppelten Staatsbürgerschaft die Meinung der italienischen Bevölkerung erfahren, um zu sehen, ob auch diese dem nationalistischen Geist ihrer Regierungsvertreter anhängt oder nicht.
Das unabhängige italienische Meinungsforschungsinstitut DEMETRA in Mestre machte dazu im Oktober 2018 eine repräsentative Umfrage in ganz Italien. Die Überraschung war perfekt.
Die italienische Bevölkerung erklärte mehrheitlich, mit klaren 59% Zustimmung, mit dem österreichischen Vorhaben einverstanden zu sein. Die jungen Italiener sind besonders fair. Mit 77% befürworteten sie die österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler.
Mit ihrer negativen Haltung und ihren nationalistischen Äußerungen stehen die italienischen Politiker damit dem Willen des eigenen Volkes entgegen. Jene, die sich gerade in der neuen Regierung auf das italienische Volk berufen, sollten dies beherzigen.
Das fremdbestimmte Tirol gedenkt mit einer Dornenkrone in Bozen des Endes des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren: Am 3. November 1918 wurde in der Villa Giusti in Padua der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien unterschrieben. Damit endete der erste Weltkrieg an der Italienfront, der Millionen von Toten gefordert hatte, tausende von Verwundeten sowie besonders Tirol und Oberitalien in Not und Elend gestürzt hatte.
100 Jahre nach dem Waffenstillstand hat sich im italienischsprachigen Tirol die Gruppe „Noi Tirolesi/ Wir Tiroler“ gegründet mit der Absicht, auf das Leid der Menschen im südlichen Tirol seit der Teilung des Landes aufmerksam zu machen. Bildlich dargestellt wird dieses Leid mit einer Dornenkrone (Corona delle sofferenze), an der ein Stachel an jedes Jahr der Fremdherrschaft erinnert.
Auf Einladung des Südtiroler Heimatbundes wurde zum 100-jährigen Jubiläum am Sonntag, den 4. November in Bozen auf dem Siegesplatz (Großer Parkplatz hinter dem Denkmal) um 10.30 Uhr der hundertste Stachel von Mitgliedern der Gruppe „Noi Tirolesi/ Wir Tiroler“ in die Krone eingeschlagen.
Nach der Begrüßung durch SHB-Obmann Roland Lang hat dann Altmandatarin Dr. Eva Klotz und der Präsident von „Noi Tirolesi/ Wir Tiroler“, Vittorino Matteotti, zur Aktion Stellung genommen bzw. sie erklärt.
Das ehrende Gedenken an die Freiheitskämpfer am 8. Dezember wurde, wie alle Jahre, mit den Südtiroler Schützen organisiert. Der Gedenkredner Prof. Hans-Jürg Humer hat mit seiner Ansprache wesentlich zum Erfolg der diesjährigen Kerschbaumer- Gedenkfeier beigetragen.

Foto, Historikerin Alessandra Kersevan u. SHB-Obmann Roland Lang