Der am Landesgericht erstinstanzlich verurteilte Franz Pircher ist weiterhin Rechnungsprüfer für die Landesverwaltung bei der Gesellschaft Ecocenter AG, so Tageszeitung Online. Stefano Fattor soll für ein weiteres Jahr deren Präsident bleiben.
Die Frage nach den Posten von Franz Pircher in Verwaltungsräten von öffentlich kontrollierten Gesellschaften wurde spätestens am 11. Oktober 2013 virulent. Hier wurde der frühere SEL-Aufsichtsratspräsident Franz Pircher (zusammen mit Ex-SEL-Präsident Klaus Stocker) am Landesgericht Bozen zu einem Jahr und acht Monaten Haft wegen Betrugs gegen die SEL verurteilt. Die Affäre um das Kraftwerk in Mittewald. Während die Landesregierung Pircher bereits vor dem erstinstanzlichen Schuldspruch (die Berufungsverhandlung ist für September angesetzt) aus dem SEL-Auftsichtsrat entfernte, vertritt er das Land weiterhin in der Gesellschaft Ecocenter als Rechnungsprüfer.
„Er war bei den jüngsten Sitzungen stets anwesend, es gab keine Diskussion über seine Anwesenheit“, sagt Ecocenter-Präsident Stefano Fattor. Für den Verbleib Pirchers auf seinem Posten sieht er einen einfachen Grund, „Der Schuldspruch ist bisher nicht rechtskräftig, auch die Berufsvertretung der Wirtschaftsprüfer hat bisher keinen Anlass gesehen, ihn auszuschließen“. Es liegt aber in der Hand der Landesregierung, Pircher weiter zu entsenden; so Fattor. Nicht nur dieser Umstand besorgt die grüne Landtagsfraktion, die gestern eine Landtagsanfrage zu Franz Pircher eingebracht hat. Einige der Fragen: „Wie bewertet die Landesregierung die Opportunität der Präsenz von Franz Pircher im Verwaltungsrat?“ „Wen oder was beaufsichtig Franz Pircher?“
Die Landesverwaltung ist bei der Ecocenter AG, die in der Müllverarbeitung tätig ist, mit zehn Prozent beteiligt. 44 Prozent hält die Gemeinde Bozen, 46 Prozent die übrigen Südtiroler Gemeinden. Jeder der drei Teilhaber stellt einen Rechnungsprüfer. Am 30. April findet die Jahreshauptversammlung der Ecocenter AG statt, wo eine weitere Personalie entschieden wird. Die voraussichtliche Verlängerung der Präsidentschaft von Stefano Fattor. Eigentlich läuft sein Mandat mit diesem Datum aus, gemäß der ethnischen Rotation müsste ein deutsch Erklärter die Präsidentschaft übernehmen. Doch wie es aussieht, wird diesmal eine Ausnahme gemacht. Die Bozner SVP ist nicht abgeneigt, einer Verlängerung der Präsidentschaft des früheren Bozner Umweltstadtrates um ein Jahr zuzustimmen.
Der Betroffene selbst hat auch nichts dagegen: „Das wäre in dieser Phase, wo die Probleme mit dem neuen Verbrennungsofen nicht gelöst sind, die beste Lösung“. Die Ecocenter AG soll demnächst den neuen Ofen vom Bieterkonsortium, das ihn gebaut hat, übernehmen.