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Aus dem ältesten Südtiroler Bildungshaus wird ein „Selbstversorgerhaus“

26 Ottobre 2018

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Aus dem ältesten Südtiroler Bildungshaus wird ein „Selbstversorgerhaus“

Das Rittner Bildungszentrum „Haus der Familie“ besteht aus drei Häusern und einer Kirche. Im Haupt- und Wiesenhaus finden weiterhin die bewährten Eigen- und Gastveranstaltungen statt – rund 600 jährlich. Das renovierungsbedürftige Waldhaus hingegen, das älteste Bildungshaus Südtirols, wird seit 3. September umgebaut und ab dem neuen Jahr zu einem Selbstversorgerhaus. Gruppen, die sich ab Frühjahr 2019 dort einmieten, versorgen sich zu einem großen Teil selbst und haben eigene Bildungsschwerpunkte. Daneben nutzt das Rittner Bildungszentrum das Waldhaus auch für eigene Veranstaltungen. Das Haus der Familie kann so sein Angebot erweitern und ermöglicht auch sozial Schwächeren den Zugang zu Bildung.

Das fertig renovierte Waldhaus in Lichtenstern ist künftig auf fünf Ebenen benutzbar: Im Tiefparterre befindet sich ein großer Werkraum, im Erdgeschoss bleibt die große Stube mit der alten Täfelung als multifunktioneller Bildungsraum erhalten. Zwei Sitzungsräume und ein Zimmer befinden sich außerdem dort. Im ersten Obergeschoss werden eine große Küche, ein Aufenthaltsraum und drei Zimmer untergebracht, im zweiten Obergeschoss fünf Zimmer eingerichtet und im dritten Obergeschoss ein Matratzenlager.

Das Waldhaus von Lichtenstern war schon vor dem 1. Weltkrieg als Waldschenke ein beliebter Ausflugsgasthof. Ab 1947 fanden dort die ersten Fortbildungskurse statt. Anfang der 1950er-Jahre kaufte die Diözese das Grundstück am Ritten und betraute die Caritas-Socialis-Schwestern mit der Führung des Hauses. Bis in die 1970er-Jahre hinein besuchten viele SüdtirolerInnen die beliebten Werkwochen, Exerzitien, Glaubens- und Ehevorbereitungskurse. 1973 wurde das Bildungshaus aufgrund von Auslastungsschwierigkeiten und dringendem Renovierungsbedarf geschlossen. Die Wende kam 1983, als die Diözese Bozen-Brixen die Anlage dem Katholischen Familienverband Südtirol (kfs) mit dem Auftrag anvertraute, ein Bildungs- und Begegnungszentrum für Familien zu errichten. Der Trägerverein „Haus der Familie“ entstand. Er baute 1984 das neue Haupthaus unweit des bestehenden Waldhauses. Dort findet bis heute die Haupt-Bildungstätigkeit statt. Auch im Wiesenhaus befinden sich Weiterbildungsräume und Zimmer, die durchwegs ausgelastet sind. Lichtenstern ist so zum wichtigsten Bildungszentrum Südtirols geworden. Im Laufe der Zeit wurde allerdings beim dritten Haus – dem Waldhaus – eine Generalsanierung notwendig. Es wird derzeit um ein Stockwerk erhöht und mit einem Aufzug versehen. Alle Zimmer bekommen ein Bad, die Küche kann auch als Schauküche für Kochkurse verwendet werden.

Die Verantwortlichen des Hauses der Familie möchten mit der neuen Zweckbestimmung der wachsenden Nachfrage von Selbstversorger-Gruppen gerecht werden. Viele suchen für eigene Bildungsangebote Unterkünfte, passende Räume und kostengünstigere Lösungen. Harald Mengin, Vizepräsident des Vereins „Haus der Familie“, erklärt: „Wenn ich in Südtirol vom Haus der Familie erzähle, haben viele Menschen hauptsächlich das Waldhaus im Kopf.“ Dessen Erscheinungsbild sei einzigartig und habe einen hohen Wiedererkennungswert. Daher war es bei der Umbauplanung wichtig, das Gesicht des Hauses zu erhalten.

