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„Der Bauer und die Moderne“ – eine wissenschaftliche Tagung im Innsbrucker Ferdinandeum

3 Aprile 2018

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„Der Bauer und die Moderne“ – eine wissenschaftliche Tagung im Innsbrucker Ferdinandeum

INNSBRUCK. Vorträge von WissenschaftlerInnen aus Österreich, Deutschland und den USA werfen in der Tagung „Der Bauer und die Moderne“, die am 13. und 14. April 2018 im Ferdinandeum stattfindet, einen neuen Blick auf die Konstruktion und Kritik „volkstümlicher“ Bildwelten.

„Die Tagung im Ferdinandeum führt internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Innsbruck zusammen, um sich über ästhetische, ideologische und mediale Grenzen von kunstwissenschaftlichen Kategorien wie Volkstümlichkeit auszutauschen. Der Künstler Franz von Defregger spielt in diesem Diskurs eine entscheidende Rolle. Werke Defreggers und Kopien nach seinen Arbeiten aus der Sammlung der Tiroler Landesmuseen werden in eigens für das Symposion zugänglich gemachten Räumen des Museums zu sehen sein“, stellt PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, fest.
Franz von Defregger studierte an der Königlichen Kunstakademie in München und wurde mit seinen Porträts, Motiven aus dem bäuerlichen Alltagsleben sowie dramatischen Gemälden aus dem Tiroler Volksaufstand 1809 zum Publikumsliebling. Er gehörte zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlern der Zeit um 1900. Heute fällt die Bewertung seines Werks unterschiedlich aus. Während Defreggers Kunst in Tirol populär geblieben ist und immer noch identitätsstiftend wirkt, ist er international einem breiten Publikum kaum mehr bekannt.
Dr. des. Peter Scholz, Kustos der Älteren Kunstgeschichtlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen und Mitorganisator der Tagung, betont: „Spätestens seit 1945 wurden Volkstümlichkeit, Erzählfreude und Humor als kunstferne Größen angesehen. Die qualitätvolle Malweise, die Franz von Defregger, aber auch andere praktizierten, wurde abschätzig als akademisch und die bäuerlichen Themen als provinziell abgetan. Die Tagung, die in Kooperation mit der Universität Siegen organisiert wird, ermöglicht einen neuen Blick auf die gründerzeitliche Malerei.“

Gründerzeitliche Malerei und Kommerzialisierung

Problematisch für diese Art der Malerei ist ebenso, dass die bürgerlich-konservative Kunst der Gründerzeit zunehmend unter den Einfluss völkisch-reaktionärer Kräfte geriet. Von den Nationalsozialisten wurde sie als kompatibel mit deren künstlerischen Vorstellungen erachtet. Darüber geriet in Vergessenheit, wie stark gründerzeitliche Maler in moderne Prozesse der Kommerzialisierung eingebunden waren. Defregger arbeitete mit dem Kunstverlag Franz Hanfstaengl zusammen und vermarktete seine Werke nicht nur durch Lithografien oder Postkarten, sondern auch mittels Gebrauchsgegenständen wie Tassen oder Zierteller.

Tagungsprogramm

Am Freitag, 13. April, spricht Markus Neuwirth aus Innsbruck über den übermalten Landsturm 1809 von Joseph Anton Koch und die Topoi Tirols im 19. Jahrhundert. Angelika Irgens-Defregger aus München widmet sich „zwei Ikonen der Populärkultur“ – Franz von Defregger, Vorfahre ihres Mannes, und Peter Rosegger. Jo Briggs vom Walters Art Museum in Baltimore zeigt die einstmals weltweite Rezeption der Kunst Defreggers auf. Weitere Vortragende am Freitag sind: Joseph Imorde aus Siegen, Helmut Hess aus München, Ludwig Tavernier aus Koblenz, Matthias Memmel aus München und Rebecca Krämer aus Wiesbaden/Koblenz. Der Tag endet mit einem „Heimatabend reloaded“ – einem Konzert des Afelder Dreigesangs und der 4Kleemusig.

Am Samstagvormittag erläutert Andreas Zeising aus Siegen die nachhaltige Popularisierung gründerzeitlicher Malerei in Kaiserreich und Weimarer Republik. Yvonne Arras aus Balingen bespricht die Volkstümlichkeit in der Malerei des Schwäbischen Impressionismus. Weitere Vorträge halten Felix Steffan aus München und Peter Forster aus Wiesbaden. Ihren Abschluss findet die Tagung um 12.30 Uhr mit einer Abschlussdiskussion. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos, es ist keine Anmeldung erforderlich.

Im Bild: Speckbacher und sein Sohn Anderl von Franz von Defregger (1835 – 1921), 1869, Öl auf Leinwand/c-TLM.