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„Ich war ein guter Pausenclown“

19 Aprile 2014

„Ich war ein guter Pausenclown“

Die Brixner Mikrobiologin Margit Zöll hat mit ihrer Anhörung bei der Kür der Kinder- und Jugendanwältin sehr beeindruckt, Tageszeitung Online. Die Stelle hat sie aber nicht bekommen, aus diesem Grund ist sie auch bitter enttäuscht. Margit Zöll ist um eine Erfahrung reicher geworden. Wenn auch um eine bittere.

„Ich bin sehr enttäuscht“, gesteht die Brixnerin, die im Rennen um das Amt der Kinder- und Jugendanwältin den Kürzeren gezogen hat. Nicht, dass Margit Zöll der neuen Kinder- und Jugendanwältin Paula Ladstätter die Kompetenz absprechen würde.  „Es war immer von Transparenz die Rede und davon, dass junge und motivierte Menschen gefördert werden sollen, in Wahrheit wurde die ganze Sache ins Politische gezogen. Das, was bei der Anhörung gesagt wurde, ist völlig in den Hintergrund geraten, hat nichts mehr gezählt“, so kritisiert Margit Zöll.  Sie selbst ist davon überzeugt, bei der Anhörung im Südtiroler Landtag eine gute Performance hingelegt zu haben. Enttäuscht hat bei ihrer Anhörung nur, dass relativ wenige SVP-Vertreter anwesend waren.  Margit Zöll ist davon überzeugt, wenn man ihr zugehört hätte, dann hätte sie gute Chancen auf dieses Amt gehabt.
In der extrem kurzen Anhörung war es mir nicht möglich, alle meine Ideen für die Anwaltschaft einzubringen, so Zöll. Ich konnte aber sicherlich gut zum Ausdruck bringen, wofür ich stehe.
Ich wollte mich dafür einsetzen, dass Südtirol wieder ein Land wird, in dem man zusammensteht, in dem man Werte vorlebt und nicht nur predigt. Das soziale Netz muss wieder greifen und jeder Erwachsene muss sich für das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen seiner Umgebung verantwortlich fühlen und einsetzen. Den Familien muss in Krisenmomenten die Hand zur Unterstützung gereicht und nicht mit dem Finger auf sie gezeigt werden, egal ob es sich um finanzielle Probleme oder auffälliges Verhalten von Kindern und Jugendlichen handelt.
Tabuthemen wie schwierige Lebenssituationen bei Scheidungen der Eltern, Essstörungen und Homosexualität von jungen Menschen und vieles mehr müssen endlich offen angesprochen werden. Probleme können nur gelöst werden, indem man sie offen angeht und nicht indem man sich für sie schämt. Kinder müssen Kinder sein dürfen, und es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, die Probleme, Sorgen und Nöte der Erwachsenenwelt von ihnen fern zu halten und sie zu beschützen.
Was mich persönlich betrifft, so liegt meine Enttäuschung in der Tatsache, dass die kürzlich getätigten Aussagen der SVP, man wolle neue, junge, motivierte Menschen mit ins Boot holen, wieder nicht ernst gemeint waren. Hätte man mir den Lebenslauf aller Kandidaten und Kandidatinnen gezeigt, hätte ich, ohne sie zu kennen, auch Frau Ladstätter ausgesucht.
Dennoch muss ich sagen, ich muss ein ziemlich guter ,Pausenclown’ gewesen sein, um es so weit zu bringen, ohne irgendwelche politischen Beziehungen.“
Ja, zu blauäugig ist sie wohl gewesen, räumt Margit Zöll ein. Die studierte Mikrobiologin hätte sich in der Lage gesehen, als Kinder- und Jugendanwältin zu arbeiten, auch wenn sie kein Jus-Studium abgeschlossen hat. „Ich habe alle freien Wahlfächer im Bereich Jus belegt und die Prüfungen bestanden, also ganz ahnungslos bin ich nicht“, sagt sie.

Foto von Margit Zöll: Tageszeitung Online