Das Bildungszentrum kann mit dem Umbau sein Angebot weiter differenzieren: Im Wald- und Wiesenhaus finden die bewährten Eigen- und Gastveranstaltungen statt. Bei Bedarf werden dafür auch die Zimmer, Küche, Gruppenräume oder das Matratzenlager des neu umgebauten Waldhauses genutzt. Hauptsächlich aber soll dieses Gruppen zur Verfügung stehen, die sich selbst versorgen, sagt der Vizepräsident des Vereins. „Unser Angebot wird kompletter, sozialer und für Selbstversorger günstiger“, erklärt Harald Mengin: „Wir haben den häufig genannten Bedarf aufgegriffen und möchten vor allem jene Menschen, Gruppen und Vereine zum Kommen einladen, die sich mit eigenen Bildungsschwerpunkten wie Natur, Handwerk, Basteln, gemeinsamem Tüfteln, Kochen und Backen, Musik oder sozialem Lernen befassen.“ Die Gruppen können in Vereinen, Verbänden oder Betrieben organisiert sein. Es kann sich aber auch um private Teams handeln, die miteinander lernen und Zeit verbringen möchten.

Die drei Häuser des Bildungszentrums von Lichtenstern befinden sich am Ritten inmitten einer wunderbaren Naturlandschaft. Direktor Elmar Vigl betont, dass sich die Zweckbestimmung des erneuerten Waldhauses gut in das Konzept des Bildungszentrums einfüge. Dieses gipfelt im Slogan „Wo Bildung zum Erlebnis wird“. Elmar Vigl ist überzeugt, dass Lernen vor allem im Tun entsteht. Als solches sei das in vier Monaten fertig umgebaute Waldhaus eine zusätzliche wertvolle Ressource, um Menschen Bildungs- und Erfahrungstreffen zu ermöglichen.

Südtirols Familienseelsorger und geistlicher Assistent im Haus der Familie Toni Fiung betonte die Wichtigkeit des Zugangs zu Bildung für alle Bevölkerungsgruppen des Landes. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg habe das Waldhaus in Lichtenstern Menschen durch Bildung neue Perspektiven eröffnet. Diese Tradition solle nun weitergeführt werden: „Bildung ist die beste Armutsprävention“, sagte er.

Dem Architektenteam Dietmar Dejori und Ezio Moschen war es ebenso wichtig, das Gesicht des ältesten Bildungshauses Südtirols zu wahren, dessen Bausubstanz zu erhalten, es den modernen Erfordernissen anzupassen und behindertengerecht zu gestalten. Die angenehme Atmosphäre und die alte Stube bleiben bestehen.

Erich Rottensteiner, Vizebürgermeister der Gemeinde Ritten, betonte den Wert des Rittner Bildungsdorfes für die lokale Bevölkerung. Das Haus der Familie werde von Gruppen und Organisationen der Gemeinde gerne genutzt und sei über Grenzen hinaus ein wichtiger Bezugspunkt in der Südtiroler Bildungslandschaft. Dafür sei er dankbar und froh, erklärte Erich Rottensteiner.

Eine Bausteinaktion, an der sich Bildungsgäste beteiligen können, trägt zur finanziellen Unterstützung des Umbaus bei. Die Bausteine, die im Haus der Familie gegen eine freiwillige Spende erhältlich sind, können von Familien oder Einzelpersonen bemalt und gestaltet werden. Sie werden im Waldhaus eingearbeitet und bleiben für künftige Besucherinnen und Besucher sichtbar.

Ab März kommenden Jahres kann das neu umgebaute alte Waldhaus von Lichtenstern gebucht werden. Die Anmeldungen werden über das Haupthaus abgewickelt: Tel. 0471 345 172, E. info@hdf.it, www.hdf.it.