Innsbruck. Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2016 erschienen
Sprachrohr für wissenschaftliches Arbeiten im Museum und Vernetzung mit externen ForscherInnen.
INNSBRUCK. Seit 2008 veröffentlichen die Tiroler Landesmuseen das „Wissenschaftliche Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen“, in dem Forschungsergebnisse gebündelt präsentiert werden. Die Publikation versteht sich als offene Plattform für Tirol-relevante Forschungsthemen und verbindet Universitäten mit dem Museumsbetrieb – ein Ansatz, der von der scientific community geschätzt wird. „Der aktuelle neunte Band des Wissenschaftlichen Jahrbuchs der Tiroler Landesmuseen macht mit seinen acht Beiträgen deutlich, welche zentrale Rolle die fortlaufende Forschungsarbeit der an den Tiroler Landesmuseen tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einnimmt. Neben dem interdisziplinären Ansatz ist uns das Mitwirken externer Forscherinnen und Forscher an der Publikation sehr wichtig“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen.
Artenvielfalt in Tirol
Vier Beiträge im Jahrbuch widmen sich naturwissenschaftlichen Themen. Andreas Eckelt, Benjamin Wiesmair und Ernst Partl werfen einen Blick zurück auf das Treffen der Entomologen des Alpen-Adria-Raumes im Naturpark Kaunergrat, das im Juli 2016 stattfand. Das Treffen nutzten rund 80 TeilnehmerInnen aus sieben Ländern zum Austausch und zur gemeinsamen Sammelaktivität. Dem DNA-Barcoding von Schmetterlingen des zentralen Alpenraumes widmet sich Peter Huemer in einem Beitrag. Der Aufbau einer Datenbank, die innerhalb von drei Jahren mit über 10.000 DNA-Barcodes von mehr als 2.500 Schmetterlingsarten befüllt werden konnte, brachte zahlreiche bemerkenswerte Erstnachweise für Südtirol und Tirol mit sich. Einen Einblick in die vielfältige Flora und Fauna von Thiersee gibt der Bericht von Konrad Pagitz und Peter Huemer über die Aktion „GEO-Tag der Artenvielfalt 2016“. Die TeilnehmerInnen sammelten dabei innerhalb von 24 Stunden Informationen zu möglichst vielen vorkommenden Pflanzen und Tieren und dokumentierten diese. Der vierte naturwissenschaftliche Beitrag von Benjamin Wiesmair und Andreas Eckelt beschäftigt sich mit der Lebensweise, der Biologie und der Verbreitung des Mistel-Glasflüglers. Andreas Eckelt konnte 2016 die 21. Art der Glasflügler in Tirol nachweisen.
Shakespeare in Tirol
Shakespeares 400. Todestag im Jahr 2016 war für Hansjörg Rabanser Anlass, die Geschichte rund um eine Grafik in den Beständen der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum zu rekonstruieren. Das Bild zeigt den Schauspieler Friedrich Mitterwurzer in der Rolle des Shylock im „Kaufmann von Venedig“. Die aus einer Südtirol Familie entstammende Persönlichkeit war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Neben der Untersuchung der Grafik und der Karriere Mitterwurzers rückt Rabanser die Shakespeare-Rezeption in Tirol in den Fokus. Der früheste Nachweis einer Aufführung eines Shakespeare-Stückes in Tirol geht auf das Jahr 1660 zurück.
Die Porträts von Hans Maler
Anlässlich der Ausstellung „Nur Gesichter? Porträts der Renaissance“ beleuchtet Stefan Krause in seinem Beitrag das Œuvre des in Schwaz tätigen Malers Hans Maler. Maler porträtierte sowohl Herrscher als auch Akteure des Schwazer Bergbaus. Der Artikel liefert einen Bestandskatalog aller 42 bekannten weltlichen Porträts Malers, datiert zwischen 1515 und 1526/29.
Untersuchung eines Gemäldes
Die Malschichtveränderungen durch Krepierung beschäftigen Ulrike Palm, Anke Schäning und Wolfgang Baatz. Am Institut für Konservierung—Restauration an der Akademie der bildenden Künste in Wien untersuchten sie das Gemälde „Stillleben mit Ölkanne“ (1931) von Rudolf Wacker, das sich in den Sammlungen der Tiroler Landesmuseen befindet, technologisch hinsichtlich dieser Schäden.
Die Erforschung der afrikanischen Diaspora in Österreich
Walter Sauer erarbeitete eine Kollektivbiografie von AfrikanerInnen im frühneuzeitlichen Österreich. Meist gelangten sie als Sklaven nach Europa und arbeiteten u. a. auch am habsburgischen Hof. Auch wenn für Tirol die Quellen spärlich sind, so dürften die ersten AfrikanerInnen hier bereits im 16. Jahrhundert als „Lakaien“ gedient haben.
Die Autorinnen und Autoren
Elf Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Disziplinen zeichnen für das Zustandekommen des Bandes, dessen Herausgeber Wolfgang Meighörner ist, verantwortlich: Wolfgang Baatz, Andreas Eckelt, Peter Huemer, Stefan Krause, Konrad Pagitz, Ulrike Palm, Ernst Partl, Hansjörg Rabanser, Walter Sauer, Anke Schäning und Benjamin Wiesmair.
Das Wissenschaftliche Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen ist in allen Museumsshops der Tiroler Landesmuseen, im Buchhandel sowie online unter http://shop.tiroler-landesmuseen.at erhältlich. (ISBN 978-3-7065-5597-5, StudienVerlag, Preis € 34,90). Im Rahmen des Schriftentausches wird das Wissenschaftliche Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2016 außerdem an renommierte in- und ausländische Universitäten, Bildungseinrichtungen und Museen versandt.
Im Bild: Blick in das Wissenschaftliche Jahrbuch 2016 der Tiroler Landesmuseen/Foto/© TLM